Das blaue Fenster | Page 9

Hugo Salus
gar in deinen Halftersack stecken, das k?nnte sich an der zarten Komplexion seines Aufbaues s��ndhaft r?chen, sondern mu?t es in H?nden nach Hause bringen, da? ihm kein Leids geschehe und es immer an der Luft sei. Und wenn die Heilung naht, dann wird das Glas selbst der Herold sein durch seine Farbe! Und nun reite heim und m?ge das heilt��chtige Fenster auch deinen schwachen K?rper st?rken und kr?ftigen!?
Leon dankte seinem Meister in hei?en Worten und versprach ihm, so ihn hoffentlich bald wieder ein begl��ckteres Ziel hierher f��hre, ihm zu berichten und w��rdiger zu danken; wobei er ein ��beraus heiteres Bild vor Augen hatte.
So zog er von dannen und ritt als ein gar seltsamer Reiter nach Norden. Er hielt die Glasscheibe in H?nden vor sich hin oder st��tzte sie aufs Knie, wenn eine Hand den Z��gel ergreifen mu?te. Auch stieg er auf den beschwerlichen Alpensteigen vom Pferde, den Z��gel um den Arm geschlungen, und lie? das R??lein hinter sich hertraben, indem er wie eine Monstranz das Glas in H?nden trug. Viele Wochen vergingen so, ehe er jenseits der Alpen war, und viele Wochen, ehe er sich seiner Heimat n?herte. Und je m��der er wurde, je schm?ler und dunkler sein Gesicht, je ?fter er Halt machen mu?te, um sein fast versagend Herz zu beruhigen, um so hei?er ward seine Sehnsucht nach Hause, da ihn eine gro?e und schmerzliche Angst gefangen hielt; in welcher Sehnsucht und Angst ihm das Bild seiner Geliebten verloren ging also, da? er Tage und N?chte lang versuchte, sich daran zu erinnern, ohne dazu imstande zu sein. Und krank und elend, mit Armen, die vom ewigen Halten des Heilfensters fast zu Holz verdorrt waren, mit einem Herzen, das eine bleischwere M��digkeit am Schlagen hinderte, kam er eines Morgens vor die T?ler seiner Heimat.
* * * * *
Er hatte daran gedacht, erst seine Eltern zu begr��?en, seine geliebte Mutter zu umarmen und seinem lauschenden Vater von seinen Studien und dem wunderseltsamen Italien zu erz?hlen; und gleich zu erfahren, was auf dem Schlosse Neues sich begeben; denn er hatte nun viele Monde lang keinen Brief von Hause bekommen und wu?te nicht, ob sein Schreiben je in die H?nde seiner Mutter und seiner Braut gelangt war. Als er aber in dem Tale dahinritt, von dem aus die Wege nach seinem Elternhause und dem Schlosse abzweigten, da war ein auff?llig gro?es Leben auf der Stra?e, viele Wagen fuhren dahin und Edelknechte ritten an ihm vor��ber, als ob gerade heute Gerichtstag auf dem Schlosse w?re. Da stieg er, immer von seiner gro?en Angst gepeinigt, vom Pferde und setzte sich an den Weg, jemanden zu fragen. An einen Ritter wagte er sich nicht, da er vom langen Reiten verstaubt und gering aussah, und so erbat er von einem B?uerlein Bescheid, was Ursach das Leben auf der Stra?e habe. Der schaute ihn schier ungl?ubig an, ob er denn nicht wisse, da? morgen die Hochzeit sei.
?Die Hochzeit?? zitterten die bleichen Lippen Leons.
?Nun, des Landgrafen Hochzeit mit der Tochter unseres Grafen,? sagte gleichm��tig der Bauer und wollte weitererz?hlen. Aber er blieb mit offenem Munde stehen, da der Frager aufgesprungen war und die verstaubte Tafel in seinen H?nden als einen Schild vor sich hielt.
?Berta? Berta?? schrie er dabei; und er sah so ver?ndert und nicht von dieser Erde aus, da? dem Bauer angst und bange wurde und er mit gro?en Schritten weglief. Leon aber war indessen schon einem anderen Wanderer entgegengelaufen, er fragte auch ihn, was auf dem Schlosse sich begebe. Und er hatte kaum die Antwort geh?rt, so lief er drei Weibern entgegen, die mit schweren K?rben bepackt, daherhumpelten, und die antworteten ihm gar nicht erst und hielten ihn f��r trunken, weil er so seltsam schwankte, und riefen ihm zu, da? morgen erst Freibier auf dem Schlosse flie?en werde; da m?ge er sich nur f��r morgen seinen Saufsack ordentlich ausleeren! Leon aber sagte ganz geistesabwesend immer nur ?meine Braut, meine Braut!? und ?so etwas ist doch nicht m?glich!? und dann stieg er m��hselig auf sein Pferd und wollte es in einen rascheren Trab bringen; wozu das arme, m��de Tier aber nicht zu bewegen war.
So sa? er auf dem Gaule, hielt das Glas in seinen steifen H?nden und ritt auf dem Waldpfade gegen das Schlo?, indes die andern auf der breiten Stra?e blieben. Er sah nicht, da? er endlich seinen seit Monaten ersehnten, geliebten Wald erreicht hatte, er h?rte nicht das Rauschen seiner B?ume, darnach ihn so hei? verlangt hatte, und schaute abwesend den Lerchen nach, die sich jubelnd in den ?ther warfen.
?Das ist der Schlu?!? sagte er den B?umen, und die nickten dazu, ?das also ist der Schlu?!? Als er aber gegen Mittag das wei?e Schlo? zwischen den B?umen durchblitzen sah, da blieb das Pferd von selbst stehen, und da Leons Augen die wei?en Mauern erschauten, da war das Weh zu gro? in ihm, da blendete ihn das
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