Der Goldene Topf | Page 2

E.T.A. Hoffmann
Elbstroms; hinter demselben streckte das herrliche Dresden k��hn und stolz seine lichten T��rme empor in den duftigen Himmelsgrund, der sich hinabsenkte auf die blumigen Wiesen und frisch gr��nenden W?lder, und aus tiefer D?mmerung gaben die zackichten Gebirge Kunde vom fernen B?hmerland. Aber finster vor sich hinblickend blies der Student Anselmus die Dampfwolken in die Luft, und sein Unmut wurde endlich laut, indem er sprach: ?Wahr ist es doch, ich bin zu allem m?glichen Kreuz und Elend geboren! -- Da? ich niemals Bohnenk?nig geworden, da? ich im Paar oder Unpaar immer falsch geraten, da? mein Butterbrot immer auf die fette Seite gefallen, von allem diesen Jammer will ich gar nicht reden: aber ist es nicht ein schreckliches Verh?ngnis, da? ich, als ich denn doch nun dem Satan zum Trotz Student geworden war, ein K��mmelt��rke sein und bleiben mu?te? -- Ziehe ich wohl je einen neuen Rock an, ohne gleich das erstemal einen Talgfleck hineinzubringen, oder mir an einem ��beleingeschlagenen Nagel ein verw��nschtes Loch hineinzurei?en? Gr��?e ich wohl je einen Herrn Hofrat oder eine Dame, ohne den Hut weit von mir zu schleudern, oder gar auf dem glatten Boden auszugleiten und sch?ndlich umzust��lpen? Hatte ich nicht schon in Halle jeden Markttag eine bestimmte Ausgabe von drei bis vier Groschen f��r zertretene T?pfe, weil mir der Teufel in den Kopf setzt, meinen Gang geradeaus zu nehmen, wie die Laminge? Bin ich denn ein einziges Mal ins Kollegium, oder wo man mich sonst hinbeschieden, zu rechter Zeit gekommen? Was half es, da? ich eine halbe Stunde vorher ausging und mich vor die T��r hinstellte, den Dr��cker in der Hand? denn so wie ich mit dem Glockenschlage aufdr��cken wollte, go? mir der Satan ein Waschbecken ��ber den Kopf, oder lie? mich mit einem Heraustretenden zusammenrennen, da? ich in tausend H?ndel verwickelt wurde und dar��ber Alles vers?umte. -- Ach! ach! wo seid ihr hin, ihr seligen Tr?ume k��nftigen Gl��cks, wie ich stolz w?hnte, ich k?nne es wohl hier noch bis zum geheimen Sekret?r bringen! Aber hat mir mein Unstern nicht die besten G?nner verfeindet? -- Ich wei?, da? der geheime Rat, an den ich empfohlen bin, verschnittenes Haar nicht leiden mag; mit M��he befestigt der Friseur einen kleinen Zopf an meinem Hinterhaupt, aber bei der ersten Verbeugung springt die ungl��ckselige Schnur, und ein munterer Mops, der mich umschn��ffelt, apportiert im Jubel das Z?pfchen dem geheimen Rate. Ich springe erschrocken nach und st��rze ��ber den Tisch, an dem er fr��hst��ckend gearbeitet hat, so da? Tassen, Teller, Tintenfa?, Sandb��chse klirrend herabst��rzen, und der Strom von Schokolade und Tinte sich ��ber die eben geschriebene Relation ergie?t. Herr, sind Sie des Teufels? br��llt der erz��rnte geheime Rat und schiebt mich zur T��r hinaus. -- Was hilft es, da? mir der Konrektor Paulmann Hoffnung zu einem Schreiberdienste gemacht hat? Wird es denn mein Unstern zulassen, der mich ��berall verfolgt? -- Nur noch heute! -- Ich wollte den lieben Himmelfahrtstag recht in der Gem��tlichkeit feiern, ich wollte ordentlich was daraufgehen lassen. Ich h?tte eben so gut wie jeder andre Gast in Linkes Bade stolz rufen k?nnen: Marqueur -- eine Flasche Doppelbier -- aber vom besten bitte ich! -- Ich h?tte bis sp?t Abends sitzen k?nnen, und noch dazu ganz nahe bei dieser oder jener Gesellschaft herrlich geputzter sch?ner M?dchen. Ich wei? es schon, der Mut w?re mir gekommen, ich w?re ein ganz anderer Mensch geworden; ja, ich h?tte es so weit gebracht, da? wenn diese oder jene gefragt: wie sp?t mag es wohl jetzt sein? oder: was ist denn das, was sie spielen? da w?re ich mit leichtem Anstande aufgesprungen, ohne mein Glas umzuwerfen, oder ��ber die Bank zu stolpern; mich in gebeugter Stellung anderthalb Schritte vorw?rts bewegend, h?tte ich gesagt: Erlauben Sie, Mademoiselle, Ihnen zu dienen, es ist die Ouvert��re aus dem Donauweibchen, oder: es wird gleich sechs Uhr schlagen. -- H?tte mir das ein Mensch in der Welt ��bel deuten k?nnen? -- Nein! sage ich, die M?dchen h?tten sich so schalkhaft l?chelnd angesehen, wie es wohl zu geschehen pflegt, wenn ich mich ermutige zu zeigen, da? ich mich auch wohl auf den leichten Weltton verstehe und mit Damen umzugehen wei?. Aber da f��hrt mich der Satan in den verw��nschten ?pfelkorb, und nun mu? ich in der Einsamkeit meinen Sanit?tsknaster -- ? Hier wurde der Student Anselmus in seinem Selbstgespr?che durch ein sonderbares Rieseln und Rascheln unterbrochen, das sich dicht neben ihm im Grase erhob, bald aber in die Zweige und Bl?tter des Holunderbaumes hinaufglitt, der sich ��ber seinem Haupte w?lbte. Bald war es, als sch��ttle der Abendwind die Bl?tter, bald als kosten V?glein in den Zweigen, die kleinen Fittiche im mutwilligen Hin- und Herflattern r��hrend. Da fing es an zu fl��stern und zu lispeln, und es war als ert?nten die Bl��ten wie aufgehangene Kristallgl?ckchen. Anselmus horchte und horchte. Da wurde, er wu?te selbst nicht wie, das Gelispel und Gefl��ster und
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