Das liebe Nest | Page 8

Paula Dehmel
nicht von fern,?da? man zu Golgatha?einst h?hnt den lieben Herrn.
Ihr sorgend Mutterherzen?m��?t es fein still verschmerzen;?ihr wi?t es nicht,?wann eurem teuren Kindlein?sein Kreuz wird aufgericht't.
KORSISCHES WIEGENLIED
Schlafe, mein kleiner Wildling,?du schlankes Reis, schlaf ein;?drau?en im Mondschein die Pappel?sieht auf dein Bett herein.
Tr?ume, mein hei?er Wildling;?was ballst du die kleine Faust??K��hl geht der Wind durchs Fenster,?die hohe Pappel braust.
Wachse, mein trotziger Wildling,?wachse dich hoch und frei,?horch auf die herrischen St��rme?und des Adlers stolzen Schrei!
R?che mich, Sohn meiner Wildheit,?r?che den Mutterleib,?Sch?rfe den Dolch und t?te,?t?te das fremde Weib!
K?NIGSKIND
--1--
Schlafe ruhig, K?nigskind;?wie im Traume singt der Wind,?schweigend sitzt der Mond zu Haus,?gie?t die wei?en Strahlen aus,?gie?t sie ��ber das weite Land,?��ber Wald und H��gelwand.
Taube gurrt im dunklen Laub,?K?fer surrt und fliegt auf Raub,?Fischlein steht im Wasser still,?wei? nicht, ob es schwimmen will.?Was dir auch das Leben spinnt:?tr?ume, K?nigskind!
--2--
Ein Vogel flog aus dem Heimatland,?er flog wohl sieben Tage lang?��ber fremde W?lder und Seen;?da wurden ihm die Fl��gel lahm,?und als er ans gro?e Wasser kam,?konnt er nicht weiter.
Ein M?gdlein mu?te von Hause fort,?in ein fernes Land an fremden Ort,?so bang und alleine.?Die Mutter gab ihr drei Tropfen Blut:?Tochter, liebe Tochter, wahre sie gut,?sonst trifft dich ein Unheil.
Das V?glein fiel aus der H?h herab,?brach die Fl��gel beide und fand sein Grab?im ?den Lande;?das M?gdlein verlor der Mutter Blut,?verlor den Weg und verlor den Mut?und irrt in der Fremde.
--3--
Waldtaube sa? gefangen,?Kuruh, das V?gelein,?wohl hinter Gitter und Stangen;?da lie? das K?pflein hangen?Kuruh das V?gelein.
Waldtaube sa? am Gitter,?Kuruh, das V?gelein,?da kam ein blauer Ritter,?ein Falke an ihr Gitter:?Kuruh, mein V?gelein.
Und bist du auch gefangen,?Kuruh, mein V?gelein,?meine Liebe zerbricht die Stangen,?zu dir will ich gelangen,?Kuruh, mein V?gelein.
Mit seinen starken F?ngen?tat er das Gitter aufzw?ngen,?Kuruh, mein V?gelein.?Sie breiteten aus die Fl��gel,?flogen weithin ��ber die H��gel,?grad in die Sonne hinein,?Kuruh, mein V?gelein.
HEIMWEH
Quellchen geht in den Rauschebach,?Bach geht in den Flu?,?Flu? geht vorbei am Elternhaus,?M��tterchen h?rt seinen Gru?;?gr��?e mir, Quellchen, gr��?e mir fein?Vater und Mutter, vergi? es nicht, nein?
Vater pfeift seinem H��hnerhund,?Mutter sorgt f��r den Herd,?Schwesterchen gie?t ihre Tausendsch?n,?Bruder z?umt sich sein Pferd;?gr��?e mir, Quellchen, ich bin so allein,?Bruder und Schwester, vergi? es nicht, nein?
ELFENREIGEN
Eia, wir Elfen,?wir kommen und helfen,?eh du's gedacht, Kind, eh du's gedacht.
Wir kommen?im frommen?Geleuchte der Nacht,?Gew?nder?und B?nder?vom Monde erdacht;?wir schweben?und heben?im Reigenspiel sacht?die Schleier?zur Feier?der freundlichen Nacht.?Eia, wir reichen?uns schmeichelnd die weichen?H?nde im gleichen?lieblichen Takt, im lieblichen Takt.
Wir gleiten?durch Weiten?der wandernden Welt,?wie ziehende?fliehende?Nebel im Feld;?wir lauschen,?dem Rauschen?der Quellen gesellt,?und schauen?die blauen?Gefilde bestellt.?Eia, wir zeigen?im silbernen Reigen?mit Nicken und Neigen?die Zauber der Welt, die Zauber der Welt.
WIEGENM?RCHEN
Des Mondes Tochter, Mirlamein,?kam in die warme Welt herein,?sie kam aus ihres Vaters Haus?auf einer wei?en Fledermaus.?Mirlama, Mirlamein,?schlaf ein.
Da sa? Prinzessin Mirlamein?auf einem gro?en wei?en Stein?mitten in bl��hender Heide?in ihrem milchwei?en Kleide.?Mirlama, Mirlamein,?schlaf ein.
In ihren H?nden bleich und fein?hielt sie die Fl?te aus Elfenbein;?sie blies--das klang so hell und hold,?als ob ein Engel uns tr?sten wollt.?Mirlama, Mirlamein,?schlaf ein.
Gleich stecken alle V?gelein?den Kopf in die Fl��gel und schlummern ein,?die Hirsche und Rehe im tiefen Wald?suchen ihr Lager und schlafen bald.?Mirlama, Mirlamein,?schlaf ein.
Gl��hw��rmchen l?scht das L?mpchen aus,?fliegt m��de in sein Bl?tterhaus,?die Tauben gurren im Schlaf kuruh,?mein Kind macht auch die Augen zu.?Mirlama, Mirlamein,?schlaf ein.
Die Fl?te verklingt. Vom Heidestein?wehen die Schleier der Mirlamein,?Sie winkt der wei?en Fledermaus?und fliegt zum stillen Mond nach Haus.?Mirlama, Mirlamein,?schlaf ein.
TRAUMBALLADE
Traumk?nig geht durch bleiches Land,?rings gr��?en ihn verstohlen?die braunen Nachtviolen;?Marlenchen geht an seiner Hand,?Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumk?nig geht an den Rosmarinstrauch,?da brennen die Lebenskerzen,?sie brennen mit roten Herzen;?Marlenchen f��hlt ihren hei?en Hauch,?Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumk?nig geht am See entlang,?die Wasserelfen singen?ein Lied von k��hlen Dingen;?Marlenchen ��berkommt es bang,?Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumk?nig geht mit leisem Schritt?hinein in die weichen Wellen,?die silbern im Mond aufquellen;?Marlenchen geht in die Tiefe mit,?Marlenchen, jung Marlenchen.
MUTTER HULE
(nach einer alten Volksdichtung)
Die alte Mutter Hule?kann reisen ohne Geld:?sie setzt sich auf den G?nserich?und reitet durch die Welt.
Die alte Mutter Hule,?die hat im Wald ein Haus;?der Uhu sitzt als W?chter davor,?l??t niemand 'rein und 'raus.
Frau Hulens Sohn hei?t Michel,?der ist nicht grad, nicht krumm;?am Sonntag ist er manchmal klug?und Montags manchmal dumm.
Sie schickte ihn zum Markte,?da kauft er sich 'ne Gans;?die flatterte und schnatterte?und wippte mit dem Schwanz.
Frau Hule holt den Ganter;?wie liebten sie sich gleich!?Sie fra?en zusammen aus einem Napf?und schwammen in einem Teich.
Des Morgens in der Fr��he?fand Michel ein gro?es Ei;?das hatte die liebe Gans gelegt,?der G?nserich stand dabei.
Der Michel lief zur Hule:?guck, was ich dir gebracht,?ein goldnes Ei. Die Hule sagt:?das hast du brav gemacht.
Der Michel trug's zu Markte,?drei Dukaten wollt er haben;?der Jud wollt blo? die H?lfte geben,?da schmi? er ihn in'n Graben.
Er ging am Schlo? vor��ber,?da stand ein Fr?ulein liliensch?n;?dem Michel schwoll das Herze,?er blieb ein bi?chen bei ihr stehn.
Der Jude und ein Ritter?fielen ��ber Michel her?von vorne und von hinten,?da schrie der Michel sehr.
Die alte Mutter Hule?flog ��ber Prag und Wien,?verwandelt ihren Michel schnell?in einen Harlekin.
Und auch das Fr?ulein r��hrte sie?mit ihrem Flederwisch,?da stand ein Kolombinchen da?mit Backen rot und frisch.
Wo blieb das goldne Ei, huchjee??Das rollte weit ins Meer.?Der Michel
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