dir! und laß ihn
fahren. Friedrich, Graf Wetter vom Strahl, hat mir mein Kind verführt,
meine Katharine. Nehmt ihn, ihr irdischen Schergen Gottes, und
überliefert ihn allen geharnischten Scharen, die an den Pforten der
Hölle stehen und ihre glutroten Spieße schwenken: ich klage ihn
schändlicher Zauberei, aller Künste der schwarzen Nacht und der
Verbrüderung mit dem Satan an!
Graf Otto. Meister Theobald von Heilbronn! Erwäge wohl, was du
sagst. Du bringst vor, der Graf vom Strahl, uns vielfältig und von guter
Hand bekannt, habe dir dein Kind verführt. Du klagst ihn, hoff ich, der
Zauberei nicht an, weil er deines Kindes Herz von dir abwendig
gemacht? Weil er ein Mädchen, voll rascher Einbildungen, mit einer
Frage, wer sie sei? oder wohl gar mit dem bloßen Schein seiner roten
Wangen, unter dem Helmsturz hervorglühend, oder mit irgend einer
andern Kunst des hellen Mittags ausgeübt auf jedem Jahrmarkt, für sich
gewonnen hat?
Theobald. Es ist wahr, ihr Herren, ich sah ihn nicht zur Nachtzeit, an
Mooren und schilfreichen Gestaden, oder wo sonst des Menschen Fuß
selten erscheint, umherwandeln und mit den Irrlichtern Verkehr treiben.
Ich fand ihn nicht auf den Spitzen der Gebirge, den Zauberstab in der
Hand, das unsichtbare Reich der Luft abmessen, oder in unterirdischen
Höhlen, die kein Strahl erhellt, Beschwörungsformeln aus dem Staub
heraufmurmeln. Ich sah den Satan und die Scharen, deren Verbrüderten
ich ihn nannte, mit Hörnern, Schwänzen und Klauen, wie sie zu
Heilbronn, über dem Altar abgebildet sind, an seiner Seite nicht. Wenn
ihr mich gleichwohl reden lassen wollt, so denke ich es durch eine
schlichte Erzählung dessen, was sich zugetragen, dahin zu bringen, daß
ihr aufbrecht, und ruft: unsrer sind dreizehn und der vierzehnte ist der
Teufel! zu den Türen rennt und den Wald, der diese Höhle umgibt, auf
dreihundert Schritte im Umkreis, mit euren Taftmänteln und
Federhüten besäet.
Graf Otto. Nun, du alter, wilder Kläger! so rede!
Theobald. Zuvörderst müßt ihr wissen, ihr Herren, daß mein Käthchen
Ostern, die nun verflossen, funfzehn Jahre alt war; gesund an Leib und
Seele, wie die ersten Menschen, die geboren worden sein mögen; ein
Kind recht nach der Lust Gottes, das heraufging aus der Wüsten, am
stillen Feierabend meines Lebens, wie ein gerader Rauch von Myrrhen
und Wachholdern! Ein Wesen von zarterer, frommerer und lieberer Art
müßt ihr euch nicht denken, und kämt ihr, auf Flügeln der Einbildung,
zu den lieben, kleinen Engeln, die, mit hellen Augen, aus den Wolken,
unter Gottes Händen und Füßen hervorgucken. Ging sie in ihrem
bürgerlichen Schmuck über die Straße, den Strohhut auf, von gelbem
Lack erglänzend, das schwarzsamtene Leibchen, das ihre Brust
umschloß, mit feinen Silberkettlein behängt: so lief es flüsternd von
allen Fenstern herab: das ist das Käthchen von Heilbronn; das
Käthchen von Heilbronn, ihr Herren, als ob der Himmel von Schwaben
sie erzeugt, und von seinem Kuß geschwängert, die Stadt, die unter ihm
liegt, sie geboren hätte. Vettern und Basen, mit welchen die
Verwandtschaft, seit drei Menschengeschlechtern, vergessen worden
war, nannten sie, auf Kindtaufen und Hochzeiten, ihr liebes Mühmchen,
ihr liebes Bäschen; der ganze Markt, auf dem wir wohnten, erschien an
ihrem Namenstage, und bedrängte sich und wetteiferte sie zu
beschenken; wer sie nur einmal, gesehen und einen Gruß im
Vorübergehen von ihr empfangen hatte, schloß sie acht folgende Tage
lang, als ob sie ihn gebessert hätte, in sein Gebet ein. Eigentümerin
eines Landguts, das ihr der Großvater, mit Ausschluß meiner, als einem
Goldkinde, dem er sich liebreich bezeigen wollte, vermacht hatte, war
sie schon unabhängig von mir, eine der wohlhabendsten Bürgerinnen
der Stadt. Fünf Söhne wackerer Bürger, bis in den Tod von ihrem
Werte gerührt, hatten nun schon um sie angehalten; die Ritter, die
durch die Stadt zogen, weinten, daß sie kein Fräulein war; ach, und
wäre sie eines gewesen, das Morgenland wäre aufgebrochen, und hätte
Perlen und Edelgesteine, von Mohren getragen, zu ihren Füßen gelegt.
Aber sowohl ihre, als meine Seele, bewahrte der Himmel vor Stolz;
und weil Gottfried Friedeborn, der junge Landmann, dessen Güter das
ihrige umgrenzen, sie zum Weibe begehrte, und sie auf meine Frage:
Katharine, willt du ihn? antwortete: Vater! Dein Wille sei meiner; so
sagte ich: der Herr segne euch! und weinte und jauchzte, und beschloß,
Ostern, die kommen, sie nun zur Kirche zu bringen.--So war sie, ihr
Herren, bevor sie mir dieser entführte.
Graf Otto. Nun? Und wodurch entführte er sie dir? Durch welche
Mittel hat er sie dir und dem Pfade, auf welchen du sie geführt hattest,
wieder entrissen?
Theobald. Durch welche Mittel?--Ihr Herren, wenn ich das sagen
könnte, so begriffen es diese fünf Sinne, und so ständ ich nicht vor
euch und klagte auf alle, mir unbegreiflichen, Greuel der Hölle. Was
soll ich vorbringen, wenn ihr mich fragt, durch welche Mittel? Hat er
sie am Brunnen getroffen, wenn sie Wasser schöpfte, und gesagt: Lieb
Mädel, wer bist du? hat er sich an den Pfeiler
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