Das Kaethchen von Heilbronn | Page 4

Heinrich von Kleist
um ihre Seele gelegt; auf nackten, jedem Kiesel ausgesetzten, F��?en, das kurze R?ckchen, das ihre H��fte deckt, im Winde flatternd, nichts als den Strohhut auf, sie gegen der Sonne Stich, oder den Grimm emp?rter Witterung zu sch��tzen. Wohin sein Fu?, im Lauf seiner Abenteuer, sich wendet: durch den Dampf der Kl��fte, durch die W��ste, die der Mittag versengt, durch die Nacht verwachsener W?lder: wie ein Hund, der von seines Herren Schwei? gekostet, schreitet sie hinter ihm her; und die gewohnt war, auf weichen Kissen zu ruhen, und das Kn?tlein sp��rte, in des Bettuchs Faden, das ihre Hand unachtsam darin eingesponnen hatte: die liegt jetzt, einer Magd gleich, in seinen St?llen, und sinkt, wenn die Nacht k?mmt, erm��det auf die Streu nieder, die seinen stolzen Rossen untergeworfen wird.
Graf Otto. Graf Wetter vom Strahl! Ist dies gegr��ndet?
Der Graf vom Strahl. Wahr ists, ihr Herren; sie geht auf der Spur, die hinter mir zur��ckbleibt. Wenn ich mich umsehe, erblick ich zwei Dinge: meinen Schatten und sie.
Graf Otto. Und wie erkl?rt Ihr Euch diesen sonderbaren Umstand?
Der Graf vom Strahl. Ihr unbekannten Herren der Vehme! Wenn der Teufel sein Spiel mit ihr treibt, so braucht er mich dabei, wie der Affe die Pfoten der Katze; ein Schelm will ich sein, holt er den Nu?kern f��r mich. Wollt ihr meinem Wort schlechthin, wies die heilige Schrift vorschreibt, glauben: ja, ja, nein, nein; gut! Wo nicht, so will ich nach Worms, und den Kaiser bitten, da? er den Theobald ordiniere. Hier werf ich ihm vorl?ufig meinen Handschuh hin!
Graf Otto. Ihr sollt hier Rede stehn, auf unsre Frage! Womit rechtfertigt Ihr, da? sie unter Eurem Dache schl?ft? Sie, die in das Haus hingeh?rt, wo sie geboren und erzogen ward?
Der Graf vom Strahl. Ich war, es m?gen ohngef?hr zw?lf Wochen sein, auf einer Reise, die mich nach Stra?burg f��hrte, erm��det, in der Mittagshitze, an einer Felswand, eingeschlafen--nicht im Traum gedacht ich des M?dchens mehr, das in Heilbronn aus dem Fenster gest��rzt war--da liegt sie mir, wie ich erwache, gleich einer Rose, entschlummert zu F��?en; als ob sie vom Himmel herabgeschneit w?re! Und da ich zu den Knechten, die im Grase herumliegen, sage: Ei, was der Teufel! Das ist ja das K?thchen von Heilbronn! schl?gt sie die Augen auf, und bindet sich das H��tlein zusammen, das ihr schlafend vom Haupt herabgerutscht war. Katharine! ruf ich: M?del! Wo k?mmst auch her? Auf funfzehn Meilen von Heilbronn, fernab am Gestade des Rheins? "Hab ein Gesch?ft, gestrenger Herr", antwortet sie, "das mich gen Stra?burg f��hrt; schauert mich im Wald so einsam zu wandern, und schlug mich zu Euch." Drauf la? ich ihr zur Erfrischung reichen, was mir Gottschalk, der Knecht, mit sich f��hrt, und erkundige mich: wie der Sturz abgelaufen; auch, was der Vater macht? Und was sie in Stra?burg zu erschaffen denke? Doch da sie nicht freiherzig mit der Sprache herausr��ckt: was auch gehts dich an, denk ich; ding ihr einen Boten, der sie durch den Wald f��hre, schwing mich auf den Rappen, und reite ab. Abends, in der Herberg, an der Stra?burger Stra?, will ich mich eben zur Ruh niederlegen: da kommt Gottschalk, der Knecht, und spricht: das M?dchen sei unten und begehre in meinen St?llen zu ��bernachten. Bei den Pferden? frag ich. Ich sage: wenns ihr weich genug ist, mich wirds nicht dr��cken. Und f��ge noch, indem ich mich im Bett wende, hinzu: magst ihr wohl eine Streu unterlegen, Gottschalk, und sorgen, da? ihr nichts widerfahre. Drauf, wandert sie, kommenden Tages fr��her aufgebrochen, als ich, wieder auf der Heerstra?e, und lagert sich wieder in meinen St?llen, und lagert sich Nacht f��r Nacht, so wie mir der Streifzug fortschreitet, darin, als ob sie zu meinem Tro? geh?rte. Nun litt ich das, ihr Herren, um jenes grauen, unwirschen Alten willen, der mich jetzt darum straft; denn der Gottschalk, in seiner Wunderlichkeit, hatte das M?dchen lieb gewonnen, und pflegte ihrer, in der Tat, als seiner Tochter; f��hrt dich die Reise einst, dacht ich, durch Heilbronn, so wird der Alte dirs danken. Doch da sie sich auch in Stra?burg, in der erzbisch?flichen Burg, wieder bei mir einfindet, und ich gleichwohl sp��re, da? sie nichts im Orte erschafft. denn mir hatte sie sich ganz und gar geweiht, und wusch und flickte, als ob es sonst am Rhein nicht zu haben w?re: so trete ich eines Tages, da ich sie auf der Stallschwelle finde, zu ihr und frage: was f��r ein Gesch?ft sie in Stra?burg betreibe? Ei, spricht sie, gestrenger Herr, und eine R?te, da? ich denke, ihre Sch��rze wird angehen, flammt ��ber ihr Antlitz empor: "was fragt Ihr doch? Ihr wi?ts ja!"--Holla! denk ich, steht es so mit dir? und sende einen Boten flugs nach Heilbronn, dem Vater zu, mit folgender Meldung: das K?thchen sei bei mir; ich h��tete seiner; in kurzem k?nne er es, vom Schlosse zu Strahl, wohin ich es zur��ckbringen w��rde, abholen.
Graf
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