Das hohe Ziel der Erkenntnis (Aranada Upanishad) | Page 9

Omar Al Raschid Bey
links bezeichnest, so bestimmt dein Standort in der Zeit, dein Bestand, deine Anwesenheit, dein Da-sein, deine Gegen-wart, was du als Vergangenheit und was du als Zukunft unterscheidest, und wie jenen Wahrnehmungen, so kommt auch diesen keine Wahrheit zu. Wie dein Standort im Raum die willk��rliche Teilung eines Ganzen bestimmt, ein von dir gew?hlter Scheidepunkt, der dir das Recht zu geben scheint, gegens?tzliche Verschiedenheit zu schaffen, so schafft dein Standort in der Zeit, dein Da-sein, deine Gegen-wart Unterscheidung in einem in sich ungeschiedenen Ganzen und macht dich in gegen-Teile unterscheiden was eines ist. Zeit an sich ist leer und bestimmungslos; wie verm?chte an leerer Zeit zeitliche Bestimmung und Unterscheidung zu haften? Nur von dir aus gibt es ein rechts und links, nur aus dir gewirkt und auf dich wirkend ist ein oben und unten, ein vorher und nachher, nur in dir ist und ist wirkend, was du Zeit nennst. Vergangenheit scheint vorbei, Zukunft scheint zu kommen; der Tag scheint vorbei, die Nacht scheint zu kommen. Verschieden wie Tag und Nacht scheint Vergangenheit und Zukunft, unvereinbar, ewig voneinander getrennt. Seit dem Tage Brahma, o Teurer, sind auf unserm Wohnsitz, der Erde, die unterschiedenen Zeiten, die vergangenen und die kommenden, Tag und Nacht zu gleicher Zeit. Zu ein- und derselben Zeit ist Morgen und Abend, Mittag und Mitternacht und jede Stunde des Tages und der Nacht, ewig gleichzeitig, zu ein- und derselben Zeit. Ununterbrochen brennt auf der Erde Mittag, ununterbrochen k��hlt Mitternacht und alle verschiedene Zeit zur selben Zeit.--Eines ist, was getrennt erscheint. Der Tag, der vergangen scheint, ist noch; die Nacht, die zu kommen scheint, ist schon. Es w?hrt vergangene und zuk��nftige Zeit ununterbrochen--in dir sind die Gegens?tze; jener heilige Savitar, die Sonne strahlt ewigen Tag. Und wie Sterne, vom Tage ��berleuchtet, den Sinnen nicht gegenw?rtig sind, doch der Seele gegenw?rtig--so ist Vergangenheit und Zukunft, von Gegenwart ��berleuchtet, deinen Sinnen nicht gegenw?rtig, doch gegenw?rtig deiner Seele. Vergangenheit war einst deine Gegenwart; Zukunft wird einst deine Gegenwart. Was Vergangenheit ist, war einst deiner Gegenwart Zukunft; was Zukunft ist, wird einst deiner Gegenwart Vergangenheit-- Ich-Gegenwart beharrt in Vergangenheit und Zukunft. Wie du, dich selber t?uschend, den Raum vor dir vom Raume hinter dir unterscheidest, so unterscheidest du, dich selber t?uschend, Zeit vor dir von Zeit nach dir. Wende dich in dir, und Vergangenheit wird Zukunft und Zukunft wird Vergangenheit. Da? du die Zukunft schaust, ist nicht wunderbarer, als da? du dich der Vergangenheit erinnerst. Du err-inne-rst dich der Zukunft, wie du dich der Vergangenheit erinnerst, und Zukunft und Vergangenheit ist ewige Gegenwart. Erinnerung ist Verkl?rung, Beseeligung von Raum und Zeit. Vergangenheit an sich ist nicht Zeit, denn Vergangenheit war, ist also nicht; ist nur Erinnerung an Zeit, Denkt?tigkeit, nichts mehr. Zukunft an sich ist nicht Zeit, denn Zukunft wird erst, ist also nicht; ist nur Erwartung von Zeit, ein Gedankenbild, nur in Beziehung auf das, was wir Zeit nennen, nicht Zeit selbst. H.B. Einen Hungrigen s?ttigt nicht die Erinnerung an fr��here S?ttigung und nicht Hoffnung auf sp?tere S?ttigung; weder Hoffnung auf Nahrung noch Erinnerung an Nahrung ist Nahrung. Weder Erinnerung an Zeit noch Erwartung von Zeit ist Zeit. Wenn Zeit w?re, so k?nnte nur Gegenwart Zeit sein. Gegenwart jedoch ist nur Standort des Ich, nur Anwesenheit, nur Gegenw?rtigkeit des Ich, nur die Scheide zwischen dem, was Ich Vergangenheit und dem, was Ich Zukunft nennt: eine nur in Gedanken zu fassende Scheide, ohne Ausdehnung, nur ein Ber��hrungspunkt von Gedanken und selbst nur Gedanke in dir--Ich-gegen-wart, nichts mehr. Keine Zeit vor deiner Gegenwart, keine Zeit nach deiner Gegenwart, keine Zeit ohne deine Gegenwart; deine Gegenwart ist Zeitewigkeit. Wie Zeit je nach deiner Empfindung stille steht oder flieht, wie du in einheitlicher Zeit gute und schlechte Zeiten unterscheidest, wie du Erwartung und Erinnerung in dir schaffst, so schaffst du Zeit in dir.
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Du erkennst: Was dir als Vorgang in der Zeit, als Beharren oder Wechsel, als Dauer oder ?nderung erscheint, ist nicht an sich, ist willk��rliche, von deiner gegen-Wart aus in gegen-Teile auseinanderspaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir-- Was von solchen Unterscheidungen--in dir als zeitliches Urteil --au?er dir als zeitliche Eigenschaft der Dinge erscheint, ist Inhalt deiner Seele, Ausdruck des Verlangens in dir, Abbild deiner selbst;-- Kennzeichnung deiner gegen-Wart zum gegen-Stand, Kennzeichnung deiner Auffassung und Wertung, Wiedergabe deiner wechselnden Gesinnung, dein Atem in Lust und Unlust, willig-un-willige Auffassung in dir, in dir gezeugte ein-Bildung, deine eigene Sch?pfung--du selbst.-- Keine Zeit vor dir, keine Zeit nach dir, keine Zeit ohne dich.
Solches hast du klar erkannt. --Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften.--
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Ausgel?scht sind die in Rede stehenden Wahrnehmungen, nur verschiedene Benennung die erscheinende Verschiedenheit; wie die Unterscheidungen rechts und links, wie oben und unten, nur Namen, an sich nichts die Unterscheidungen Vergangenheit und Zukunft, blo?e F��r-wahr-nehmung, nicht Wahrheit.-- Ausgel?scht mit ihren Teil-Erscheinungen und gegenteiligen Merkmalen ist die Erscheinung Zeit selbst, Empfindung--nicht Erkenntnis,
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