Der Erste Theil von König Heinrich dem Vierten | Page 3

William Shakespeare
recht paßt.}
Prinz Heinrich.
Du hast recht, und dein Gleichniß paßt nicht übel; das
Glük von uns andern Mond-Rittern, nimmt immer ab und zu wie die
See, weil es wie die See vom Mond beherrscht wird. Zum Exempel, ein
Beutel mit Gold herzhaft weggeschnappt in lezter Montags-Nacht, wird
wieder lüderlich durchgebracht am Dienstag-Morgen; mit Fluchen und
(leg ab) gewonnen, mit Jauchzen und (bring herein) durchgewonnen;
izt in einer so niedrigen Ebbe als der Fuß einer Leiter, und in einem
Augenblik in einer so hohen Fluth als der Querbalken eines Galgens.
Falstaff.
Meiner Six, du hast recht, Junge; und ist meine Wirthin in
der Schenke nicht ein recht angenehmes Mensch?
Prinz Heinrich.
Wie der Honig von Hybla, alter Junge; und ist nicht
ein Wamms von Büffel ein recht angenehmes Stük Kleidung auf die
Dauer?
Falstaff.
Wie, was, was willt du damit sagen, närrischer Junge? Was
gehen mich deine Sticheleyen und deine Quidditäten an? Was,
Pestilenz! hab' ich mit einem Wamms von Büffel zu thun?
Prinz Heinrich.
Und was, schwere Noth! Hab ich mit meiner Wirthin
in der Schenke zu thun?

Falstaff.
Gut, hast du sie nicht oft und viel zum Abrechnen geruffen?
Prinz Heinrich.
Hab ich dich jemals geruffen, daß du deinen Theil an
der Zeche zahlen sollst?
Falstaff.
Nein, die Gerechtigkeit muß ich dir wiederfahren lassen, du
hast alles dort bezahlt.
Prinz Heinrich.
Ja, und allenthalben, so lang mein Sekel reichte; und
wenn er leer war, so hab ich meinen Credit gebraucht.
Falstaff.
Das ist wahr, und so gebraucht, daß, wenn es nicht
vermuthlich wäre, daß du der vermuthliche Erbe--Aber ich bitte dich,
Närrchen, willt du auch noch einen Galgen in England stehen lassen,
wenn du König bist? Willt du zugeben, daß ein resoluter Kerl von dem
alten rostigen grotesken Popanz, Gesez, sich schicanieren lassen soll?
Hänge mir ja keinen Dieb, wenn du König bist, das sag' ich dir.
Prinz Heinrich.
Das will ich auch nicht; du sollt sie hängen.
Falstaff.
Ich? Unvergleichlich! Beym Sapperment! Ich will ein

vortrefflicher Richter seyn.
Prinz Heinrich.
Du verstehst mich nicht; ich meyne, du sollst in
Person die Diebe hängen, und also ein vortrefflicher Henker werden.
Falstaff.
Gut, Hal, gut; das wär' ein Handwerk das sich zu meinem
Humor so gut schikte, als bey Hof aufzuwarten, das kan ich dir sagen.
Schlapperment! ich bin so schwermüthig wie ein Kater, oder wie ein
Bär, den man bey den Ohren zieht.
Prinz Heinrich.
Oder wie ein alter Löwe, oder wie eines Liebhabers
Laute?
Falstaff.
Ja, oder wie die Scharrpfeiffe in einem Lincolnschirer
Dudelsak.

Prinz Heinrich.
Was sagst du zu einem Hasen, oder zur Melancholey
einer Koth-Lache?
Falstaff.
Du hast Gleichnisse von schlimmem Geschmak; und du bist
in der That der allerunvergleichlichste ausserordentliche Spizbube von
einem artigen jungen Prinzen--Aber, Hall, ich bitte dich, plage mich
nicht mehr mit solchen eiteln Dingen; ich wollte zu Gott, du und ich
wüßten eine Gelegenheit, wo man gute Namen zu Kauff kriegen könnte;
ein alter Lord aus dem Staats-Rath kriegte mich lezthin euertwegen auf
der Strasse zu paken, Sir; aber ich gab nicht acht darauf was er sagte,
ob er gleich sehr weislich sprach, und noch dazu auf der Strasse.
Prinz Heinrich.
Du thatest wol, denn die Weisheit läßt ihre Stimme
hören auf den Gassen, und niemand achtet ihr.
Falstaff.
O du hast eine verdammte Anziehungs-Kraft, mein Seel, du
könntest einen Heiligen verführen. Du hast mir viel böses gethan, Hal,
Gott vergeb es dir. Eh ich dich kannte, Hal, wußt' ich nichts; und izt bin
ich, wenn einer die Wahrheit sagen wollte, wenig besser als einer von
den Schlimmsten. Ich muß diß Leben aufgeben, und ich will es
aufgeben; bey G***, wenn ich es nicht thue, so sey ich ein Hunds**!
Ich will keinem Königssohn in der Christenheit zulieb zum T** fahren.
Prinz Heinrich.
Wo wollen wir morgen einen Beutel rauben, Hans?
Falstaff.
Wo du willt, Junge, ich mache mit; thue ichs nicht, so heisse
mich einen Hunds** und gieb mir Maulschellen.
Prinz Heinrich.
Die Beßrung deines Lebens geht gut von statten, wie
ich sehe; nur erst Stoßseufzer, izt Strassenrauben.
Falstaff.
Wie, Hal, das ist mein Beruf, Hal; es ist einem keine Sünde,
in seinem Beruf zu arbeiten. He! wer kommt? Poins! Nun werden wir
hören, ob Gadshill etwas ausfündig gemacht hat--O wenn die Leute aus
Verdienst selig würden, welches Loch in der Hölle wäre heiß genug für
diesen da!

Dritte Scene.
(Poins zu den Vorigen),
Falstaff.
Das ist der allgewaltigste Spizbube, der jemals einem
ehrlichen Mann Halt! zugeruffen hat.
Prinz Heinrich.
Guten Morgen, Ned.
Poins.
Guten Morgen, mein lieber Hal. Was sagt Monsieur Gewissen?
Was sagt Sir John Sect und Zukerhans? Wie habt ihr's mit einander, du
und der Teufel, wegen deiner Seele, die du ihm verwichnen
CharFreytag um ein Glas Madera-Wein und einen kalten
Capaunen-Schenkel
verkauft hast?
Prinz Heinrich.
Sir John hält sein Wort; der Teufel soll seine Waare
haben; ihr wißt daß er nie kein Sprüchwort gebrochen hat; er wird dem
Teufel geben, was ihm gehört.
Poins.
So wirst du verdammt, wenn du dem Teufel dein Wort hältst?
Prinz Heinrich.
Sonst würde er verdammt,
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