Das Leben und der Tod des Königs Lear | Page 4

William Shakespeare
einen Vater so verlohren habet, da? ihr auch einen Gemahl verlieren mü?t.
Cordelia.?Friede sey mit Burgund! weil Absichten auf Verm?gen seine Liebe sind, so werde ich nicht sein Weib werden.
Frankreich.?Sch?nste Cordelia; desto reicher, weil du arm bist, desto?w?hlenswürdiger, weil du vergessen, und desto geliebter, weil du verschm?het wirst. Hier bem?chtige ich mich deiner und deiner Tugenden, wenn es anders erlaubt ist zu nehmen, was andre?verworffen haben. Ihr G?tter! wie seltsam, da? die k?lteste Gleichgültigkeit meine Liebe zu flammender Ehrfurcht anfachen soll! Deine enterbte Tochter, K?nig, von dir verworffen, und meiner Willkuhr überlassen, ist K?nigin von Mir, von Frankreich, und von allem was mein ist. Alle Herzoge des wasserreichen Burgunds k?nnen dieses ungesch?zte theure M?dchen nicht von mir erkauffen. Gieb ihnen das lezte Lebewohl, Cordelia, so ungütig sie sind; du verlierst hier, anderswo etwas bessers zu finden.
Lear.?Du hast sie, Frankreich! La? sie dein seyn, denn wir haben keine solche Tochter, noch werden wir dieses ihr Gesicht jemals wieder sehen. Gehet also, ohne unsre Gnade, unsre Liebe, und unsern Segen. Komm, edler Burgund!
(Lear und Burgund gehen ab.)
Frankreich.?Beurlaubet euch von euern Schwestern.
Cordelia.?Ihr Kleinode euers Vaters, mit gebadeten Augen verl??t euch Cordelia; ich wei? wer ihr seyd, und bin als eine Schwester gar nicht geneigt, eure Fehler mit ihrem eignen Namen zu nennen. Liebet unsern Vater in der That. Euerm Liebe-athmenden Busen empfehle ich ihn! Und doch, stünde ich in seiner Gnade, ich wollte ihm einen bessern Plaz anweisen. So lebet wol!
Regan.?Ihr habt nicht n?thig, uns unsre Pflicht vorzuschreiben.
Gonerill.?La?t ihr eure Sorge seyn, euerm Gemahl zu gefallen, der euch vom Allmosen des Glüks aufgenommen; ihr habt durch Mangel an Gehorsam den Mangel wol verdienet, auf den ihr noch stolz zu seyn scheint.
Cordelia.?Die Zeit wird enthüllen, was die gefaltete List verbirgt. Wol m?g' es gehen!
Frankreich.?Komm, meine sch?ne Cordelia.
(Frankreich und Cordelia gehen ab.)
{ed.-In Wielands übersetzung blieben dritter und vierter Auftritt ohne überschrift.}
Fünfter Auftritt.
Gonerill.?Schwester, es ist nicht wenig, was ich über Dinge, die uns beyde angehen, zu sagen habe. Ich denke, unser Vater wird diese Nacht von hier abgehen.
Regan.?Das ist gewi?, und mit Euch; den künftigen Monath zu Uns.
Gonerill.?Ihr sehet, wie ver?nderlich ihn sein Alter macht; die Gelegenheit die wir hatten, diese Beobachtung zu machen, war nicht gering. Er liebte unsre Schwester immer vorzüglich, und aus was für einem armseligen Grund er sie izt weggeworffen, ist nur allzu offenbar.
Regan.?Es ist die Schwachheit seines Alters; und doch hat er sich selbst allezeit nur obenhin gekannt.
Gonerill.?Das Beste und Gesundeste was er in seiner Zeit that, war übereilt; was k?nnen wir also anders erwarten, als nicht nur alle Fehler einer lang eingewurzelten Gewohnheit; sondern überall diese unlenksame Wunderlichkeit, die ein schwaches und cholerisches Alter mit sich bringt.
Regan.?Wir werden noch manche solche unverst?ndige Grillen von ihm erfahren, wie Kents Verbannung war.
Gonerill.?Der Abschied zwischen ihm und Frankreich ist noch ein solches Beyspiel. Ich bitte euch, la?t uns gemeinschaftlich zu Werke gehen. Wenn unser Vater das k?nigliche Ansehen mit einer solchen GemüthsBeschaffenheit beybeh?lt, so ist seine lezte Abdankung vielmehr?etwas beleidigendes.
Regan.?Wir wollen weiter über diese Sache denken.
Gonerill.?Wir müssen irgend etwas thun, und das in der ersten Hize.
(Sie gehen ab.)
Sechster Auftritt.?(Die Scene ver?ndert sich in ein Schlo? des Grafen von Gloster.)
Edmund (mit einem Briefe.)?Du, Natur, bist meine G?ttin! Deinem Gesez allein will ich dienstbar seyn. Warum sollte ich mich selbst in den Cirkel der Gewohnheit bannen, warum die ungerechte Gewohnheit der V?lker, mich des Rechts das du mir giebst, entsezen lassen? Blo? darum, weil ich zw?lf oder vierzehn Mondscheine vor einem Bruder kam? Warum Bastard? Warum unedel? Wenn ich eben so wol gemacht, von Geist so edel, von Gestalt so ?cht bin als die Geburt der ehrlichen Madam. Warum brandmahlen sie uns so mit Namen von b?ser Ahnung? Un?cht, ehrlos, Bastard? Wie? Ich un?cht? Ich,* der in der verstohlnen Lust der üppigen Natur mehr Stoff und Feuer erhielt, als jener der in einem abgeschmakten, schaalen, langweiligen Ehebette, bestimmt eine ganze Zucht von Dumk?pfen auszuheken, zwischen Schlaf und Wachen gezeugt ward?--Wohl dann, mein ?chter Edgar! Mir fehlt nichts als deine Güter. Unsers Vaters Liebe ist zu dem Bastard Edmund was zu dem ?chten Sohn--ein feines Wort--?cht! Nun wohl, mein ?chter Herr, la? nur diesen Brief und meinen Anschlag glüken, so wird Bastard Edmund der ?chte seyn.--Ich wachse, ich gedeyhe! Wohlan, ihr G?tter, haltet fest auf der Parthey der Bastarde! Ihr habt es wol Ursache.**
{ed.-* Diese feinen Zeilen sind ein Beyspiel von unsers Autors bewundernswürdiger Kunst, seinen Charaktern geh?rige Gesinnungen zu geben. Des Bastards seiner ist der Charakter eines v?lligen Gottesl?ugners; und da? er als ein Sp?tter über die?Judicial-Astrologie vorgestellt wird, ist nach der Absicht des Poeten, ein Zeichen eines solchen. Denn zu seiner Zeit wurde diese gottlose Taschenspielerey mit einer religi?sen Ehrfurcht angesehen; und daher erkennen die besten Charakter in diesem Stüke die Macht des Einflusses der Gestirne. Wie Charakterm?ssig aber die?folgenden Zeilen sind, kan aus dem ungeheuren Wunsch des?Itali?nischen Atheisten (Vanini), in seinem Tractat, (de admirandis
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