Der Alpenkonig und der Menschenfeind | Page 9

Ferdinand Raimund
Gnaden ins Teufels Namen--
Rappelkopf (packt ihn wieder). Das will ich auch. Gesteh, Bandit von Treviso, wer hat dich gedungen?
Habakuk. Ich versteh Euer Gnaden gar nicht.
Rappelkopf. Ich will wissen, wer diese Schreckenstat veranla?t hat.
Habakuk. Mein Himmel, die gn?dige Frau hat gschafft--
Rappelkopf. Genug, ich brauch nicht mehr zu wissen. Entsetzlich! (Habakuk will reden. Rappelkopf schreit.) Nichts mehr! Mein Weib will mich ermorden lassen! (Sinkt in einen Stuhl und verh��llt sein Gesicht.)
Habakuk (f��r sich). Ah, das ist schrecklich! ich h?tt sollen einen Zichori ausstechen (ringt die H?nde), und er glaubt, ich will ihn umbringen. Ah, das ist schrecklich, das ist schrecklich!
Rappelkopf. Ja, es ist schrecklich--es ist entsetzlich, es ist das Unmenschlichste, was die Weltgeschichte aufzuweisen hat. (Nimmt den Stuhl.) Hinaus, du M?rder! du Ab?llino! du Ungeheuer in der Livree!
Habakuk. Aber Euer Gnaden--
Rappelkopf. Hinaus mit dir--
Habakuk. Nein, ich war--
Rappelkopf (w��tend). Hinaus, sag ich, oder--(jagt ihn hinaus.)
Habakuk (schon vor der T��r, schreit). Ich war zwei Jahr in Paris, aber das hab ich noch nicht erlebt. (Ab.)
Rappelkopf (allein). Es ist vorbei, ich bin unter meinem eignen Dache nicht mehr sicher. Drum hinaus, nur hinaus Aus dem m?rderischen Haus! Doch vorher will ich mich r?chen, Alle M?bel hier zerbrechen. Gleich zuerst nehm ich beim Sch??el Diesen vierzigj?hrgen Sessel, Auf dem meine Weiber sa?en, Die mein Lebensgl��ck mir fra?en. Ha! Dich tret ich ganz zuschanden. (Zertritt den Stuhl.) So--der hat es ��berstanden. Auch den Tisch, an dem ich Briefe, Voll Gem��t und treuer Tiefe, Einst an falsche Freunde schrieb, Spalte ich auf einen Hieb. (Schl?gt in den Tisch.) Und der weltverf��hrnde Spiegel, Der Verderbtheit blankes Siegel, Dieser Abgott aller Sch?nen, Dem die eitlen Narren fr?nen, Wo sie stehen, wo sie gaffen Und sich putzen wie die Affen, Gsichter schneiden, Buckerl machen, Wei?er Z?hne willen lachen: O du truggeschliffner R?uber! Du Verf��hrer eitler Weiber! O du niedrige Lappalie! Wart, dir liefr ich jetzt Bataille. (Erblickt sich in dem Spiegel.) Pfui! das h??liche Gesicht, Ich ertrag es l?nger nicht. (Zerschl?gt den Spiegel mit geballter Faust.) So! da liegt er jetzt, der Held, Und sein Harnisch ist zerschellt. (Besieht die Hand.) Ha! der gl?nzende Betr��ger Hat verwundet seinen Sieger, Doch ich mach mir nichts daraus, Fl?? ein Eimer Blut heraus. (?ffnet den Schreibtisch und nimmt Briefe aus demselben.) Auch die Briefe voll von Lieb, Die im Wahnsinn ich einst schrieb, Die zerrei? ich alle hier. 's ist nur schad um das Papier. (Zerrei?t sie und streut sie auf den Boden. Nimmt Geldrollen und Geldbeutel aus einer Schatulle.) Nur das tiefgeha?te Geld, Die M?tresse dieser Welt, Das bewahr ich mir allein, Das mu? mit, das steck ich ein. (Steckt es schnell in die Taschen.) Nun? Ihr Esel, ihr vier W?nde, Die ich hasse ohne Ende, Warum schaut ihr mich so an? Bin ich nicht ein ganzer Mann? Euch kann ich zwar nicht zerschlagen, Doch ich will euch etwas sagen: Ich geh jetzt in Wald hinaus Und komm nimmermehr nach Haus.
(L?uft w��tend ab.)

F��nfzehnter Auftritt
Verwandlung Das Innere einer K?hlerh��tte. Ru?ige W?nde.
Salchen am Spinnrocken. H?nschen, Christopherl, Andresel sitzen am Tisch. Marthe an einer Wiege, in der ihr Kind liegt. Unterm Tisch ein gro?er schwarzer Hund. Auf dem Tisch eine Katze, mit welcher die Knaben spielen. Im Hintergrunde zwei schlechte Betten. In einem liegt die kranke Gro?mutter, in dem andern der betrunkene Christian.
Quintett
Salchen (fr?hlich). Wenn ich an mein Franzel denk, Wird mir halt so gut. 's Herzel, das ich ihm nur schenk, Kriegt gleich frohen Mut.
Die drei Kinder. He, Mutter, gib was z' essen her, Der Magen tut uns weh!
Salchen. Das Hungern f?llt mir gar nicht schwer, Wenn ich mein B��rschel seh. Wenn ich an mein Franzel denk, Wird mir halt so gut. 's Herzel, das ich ihm nur schenk, Kriegt gleich frohen Mut.
Die drei Kinder. Mutter, gib uns Brot!
Christian (mit lallender Stimme). Ihr Bagage, seids nicht still? Tausendschwerenot!
Marthe (ruft). Still!
Das Kind. Qua qua!
Die Katze. Miau!
Der Hund. Hau hau!
(Die erste Melodie f?llt ein.)
Salchen. Mein Franzel ist ein wiffer Bua, Singt den ganzen Tag: Da? er mich alleinig nur Und kein andre mag.
Die drei Kinder. Wenn wir nicht was z' essen kriegn, So gehn wir ja zugrund!
Salchen. So weckts das Kind nicht in der Wiegn, Und spielts euch mit den Hund! Mein Franzel ist ein wiffer Bua, Singt den ganzen Tag: Da? er mich alleinig nur Und kein andre mag.
Die drei Kinder. Sapperment, ein Brot!
Christian. Wanns nicht euern Schnabel halts, Schlag ich euch noch tot!
Marthe. Still!
Das Kind. Qua qua!
Die Katze. Miau!
Der Hund. Hau hau!
Marthe. Still seids, ihr ausgelassenen Buben!
H?nschen (weinerlich). Mutter, a Brot!
Salchen. Ist keins da, Holzbirn e?ts!
Marthe. Und machts keinen solchen L?rm. Euern Vater ist nicht gut.
Andresel. Was fehlt ihm denn?
Marthe. Den Schwindel hat er. (F��r sich.) Man darfs den Kindern nicht einmal sagen.
Christoph. Jetzt hat der Vater so viel Kohlen verkauft--
Andresel. Und hat kein Geld z' Haus bracht, nichts als ein Schwindel.
Salchen. Was geht das euch an?
Andresel. Weil wir hungrig sein. Ich wei? schon, warum
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