und ihm beweisen, wie ich zu lieben vermag... Dort im Jenseits
wird er mich ebenso finden, wie ich bis zu seinem Tode gewesen...
=Luka.= Wozu diese Worte ... wenn Sie doch lieber im Garten
spazieren gingen oder befehlen wollten, Tobby oder den Welikan
vorzuspannen, um die Nachbarn wieder einmal zu besuchen.
=Frau Popow= (weint). Ach!
=Luka.= Gnädige Frau! Meine liebe gnädige Frau! Was ist's? Um
Christi willen!...
=Frau Popow.= Er hat Tobby so sehr geliebt! Er ließ ihn immer
anspannen, wenn er zu Kortschagins und Wlassows fuhr. Wie herrlich
er kutschierte! Wie hübsch er aussah, wenn er aus allen Kräften die
Zügel an sich zog! Erinnerst du dich? Tobby, Tobby! Laß ihm heute
ein Achtel Hafer mehr geben!
=Luka.= Zu Befehl.
(Ein heftiges Klingeln.)
=Frau Popow= (zuckt zusammen). Was ist das? Sage, daß ich niemand
empfange!
=Luka.= Zu Befehl! (Er geht durch die Mitte ab.)
Zweiter Auftritt.
=Frau Popow= allein.
=Frau Popow= (die Photographie anblickend). Du wirst sehen, Nikol,
wie ich zu lieben und zu verzeihen vermag... Meine Liebe wird mit mir
zugleich erlöschen ... wenn mein armes Herz zu schlagen aufhören wird.
(Sie lächelt unter Tränen.) Und du schämst dich nicht? Ich bin ein
braves, treues Weib, ich habe mich eingekerkert und werde dir treu
bleiben bis zum Grabe, und du ... und du ... schämst dich nicht, mein
liebes Ungeheuer! Hast mich betrogen, hast mir Szenen gemacht, hast
mich lange Wochen allein gelassen...
=Luka= (tritt in großer Aufregung ein).
Dritter Auftritt.
=Frau Popow.= =Luka.=
=Luka.= Gnädige Frau, es fragt jemand nach Ihnen, will Sie sehen...
=Frau Popow.= Du hast doch gesagt, daß ich seit dem Tode meines
Mannes niemand empfange?
=Luka.= Das habe ich gesagt, aber er will nichts davon hören, er sagt,
es sei eine sehr dringende Angelegenheit.
=Frau Popow.= Ich em--pfan--ge nicht!
=Luka.= Das habe ich ihm ja gesagt, er ist ein Wilder, er schimpfte und
drang einfach ins Zimmer ein ... er steht schon im Speisezimmer...
=Frau Popow= (erregt). Gut, laß ihn herein. Welche Zudringlichkeit!
=Luka= (durch die Mitte ab).
=Frau Popow.= Wie lästig die Menschen sind! Was wollen sie von mir?
Warum stören sie meine Ruhe? (Sie seufzt.) Ja, es ist ganz klar, ich
werde wirklich ins Kloster gehen müssen... (Nachdenklich.) Ja, ins
Kloster...
=Smirnow= (tritt ein, gefolgt von Luka).
Vierter Auftritt.
=Frau Popow.= =Luka.= =Smirnow.=
=Smirnow= (zu Luka). Dummkopf, plapperst zu viel... Esel!... (Frau
Popow erblickend, mit Würde.) Meine Gnädige, ich habe die Ehre,
mich vorzustellen: Artillerieleutnant außer Dienst, Grundbesitzer,
Grigorji Stepanowitsch Smirnow! Bin gezwungen, Sie in einer höchst
wichtigen Angelegenheit zu belästigen...
=Frau Popow= (ohne ihm die Hand zu reichen). Was wünschen Sie?
=Smirnow.= Ihr seliger Gatte, mit dem ich die Ehre hatte, bekannt zu
sein, blieb mir zwei Wechsel im Betrage von zwölfhundert Rubel
schuldig. Da ich morgen in der Agrarbank Zinsen zu erlegen habe,
möchte ich Sie ersuchen, meine Gnädige, mir das Geld noch heute zu
bezahlen...
=Frau Popow.= Zwölfhundert ... und wofür ist mein Mann Ihnen das
schuldig geblieben?
=Smirnow.= Er hat Hafer von mir gekauft.
=Frau Popow= (seufzend zu Luka). Luka, vergiß also nicht zu sagen,
daß man Tobby ein Achtel Hafer mehr geben soll.
=Luka= (geht ab).
=Frau Popow= (zu Smirnow). Wenn Nikolai Michailowitsch Ihnen das
schuldig geblieben, so werde ich selbstverständlich bezahlen, aber bitte,
entschuldigen Sie, ich habe heute das Geld nicht zur Verfügung.
Übermorgen kehrt mein Verwalter aus der Stadt zurück, und ich werde
ihn beauftragen, Ihnen zu zahlen, was Ihnen gebührt, aber bis dahin
kann ich Ihren Wunsch nicht erfüllen... Überdies sind es gerade heute
sieben Monate, daß mein Mann gestorben ist, und ich bin nicht in der
Stimmung, mich mit Geldangelegenheiten zu beschäftigen.
=Smirnow.= Und ich befinde mich in einer Stimmung, daß ich, wenn
ich morgen die Zinsen nicht einzahle, mit den Füßen nach oben durch
den Schornstein werde fliegen müssen. Man wird mein Gut
sequestrieren!
=Frau Popow.= Übermorgen erhalten Sie das Geld.
=Smirnow.= Ich brauche das Geld nicht übermorgen, sondern heute.
=Frau Popow.= Verzeihen Sie, heute kann ich Ihnen nicht zahlen.
=Smirnow.= Und ich kann bis übermorgen nicht warten.
=Frau Popow.= Was soll ich aber tun, wenn ich es nicht sofort habe!
=Smirnow.= Sie können also nicht zahlen?
=Frau Popow.= Ich kann nicht...
=Smirnow.= Hm... Ist das Ihr letztes Wort?
=Frau Popow.= Ja, das letzte.
=Smirnow.= Das letzte? Endgültig?
=Frau Popow.= Endgültig.
=Smirnow.= Danke gehorsamst. Wir wollen uns das merken. (Er zuckt
die Schultern.) Und da verlangt man noch, daß ich kaltblütig sei! Der
Akzisebeamte begegnete mir soeben auf dem Wege und fragte:
»Warum ärgern Sie sich immer, Grigorji Stepanowitsch?« Ja, erbarmen
Sie sich, wie soll ich mich denn nicht ärgern? Ich brauche Geld, das
Messer steht mir an der Kehle... Gestern früh fuhr ich schon beim
ersten Morgengrauen vom Hause fort und war bei allen meinen
Schuldnern. Wenn auch nur einer von ihnen seine Schuld bezahlt hätte!
Abgeschunden habe ich mich, wie
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