Der Goldene Topf | Page 4

E.T.A. Hoffmann
einem tiefen Traum ger��ttelt oder gar mit eiskaltem Wasser begossen, um ja recht j?hling zu erwachen. Nun sah er erst wieder deutlich, wo er war, und besann sich, wie ein sonderbarer Spuk ihn geneckt und gar dazu getrieben habe, ganz allein f��r sich selbst in laute Worte auszubrechen. Best��rzt blickte er die B��rgersfrau an und griff endlich nach dem Hute, der zur Erde gefallen, um davon zu eilen. Der Familienvater war unterdessen auch herangekommen und hatte, nachdem er das Kleine, das er auf dem Arm getragen, ins Gras gesetzt, auf seinen Stock sich st��tzend mit Verwunderung dem Studenten zugeh?rt und zugeschaut. Er hob jetzt Pfeife und Tabaksbeutel auf, die der Student fallen lassen, und sprach, beides ihm hinreichend: ?Lamentier' der Herr nicht so schrecklich in der Finsternis, und vexier' Er nicht die Leute, wenn ihm sonst nichts fehlt, als da? Er zu viel ins Gl?schen geguckt -- geh' Er fein ordentlich zu Hause und leg' Er sich aufs Ohr!? Der Student Anselmus sch?mte sich sehr, er stie? ein weinerliches Ach! aus. -- ?Nun, nun?, fuhr der B��rgersmann fort, ?la? es der Herr nur gut sein, so was geschieht dem Besten, und am lieben Himmelfahrtstage kann man wohl in der Freude seines Herzens ein Schl��ckchen ��ber den Durst tun.
[Illustration: Der Student]
Das passiert auch wohl einem Manne Gottes -- der Herr ist ja doch wohl ein Kandidat. -- Aber wenn es der Herr erlaubt, stopf' ich mir ein Pfeifchen von seinem Tabak, meiner ist mir da droben ausgegangen.? Dies sagte der B��rger, als der Student Anselmus schon Pfeife und Beutel einstecken wollte, und nun reinigte der B��rger langsam und bed?chtig seine Pfeife, und fing eben so langsam an zu stopfen. Mehrere B��rgerm?dchen waren dazugetreten, die sprachen heimlich mit der Frau und kicherten mit einander, indem sie den Anselmus ansahen. Dem war es, als st?nde er auf lauter spitzigen Dornen und gl��henden Nadeln. So wie er nur Pfeife und Tabaksbeutel erhalten, rannte er spornstreichs davon. Alles was er Wunderbares gesehen, war ihm rein aus dem Ged?chtnis geschwunden, und er besann sich nur, da? er unter dem Holunderbaum allerlei tolles Zeug ganz laut geschwatzt, was ihm denn um so entsetzlicher war, als er von jeher einen innerlichen Abscheu gegen alle Selbstredner gehegt. Der Satan schwatzt aus ihnen, sagte sein Rektor, und daran glaubte er auch in der Tat. F��r einen am Himmelfahrtstage betrunkenen Candidatus theologiae gehalten zu werden, der Gedanke war ihm unertr?glich. Schon wollte er in die Pappelallee bei dem Koselschen Garten einbiegen, als eine Stimme hinter ihm her rief: Herr Anselmus! Herr Anselmus! wo rennen Sie denn um tausend Himmelswillen hin in solcher Hast? Der Student blieb wie in den Boden gewurzelt stehen, denn er war ��berzeugt, da? nun gleich ein neues Ungl��ck auf ihn einbrechen werde. Die Stimme lie? sich wieder h?ren: Herr Anselmus, so kommen Sie doch zur��ck, wir warten hier am Wasser! -- Nun vernahm der Student erst, da? es sein Freund, der Konrektor Paulmann war, der ihn rief; er ging zur��ck an die Elbe und fand den Konrektor mit seinen beiden T?chtern, sowie den Registrator Heerbrand, wie sie eben im Begriff waren in eine Gondel zu steigen. Der Konrektor Paulmann lud den Studenten ein, mit ihm ��ber die Elbe zu fahren und dann in seiner, auf der Pirnaer Vorstadt gelegenen Wohnung Abends ��ber bei ihm zu bleiben. Student Anselmus nahm das recht gern an, weil er denn doch so dem b?sen Verh?ngnis, das heute ��ber ihn walte, zu entrinnen glaubte. Als sie nun ��ber den Strom fuhren, begab es sich, da? auf dem jenseitigen Ufer bei dem Antonschen Garten ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Prasselnd und zischend fuhren die Raketen in die H?he und die leuchtenden Sterne zersprangen in den L��ften, tausend knisternde Strahlen und Flammen um sich spr��hend. Der Student Anselmus sa? in sich gekehrt bei dem rudernden Schiffer; als er nun aber im Wasser den Widerschein der in der Luft herumspr��henden und knisternden Funken und Flammen erblickte, da war es ihm als z?gen die goldnen Schl?nglein durch die Flut. Alles, was er unter dem Holunderbaum Seltsames geschaut, trat wieder lebendig in Sinn und Gedanken, und aufs neue ergriff ihn die unaussprechliche Sehnsucht, das gl��hende Verlangen, welches dort seine Brust in krampfhaft schmerzvollem Entz��cken ersch��ttert. ?Ach, seid ihr es denn wieder, ihr goldenen Schl?nglein, singt nur, singt! In eurem Gesange erscheinen ja wieder die holden lieblichen dunkelblauen Augen -- ach, seid ihr denn unter den Fluten!? -- So rief der Student Anselmus und machte dabei eine heftige Bewegung, als wolle er sich gleich aus der Gondel in die Flut st��rzen. ?Ist der Herr des Teufels?? rief der Schiffer, und erwischte ihn beim Rockscho?. Die M?dchen, welche bei ihm gesessen, schrieen im Schreck auf und fl��chteten auf die andere Seite der Gondel! der Registrator Heerbrand sagte dem Konrektor Paulmann etwas ins Ohr, worauf dieser mehreres antwortete, wovon der Student
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