Das Leben und der Tod des Königs Lear | Page 9

William Shakespeare
ohne Zahl; ich bin besser als du izt bist; ich bin ein Narr, und du bist nichts.--Doch, ja, mein Treu! ich will mein Maul halten--
(zu Gonerill)
so befiehlt mir euer Gesicht, ob ihr gleich nichts sagt.
(Er singt wieder.)
(Zu Lear.) Du bist eine gescheelte Bohne.
Gonerill.?Nicht allein, Sir, dieser euer zaumloser Narr, sondern auch andre von euerm übermüthigen Gefolge, fangen hier stündlich Zank und H?ndel an, und brechen in ganz ausgelassene und unertr?gliche Unordnungen aus. Ich dachte, wenn euch dieses nur bekannt gemacht würde unfehlbare Hülfe zu finden; aber nun mu? ich allerdings aus dem was ihr erst kürzlich gesagt und gethan habt besorgen, da? ihr diese Ausschweiffungen in euern Schuz nehmet, und sogar selbst aufmuntert; thut ihr's, so wird der Fehler dem Tadel nicht entgehen, noch wird es an Mitteln fehlen, Einhalt zu thun; die, obgleich zu euerm Besten abgesehen, doch die unangenehme Folge haben m?chten, da? ihr, nicht ohne Schaam, von der Nothwendigkeit eine?vorsichtigere Aufführung lernen mü?tet.
Narr.?Denn ihr wi?t, Nonkel, der Sperling n?hrte den Kukuk so lang, bis seine Jungen ihm den Kopf abbissen; So l?scht das Licht aus, und wir sizen im Finstern.
Lear.?Seyd ihr unsre Tochter?
Gonerill.?Ich wünschte, ihr m?chtet einen Gebrauch von dem guten Verstand machen, womit ihr, wie ich wei?, so wol versehen seyd; und diese Dispositionen von euch thun, die euch seit kurzem zu etwas ganz anderm machen, als ihr ordentlicher Weise seyd.
Narr.?Kan ein Esel nicht wissen, wenn der Karren das Pferd zieht? Schrey, Nachtigall, ich liebe dich.
Lear.?Kennt mich hier jemand? Di? ist nicht Lear! Geht Lear so? spricht er so? wo sind seine Augen? Entweder ist sein Hirn geschw?cht, sein Verstand in Todesschlaf versunken--Ha! wach ich?-- Es ist nicht so! wer ist hier, der mir sagen kan, wer ich bin? Lear's Schatten? Ich m?cht' es gern erfahren; denn nach den Kennzeichen der untrüglichen Vernunft zu schliessen, stand ich in einem falschen Wahn, da ich T?chter zu haben glaubte. Euer Name, sch?nes Frauenzimmer?
Gonerill.?Diese Verwundrung, Sir, ist sehr im Geschmak eurer übrigen neuen Grillen. Ich bitte euch, meine Absichten recht zu verstehen. So wie ihr alt und ehrwürdig seyd, solltet ihr auch weise seyn. Ihr haltet hier hundert Ritter und Schildknappen, so ausgelassenes, verwegenes und schwelgerisches Volk, da? dieser unser Hof, von ihren Sitten angestekt, einer liederlichen Schenke gleich sieht; Epicurisches Wesen und Unzucht machen ihn mehr einem Weinhaus und Bordel, als einem fürstlichen Palast ?hnlich. Die Schaam selbst spricht für unges?umte Hülfe. Lasset euch von einer erbitten, die sonst das was sie bittet nehmen wird, euer Gefolge um fünfzig zu vermindern; und die übrig bleibenden solche Leute seyn zu lassen, die sich für eure Jahre schiken, und sich selbst und euch kennen.
Lear.?Finsterni? und Teufels! Sattelt meine Pferde! Ruft meine Leute zusammen--Ausgearteter Bastard! Ich will dich nicht beunruhigen. Ich habe noch eine Tochter übrig.
Gonerill.?Ihr schlagt meine Leute; und euer zügelloses Gesindel will von Leuten bedient seyn, die besser als sie sind.
Fünfzehnter Auftritt.?(Zu ihnen, der Herzog von Albanien.)
Lear.?Weh dem, den zu sp?t die Reue trift! O Sir! seyd ihr gekommen? Ist es euer Wille, sprecht, Sir? la?t meine Pferde bereit halten-- Undankbarkeit! du marmorherziger Teufel; scheu?licher wenn du dich in einem Kind zeigst, als in einem Meer-Ungeheuer.
Albanien.?Ich bitte, Sir, seyn Sie geduldig.
Lear
(zu Gonerill).)?Verdammter Habicht! Du lügst! Mein Gefolge sind ausgesuchte Leute, von den seltensten Gaben, die alles kennen, was die Pflicht von einem Ritter fordert, und die den Adel ihrer Namen in allen Stüken behaupten--O sehr kleiner Fehler! Wie h??lich schienst du an Cordelia! da du, gleich einem Hebel, meine ganze Natur aus ihrer gewohnten Stellung hubst, und alle Liebe aus meinem Herzen zogst, und zu Galle machtest--O Lear, Lear, Lear! Schlag an diese Thür,
(Er schl?gt sich an den Kopf.)
die deine Thorheit ein- und deine Vernunft auslie?--Geht, geht, meine Leute.
Albanien.?Mylord, ich bin so unschuldig, da? ich nicht einmal wei?, was euch in diesen Unwillen gesezt hat.
Lear.?Es mag so seyn, Mylord--H?re mich, Natur, theure G?ttin, h?re einen Vater! Hemme deinen Vorsaz, wenn er war, di? Gesch?pf fruchtbar zu machen. Banne Unfruchtbarkeit in ihre Schoo?, trokne die Werkzeuge der Vermehrung in ihr auf, und la? niemals aus diesem gesch?ndeten Leib einen S?ugling entspringen, der ihr Ehre mache. Mu? sie aber geb?hren, so erschaff ihr Kind aus Galle, und la? es leben, sie ohne Rast mit unnatürlicher Bosheit zu peinigen; la? es Runzeln in ihre junge Stirne graben, und mit glühenden Thr?nen Can?le in ihre Wangen ?zen; la? es alle ihre Mutter-Schmerzen, mit Hohngel?chter, alle ihre Wohlthaten mit Verachtung erwiedern; damit sie fühle, wie viel sch?rfer als einer Schlange Bi? es ist, ein undankbares Kind zu haben! Geht, geht, meine Leute!
Albanien.?Nun, ihr G?tter, die wir anbeten, woher kommt di?!
Gonerill.?Bekümmert euch nicht, es zu wissen, sondern la?t seinem Wahnwiz freyen Lauf--
Lear.?Was? Fünfzig von meinem Gefolge auf einen Streich!--Innerhalb vierzehn Tagen! --
Albanien.?Was ist denn die Sache, Mylord?
Lear.?Ich will dir's sagen--Leben und Tod!--
(zu Gonerill)
ich sch?me mich, da? du Macht hast meine Mannheit also zu?erschüttern!--O! da? diese
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