ihr und frage: was für ein Geschäft sie in
Straßburg betreibe? Ei, spricht sie, gestrenger Herr, und eine Röte, daß
ich denke, ihre Schürze wird angehen, flammt über ihr Antlitz empor:
"was fragt Ihr doch? Ihr wißts ja!"--Holla! denk ich, steht es so mit dir?
und sende einen Boten flugs nach Heilbronn, dem Vater zu, mit
folgender Meldung: das Käthchen sei bei mir; ich hütete seiner; in
kurzem könne er es, vom Schlosse zu Strahl, wohin ich es
zurückbringen würde, abholen.
Graf Otto. Nun? Und hierauf?
Wenzel. Der Alte holte die Jungfrau nicht ab?
Der Graf vom Strahl. Drauf, da er am zwanzigsten Tage, um sie
abzuholen, bei mir erscheint, und ich ihn in meiner Väter Saal führe:
erschau ich mit Befremden, daß er, beim Eintritt in die Tür, die Hand in
den Weihkessel steckt, und mich mit dem Wasser, das darin befindlich
ist, besprengt. Ich arglos, wie ich von Natur bin, nötge ihn auf einen
Stuhl nieder; erzähle ihm, mit Offenherzigkeit, alles, was vorgefallen;
eröffne ihm auch, in meiner Teilnahme, die Mittel, wie er die Sache,
seinen Wünschen gemäß, wieder ins Geleis rücken könne; und tröste
ihn und führ ihn, um ihm das Mädchen zu übergeben, in den Stall
hinunter, wo sie steht, und mir eine Waffe von Rost säubert. So wie er
in die Tür tritt, und die Arme mit tränenvollen Augen öffnet, sie zu
empfangen, stürzt mir das Mädchen leichenbleich zu Füßen, alle
Heiligen anrufend, daß ich sie vor ihm schütze. Gleich einer Salzsäule
steht er, bei diesem Anblick, da; und ehe ich mich noch gefaßt habe,
spricht er schon, das entsetzensvolle Antlitz auf mich gerichtet: das ist
der leibhaftige Satan! und schmeißt mir den Hut, den er in der Hand
hält, ins Gesicht, als wollt er ein Greuelbild verschwinden machen, und
läuft, als setzte die ganze Hölle ihm nach, nach Heilbronn zurück.
Graf Otto. Du wunderlicher Alter! Was hast du für Einbildungen?
Wenzel. Was war in dem Verfahren des Ritters, das Tadel verdient?
Kann er dafür, wenn sich das Herz deines törichten Mädchens ihm
zuwendet?
Hans. Was ist in diesem ganzen Vorfall, das ihn anklagt?
Theobald. Was ihn anklagt? O du--Mensch, entsetzlicher, als Worte
fassen, und der Gedanke ermißt: stehst du nicht rein da, als hätten die
Cherubim sich entkleidet, und ihren Glanz dir, funkelnd wie Mailicht,
um die Seele gelegt!--Mußt ich vor dem Menschen nicht erbeben, der
die Natur, in dem reinsten Herzen, das je geschaffen ward, dergestalt
umgekehrt hat, daß sie vor dem Vater, zu ihr gekommen, seiner Liebe
Brust ihren Lippen zu reichen, kreideweißen Antlitzes entweicht, wie
vor dem Wolfe, der sie zerreißen will? Nun denn, so walte, Hekate,
Fürstin des Zaubers, moorduftige Königin der Nacht! Sproßt, ihr
dämonischen Kräfte, die die menschliche Satzung sonst auszujäten
bemüht war, blüht auf, unter dem Atem der Hexen, und schoßt zu
Wäldern empor, daß die Wipfel sich zerschlagen, und die Pflanze des
Himmels, die am Boden keimt, verwese; rinnt, ihr Säfte der Hölle,
tröpfelnd aus Stämmen und Stielen gezogen, fallt, wie ein Katarakt, ins
Land, daß der erstickende Pestqualm zu den Wolken empordampft;
fließt und ergießt euch durch alle Röhren des Lebens, und schwemmt,
in allgemeiner Sündflut, Unschuld und Tugend hinweg!
Graf Otto. Hat er ihr Gift eingeflößt?
Wenzel. Meinst du, daß er ihr verzauberte Tränke gereicht?
Hans. Opiate, die des Menschen Herz, der sie genießt, mit
geheimnisvoller Gewalt umstricken?
Theobald. Gift? Opiate? Ihr hohen Herren, was fragt ihr mich? Ich habe
die Flaschen nicht gepfropft, von welchen er ihr, an der Wand des
Felsens, zur Erfrischung reichte; ich stand nicht dabei, als sie in der
Herberge, Nacht für Nacht, in seinen Ställen schlief. Wie soll ich
wissen, ob er ihr Gift eingeflößt? habt neun Monate Geduld; alsdann
sollt ihr sehen, wies ihrem jungen Leibe bekommen ist.
Der Graf vom Strahl. Der alte Esel, der! Dem entgegn' ich nichts, als
meinen Namen! Ruft sie herein; und wenn sie ein Wort sagt, auch nur
von fern duftend, wie diese Gedanken, so nennt mich den Grafen von
der stinkenden Pfütze, oder wie es sonst eurem gerechten Unwillen
beliebt.
Zweiter Auftritt
Käthchen mit verbundenen Augen, geführt von zwei Häschern.--Die
Häscher nehmen ihr das Tuch ab, und gehen wieder fort.--Die Vorigen.
Käthchen (sieht sich in der Versammlung um, und beugt, da sie den
Grafen erblickt, ein Knie vor ihm). Mein hoher Herr!
Der Graf vom Strahl. Was willst du?
Käthchen. Vor meinen Richter hat man mich gerufen.
Der Graf vom Strahl. Dein Richter bin nicht ich. Steh auf, dort sitzt er;
Hier steh ich, ein Verklagter, so wie du.
Käthchen. Mein hoher Herr! Du spottest.
Der Graf vom Strahl. Nein! Du hörst! Was neigst du mir dein
Angesicht in Staub? Ein Zaubrer bin ich, und gestand es schon Und laß,
aus jedem Band, das ich dir wirkte, Jetzt deine junge Seele los. (Er
erhebt sie.)
Graf Otto. Hier Jungfrau, wenns beliebt;
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