Der Gwissenswurm | Page 5

Ludwig Anzengruber
von unn?tn! Der Dusterer ist über ein Feldpater! Alles kurz und eindringlich und hizt: glaub's oder glaub's nit! A Teuxelskerl sag ich dir, mit sein gottgf?lligen Wesen. Dran glauben mu? man. D?s hat er heraust, ja, ja, d?s hat er heraust! Zwegn, da? er sein Vorteil sucht, selb is richtig, aber d?s tut nix, mag's selber gern sehn, wann einer was treibt, er treibt's recht, aber ehrlich mu?'s dabei zugehn! Wann ich ihm dahinter kam, da? d?s kein Schickung is, d? ihn in mein Haus führt, da? net so sein mü?t, wie er sagt, da? er auf 'n Herrgottn sein Rechnung lugt--Kreuzsakra, Wastl, da kriegest a Arbeit.
Wastl. Jesses, Bauer, schaff an, schaff nur glei an!
Grillhofer (l??t den Kopf h?ngen). La? gut sein, Wastl, la?'s gut sein. 's kimmt n?t a so.--Er hat mich schon bei der richtigen Faltn. Er hat mich an oans erinnert, hon's schon lang vergessen ghabt--hizt aber hat sa sich aufgriegelt, hizt sitzt's da und gibt kein Ruh mehr, der Gwissenswurm is's--und da hilft kein Aufdammen. Sch?n, sch?n unterdrucken hei?t's und reuig sein.
Wastl. Grillhofer, wann's wahr is, da? eins, das sein Art auf einmal ?ndert, bald verstirbt, so machst es neama lang, der Dusterer braucht net lang mehr ernste Gsichter z'schneiden, der konn bald lachen. Kreuzteufl! Früher habn mer g'arbeit und sein dann lustig gwest all Tag und du warst der Flei?igst und Lustigste, und wann ich denk, da? der alte Halunk dran Schuld tragt, da? mir hizt dasitzen wie auf einer Kartausen--Sikra h'nein, ich wollt, er kam hizt h'rein, da? i ihm's h'neinsagn kunnt: Dusterer, du bist a Haderlump!

Anzengruber: Der Gwissenswurm, I. Akt, 5. Szene

Fünfte Szene
Vorige. Dusterer.
Dusterer (kleine, hagere, schw?chliche Gestalt, von der Zipfelmütze bis zu den Stiefeln hinunter ganz schwarz gekleidet. Spricht alles auf trockene, gewichtige Bauernmanier, sto?weise). Gelobt sei Jesus Christus!
Wastl (schreit, wie in seiner Rede fortfahrend). In Ewigkeit!
Grillhofer. In Ewigkeit!
Dusterer (beh?lt seine Pfeife im Munde und geht rasch auf Grillhofer zu). Grü? Gott, Schwager, grü? Gott, no, wie is dir denn wordn aufs letzte Beten?
Grillhofer. Hm, besser, ja, ich mein schon a bissel besser!
Dusterer (setzt sich). Verlaubst schon. Na, sollt mich freun. Ja, ja. (Beobachtet Grillhofer scharf.) Sollt mich rechtschaffen gfreun! Tats nur wieder weisen, da? ma die Krankheiten abbeten kann, is a alte Gschicht! Freilich gh?rt die rechte Frummheit und Bu?fertigkeit dazu! Wer nur unserm Herrgott 's Maul machen m?cht, der richt nix. Nur an die Leut und an der eingri?nen Gottlosigkeit liegt's--an sonst nix--an sonst nix! (Pafft Rauchwolken von sich.) Ja, ja.
Wastl (tritt zu ihm). Mu?t nit rauchen, Dusterer! Ich bin vom Haus und rauch a n?t! (Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.)
Grillhofer. Wastl--du Sikra h'nein!
Wastl (klopft die Pfeife auf dem Fensterbrett aus und setzt den Fu? auf die glimmende Asche). Verlaubst schon. Um die Gselchtigkeit is 'm Bauern ja do net z' tun!
Grillhofer. Na, aber der ?rger, den d' ein'm machst, schlagt mir leicht an?
Wastl. Is dir gwi? gsünder! (Gibt dem Dusterer die Pfeife zurück.) Da, Dusterer.
Grillhofer. Wastl, du Sakra, du nimmst dir viel heraus. (Erhebt sich mühsam.) Mach mich nit schichti, am End kunnt ich dich doch no meistern.
Wastl. Recht is's, d?s steht dir an--kimm nur her, Bauer, ich wehr mich nicht viel--und dir is's leicht gsund!
Grillhofer (setzt sich ersch?pft). Du narrischer H?llteufl, du!--Geh zu, sag ich, geh zu!-Dusterer (begütigend). La? gut sein, Schwager, la?'s gut sein--ja--ja! (Mit Emphase.) I verzeih ihm--ich verzeih ihm--d?s tu ich.
Wastl (mit uns?glicher Verachtung). Er verzeigt mir! (Ist bis zur Türe gegangen.) Der! Verzeigt mir! Bhüt dich Gott, Bauer! (Ab.)

Anzengruber: Der Gwissenswurm, I. Akt, 6. Szene

Sechste Szene
Grillhofer. Dusterer, dann Rosl.
Dusterer. Is a kecker Ding, der Wastl! Ja, ja! Mein allweil, Hochmut kommt vorm Fall. Kunnt doch gschehn, wer wei?, wie bald, da? er entbehrli wurd.--Ja.
Grillhofer. No, no, nur vertraglich! Was sagst, du verzeigst ihm, wann d' ihm was nachtragn willst?
Dusterer. Hat er s' angnommen, d? Verzeihung--hat er s'angnommen? Han?
Grillhofer. Ah was, auf 'm Stubenbodn wird er s' nit liegen lassen habn! --Solang ich die Augen offen hab, will ich net sehn, wie mein Anwesen zruckgeht, der Wastl is wie a Pfleger drauf. Tat keiner gut, der ihn weggab. Du verstehst dich a mehr aufs Himmelreich als auf d' Wirtschaft!
Dusterer. Wohl, wohl. Z' wirtschaften hat's wenig gebn, da mu? oans auf 'n himmlischen Vater vertraun. Da? ich sag, ja, da? ich sag, es war mir vorhin nur um die Pfeifen, weil a Anfeuchtung is beim Reden--wei?t, mir redt sich trocken so schwer.
Grillhofer. D'Rosl mu? eh glei ein Wein bringen.
Dusterer. No nochert is schon recht, nochert is schon recht. Dann w?lln mer weiterredn. Mein Seel, ich bin so austrückert da h'rum als h?tt mich die glütende H?lluft anblasen.
Grillhofer. Warst leicht unt auf ein klein Bsuch?
Dusterer. D?s net, Schwager, d?s net, aber glesen hab ich davon.
Grillhofer. In ein Buch stund's aufzeichnet?
Dusterer. In ein gro?en, dicken Buch--wie d?s, so dick--sein auch Bilder dabei, alles, wie's zugeht; es
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