Eigentum, Heimat und den Bräutigam, dem sie verlobt war?
Wenzel. Und begehrt auch deines Segens nicht einmal?
Theobald. Verschwindet, ihr Herren--Verläßt mich und alles, woran
Pflicht, Gewohnheit und Natur sie knüpften--Küßt mir die Augen, die
schlummernden, und verschwindet; ich wollte, sie hätte sie mir
zugedrückt.
Wenzel. Beim Himmel! Ein seltsamer Vorfall.-Theobald. Seit jenem
Tage folgt sie ihm nun, gleich einer Metze, in blinder Ergebung, von
Ort zu Ort; geführt am Strahl seines Angesichts, fünfdrähtig, wie einen
Tau, um ihre Seele gelegt; auf nackten, jedem Kiesel ausgesetzten,
Füßen, das kurze Röckchen, das ihre Hüfte deckt, im Winde flatternd,
nichts als den Strohhut auf, sie gegen der Sonne Stich, oder den Grimm
empörter Witterung zu schützen. Wohin sein Fuß, im Lauf seiner
Abenteuer, sich wendet: durch den Dampf der Klüfte, durch die Wüste,
die der Mittag versengt, durch die Nacht verwachsener Wälder: wie ein
Hund, der von seines Herren Schweiß gekostet, schreitet sie hinter ihm
her; und die gewohnt war, auf weichen Kissen zu ruhen, und das
Knötlein spürte, in des Bettuchs Faden, das ihre Hand unachtsam darin
eingesponnen hatte: die liegt jetzt, einer Magd gleich, in seinen Ställen,
und sinkt, wenn die Nacht kömmt, ermüdet auf die Streu nieder, die
seinen stolzen Rossen untergeworfen wird.
Graf Otto. Graf Wetter vom Strahl! Ist dies gegründet?
Der Graf vom Strahl. Wahr ists, ihr Herren; sie geht auf der Spur, die
hinter mir zurückbleibt. Wenn ich mich umsehe, erblick ich zwei Dinge:
meinen Schatten und sie.
Graf Otto. Und wie erklärt Ihr Euch diesen sonderbaren Umstand?
Der Graf vom Strahl. Ihr unbekannten Herren der Vehme! Wenn der
Teufel sein Spiel mit ihr treibt, so braucht er mich dabei, wie der Affe
die Pfoten der Katze; ein Schelm will ich sein, holt er den Nußkern für
mich. Wollt ihr meinem Wort schlechthin, wies die heilige Schrift
vorschreibt, glauben: ja, ja, nein, nein; gut! Wo nicht, so will ich nach
Worms, und den Kaiser bitten, daß er den Theobald ordiniere. Hier
werf ich ihm vorläufig meinen Handschuh hin!
Graf Otto. Ihr sollt hier Rede stehn, auf unsre Frage! Womit rechtfertigt
Ihr, daß sie unter Eurem Dache schläft? Sie, die in das Haus hingehört,
wo sie geboren und erzogen ward?
Der Graf vom Strahl. Ich war, es mögen ohngefähr zwölf Wochen sein,
auf einer Reise, die mich nach Straßburg führte, ermüdet, in der
Mittagshitze, an einer Felswand, eingeschlafen--nicht im Traum
gedacht ich des Mädchens mehr, das in Heilbronn aus dem Fenster
gestürzt war--da liegt sie mir, wie ich erwache, gleich einer Rose,
entschlummert zu Füßen; als ob sie vom Himmel herabgeschneit wäre!
Und da ich zu den Knechten, die im Grase herumliegen, sage: Ei, was
der Teufel! Das ist ja das Käthchen von Heilbronn! schlägt sie die
Augen auf, und bindet sich das Hütlein zusammen, das ihr schlafend
vom Haupt herabgerutscht war. Katharine! ruf ich: Mädel! Wo kömmst
auch her? Auf funfzehn Meilen von Heilbronn, fernab am Gestade des
Rheins? "Hab ein Geschäft, gestrenger Herr", antwortet sie, "das mich
gen Straßburg führt; schauert mich im Wald so einsam zu wandern, und
schlug mich zu Euch." Drauf laß ich ihr zur Erfrischung reichen, was
mir Gottschalk, der Knecht, mit sich führt, und erkundige mich: wie der
Sturz abgelaufen; auch, was der Vater macht? Und was sie in Straßburg
zu erschaffen denke? Doch da sie nicht freiherzig mit der Sprache
herausrückt: was auch gehts dich an, denk ich; ding ihr einen Boten,
der sie durch den Wald führe, schwing mich auf den Rappen, und reite
ab. Abends, in der Herberg, an der Straßburger Straß, will ich mich
eben zur Ruh niederlegen: da kommt Gottschalk, der Knecht, und
spricht: das Mädchen sei unten und begehre in meinen Ställen zu
übernachten. Bei den Pferden? frag ich. Ich sage: wenns ihr weich
genug ist, mich wirds nicht drücken. Und füge noch, indem ich mich
im Bett wende, hinzu: magst ihr wohl eine Streu unterlegen, Gottschalk,
und sorgen, daß ihr nichts widerfahre. Drauf, wandert sie, kommenden
Tages früher aufgebrochen, als ich, wieder auf der Heerstraße, und
lagert sich wieder in meinen Ställen, und lagert sich Nacht für Nacht,
so wie mir der Streifzug fortschreitet, darin, als ob sie zu meinem Troß
gehörte. Nun litt ich das, ihr Herren, um jenes grauen, unwirschen
Alten willen, der mich jetzt darum straft; denn der Gottschalk, in seiner
Wunderlichkeit, hatte das Mädchen lieb gewonnen, und pflegte ihrer, in
der Tat, als seiner Tochter; führt dich die Reise einst, dacht ich, durch
Heilbronn, so wird der Alte dirs danken. Doch da sie sich auch in
Straßburg, in der erzbischöflichen Burg, wieder bei mir einfindet, und
ich gleichwohl spüre, daß sie nichts im Orte erschafft. denn mir hatte
sie sich ganz und gar geweiht, und wusch und flickte, als ob es sonst
am Rhein nicht zu haben wäre: so trete ich eines Tages, da ich sie auf
der Stallschwelle finde, zu
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.