Der Kalendermann vom Veitsberg | Page 3

O. Glaubrecht
Alles zu haben für Mund und Herz, Musik und Schauspiel, wenn's beliebt!?
Das Schauspiel war aber eine Gesellschaft von Hunden, theils in Bordenr?cke gekleidet, mit Hüten und Perücken auf den K?pfen, theils in Reifr?cke gehüllt und die Damen vorstellend. Die führten nach dem Ton einer Sackpfeife, die ihr Herr blies, allerlei kurzweilige T?nze aus, machten einander Diener und Knickse, und benahmen sich ganz anst?ndig, bis ein Spa?vogel ihnen ein Stück Wurst zuwarf, worauf sie schnell in ihre Hundenatur zurückfielen.
Da gab's unm??iges Gel?chter, in das eine Schaar von Knaben aus vollem Halse einstimmte, die mit Holz und Strohbündeln unter den Armen den benachbarten H?hen zueilten. Denn wer mag ein Knabe sein in der guten Stadt Grünberg und kein Gallusfeuer sehen! Zwei Freuden auf einmal; von den H?hen herab den Markt sehen mit seinem bunten Gewimmel und vor sich das Gallusfeuer! Da klingt erst das Lied recht gut.
?Gallmarkt ist da! Drum heraus Aus dem Haus! Wer Bier hat, der trink's, Wer Holz hat, der bring's Zum Gallusfeuer, Zum Gallusfeuer!?
W?hrend so Gesch?ftigkeit und Frohsinn den Jahrmarkt belebte, schallte durch das Getümmel hindurch der dumpfe Ton einer Trommel, in den sich schrillernd die Melodie einer Querpfeife mischte. Alles was abkommen konnte, dr?ngte sich der Stelle zu, und man sah, was man lange nicht gesehen hatte, zween Polacken in Pelzkleidern und mit gro?en Prügeln in den H?nden, die führten an einer langen Kette einen B?ren, und auf dem Rücken des fürchterlichen Thieres sa?, o Wunder und Entzücken! ein Aefflein in einem rothen J?ckchen, sonst nichts um und nichts an. Das Aefflein tanzte auf dem B?ren und schlug Purzelb?ume, und a? Aepfel und warf die Krutzen nach den Zuschauern. Und der B?r tanzte auch, aber viel ungelenkiger und schien gar keine Freude an seinem Tanzen zu haben, und bekam viele Prügel, da? er zum Entsetzen von Jung und Alt erschrecklich brummte.
In der Menschenmenge, die den B?ren von allen Seiten umgab, hielt seit geraumer Zeit eine Chaise; denn es war nicht m?glich, auch nur einen Schritt weit vorw?rts zu kommen. Der Kutscher war abgestiegen und stand vor den Pferden, und hielt ihnen die Augen zu, und strich ihnen den Hals, und gab ihnen Schmeichelnamen aller Art; denn den Pferden war's bange vor dem Raubthier, und wollten nicht Stand halten. Ein Bedienter in J?geruniform hatte derweil seinen Rath mit Einem aus der Bürgerschaft, der zur Marktwache geh?rte, und auf seinen Spie? gestützt, das einzige Zeichen seiner Würde, in das Treiben hineinsah und behaglich sein kurzes Pfeifchen rauchte. Der Rath zwischen dem J?ger und dem Spie?mann schien nicht sehr freundlich zu sein; denn der J?ger hatte ein zornrothes Gesicht und rief in einem fort: ?Macht Platz, oder ich ziehe vom Leder!? Der Spie?mann blickte l?chelnd auf die halbgezogene Waffe und sagte gelassen: ?Stecket euer Schwert an seinen Ort, mein Freund; nach gutem alten Marktrecht spielt der zuerst, der zuerst kommt, und da der Polack mit seinem Pelz zuerst auf dem Fleck war, so spielt der zuerst, dann kommt die Reihe auch an euch. Was ihr nun in eurem Kasten dort habt -- es will mich bedünken, als w?ren auch fremde Thiere drinnen -- das la?t sp?ter sehen. Eile mit Weile.? -- ?Aber seht ihr denn nicht, Mann?, rief der J?ger noch ungeduldiger, indem er den Hirschf?nger v?llig aus der Scheide zog, ?da? der Kutscher die Pferde nicht halten kann, die Bestie dort bringt meine Herrschaft in's Unglück!? -- ?Das ist ein Anderes, Freund?, sagte der Spie?mann, ?das h?ttet ihr gleich sagen k?nnen, da? ihr Reisende führt. Ich will gleich Platz machen; nur sag' ich noch einmal: Steckt euer Schwert an seinen Ort; nach gutem Grünberger Marktrecht kommt Jeder dort in den Thurm, der sich erdreistet, wider hochl?bliche Bürgerschaft, zumal im Marktdienst, das Gewehr zu ziehen!? So sagend schwang er seine Waffe und gebot in gebrochenem Deutsch, das sie selber redeten, den B?rführern zur Seite zu gehen.
Die Pferde zogen rasch an mit manchem gef?hrlichen Seitensprung, mit manchem scheuen Blick nach dem B?ren hin, und nach wenigen Minuten rollte der Wagen durch die Marktgasse hinauf auf den Marktplatz und vor das Gasthaus zum Riesen. Da war ebenfalls ein reges Leben und Treiben. Unter Mühe nur konnte der Kutscher eine Anfahrt gewinnen; denn Fuhrwerke von allen Arten hatten bereits die Stra?e besetzt. Der Riesenwirth, ein kleines fettes M?nnlein, mit einem langen steifen Zopf, stand, ein wei?es Schürzlein vorgebunden, und die wei?e Mütze unter dem linken Arme, unter seinem Hofthore und machte einen Bückling hinter dem andern, w?hrend der J?ger zur Seite des Schlages stehen blieb, um abzuwarten, bis drinnen die Thüre des Wagens ge?ffnet werde. Das kam dem Riesenwirth sonderbar vor und noch sonderbarer seinen G?sten, die zu allen Fenstern heraussahen und sich über die Kutsche von so fremder Gestalt und über die Passagiere unterhielten, die gar nicht aus dem Wagen heraus wollten.
Da es endlich dem Riesenwirth scheinen wollte, als thue der J?ger
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