"wenn's hier gewesen w?re. Und dann--"
"Nina", unterbrach sie ihn, "zeige ihnen den Weg in die Kammer, wenn sie ihn vergessen haben."
Die Magd stand auf. "Ich wollte nur noch sagen, Padrona", fuhr der Mann mit gro?er Ruhe und leisem Zwinkern der Augen fort, "da? dieser Herr dort das Geld nicht ans?he, wenn Ihr ihm ein sanfteres Bett machtet, als unsereinem. Das wollt' ich Euch sagen, Padrona, und nun schenk' Euch die Madonna eine gute Nacht, Signora Fenice!"
Damit wandte er sich zu seinem Gesellen, neigte sich, wie dieser, vor dem Bilde in der Ecke, kreuzte sich und beide verlie?en mit der Magd das Gemach. "Gute Nacht, Nina!" rief das M?dchen. Die Alte wandte sich noch auf der Schwelle und machte ein fragendes Zeichen, zog dann aber rasch und gehorsam die Tür hinter sich zu.
Sie waren kaum allein, als Fenice eine Messinglampe, die seitw?rts am Herde stand, ergriff und hastig anzündete. Das Herdfeuer erlosch mehr und mehr, die drei roten Fl?mmchen der Lampe erhellten nur einen kleinen Teil des weiten Raumes. Es schien, als habe die Dunkelheit den Fremden schl?frig gemacht, denn er sa? am Tische, den Kopf auf die Arme gelegt, den Mantel dicht um sich gezogen, als gedenke er so die Nacht zuzubringen. Da h?rte er seinen Namen rufen und sah empor. Die Lampe brannte vor ihm auf dem Tisch, ihm gegenüber stand die junge Padrona, die ihn gerufen hatte. Ihr Blick traf den seinen mit gro?er Gewalt.
"Filippo", sagte sie, "kennt Ihr mich nicht mehr?"
Er sah eine Zeitlang forschend in das sch?ne Gesicht, das vom Schein der Lampe und mehr noch von der Angst zu glühen schien, welche Antwort ihrer Frage werden würde. Das Gesicht war wohl des Wiedererinnerns wert. Die weichen langen Augenwimpern s?nftigten, wie sie langsam auf und nieder gingen, die Strenge der Stirn und der schmalgeformten Nase. Der Mund blühte in der r?testen Jugend; nur hatte er, wenn er schwieg, einen Zug von Entsagung, Schmerz und Wildheit, dem die schwarzen Augen nicht widersprachen. Jetzt erst, als sie am Tische stand, zeigte sich auch der herbe Reiz der Gestalt, besonders die Sch?nheit des Nackens und Halses. Und dennoch sprach Filippo nach einigem Besinnen:
"Ich kenne Euch wahrlich nicht, Padrona!"
"Es ist nicht m?glich", sagte sie mit einem wunderbar tiefen Ton der Gewi?heit. "Ihr habt ja sieben Jahre Zeit gehabt, mich zu behalten. Das ist lang; da kann ein Bild sich schon einpr?gen."
Das seltsame Wort schien ihn jetzt erst v?llig aus seinen besondern Gedanken loszumachen. "Ja, M?dchen", sagte er, "wer sieben Jahre zu nichts anderm braucht, als einem sch?nen M?dchenkopf nachzudenken, der mu? ihn wohl zuletzt auswendig wissen."
"Ja", sagte sie nachdenklich, "so ist es, so sagtet Ihr auch damals, da? Ihr an nichts anderes denken würdet."
"Vor sieben Jahren? So war ich noch ein scherzhafter Mensch vor sieben Jahren. Und du hast das im Ernst geglaubt?"
Sie nickte dreimal sehr ernsthaft. "Warum sollte ich nicht? Ich habe es ja an mir selbst erfahren, da? Ihr recht hattet."
"Kind", sagte er mit einer gutmütigen Miene, die seinen entschiedenen Zügen wohl stand, "das tut mir leid. Vor sieben Jahren dacht' ich wohl noch, es wü?ten es alle Weiber, da? z?rtliche M?nnerworte nicht viel mehr wert sind als Spielmarken, die man freilich gelegentlich gegen klingendes Geld umwechselt, wenn es ausdrücklich ausgemacht ist. Was dacht' ich nicht alles vor sieben Jahren von euch Weibern! Jetzt denk ich, ehrlich gesagt, selten an euch. Liebes Kind, man hat so viel Wichtigeres zu denken."
Sie schwieg, als ob sie das alles nicht verstünde und ruhig abwarten wollte, bis er etwas sagte, was sie wirklich anging.
"Es d?mmert jetzt freilich in mir auf", sagte er nach einigem Sinnen, "da? ich diesen Teil des Gebirges schon einmal durchwandert habe. Ich h?tte auch vielleicht das Dorf und dieses Haus wieder erkannt, ohne den Nebel. Ja, ja, es war allerdings vor sieben Jahren, wo mich der Arzt in die Berge schickte, und ich wie ein Narr die steilsten Wege auf und ab stürmte."
"Ich wu?te es wohl", sagte sie, und ein rührender Glanz der Freude erschien auf den Lippen, "ich wu?te es wohl, Ihr k?nnt es nicht vergessen haben. Hat es doch der Hund, der Fuoco, nicht vergessen, auch nicht seinen alten Ha? auf Euch von damals,--noch ich--meine alte Liebe."
Das sagte sie mit so gro?er Festigkeit und Heiterkeit, da? er immer erstaunter zu ihr aufsah. "Ich besinne mich nun auch auf ein M?dchen", sagte er, "das ich einmal auf der H?he des Apennin traf, und das mich zu seinen Eltern nach Hause brachte. Ich h?tte sonst die Nacht auf den Klippen zubringen müssen. Ich wei? auch, da? es mir gefiel--"
"Ja", unterbrach sie ihn, "sehr!"
"Aber ich gefiel dem M?dchen nicht. Ich hatte ein langes Gespr?ch mit ihr, zu dem sie nicht viel über zehn Worte beisteuerte. Als ich ihr endlich das schlafende finstre Mündchen mit einem Ku? aufzuwecken dachte--ich sehe sie noch, wie sie von mir weg auf die Seite
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