blinden Unterw��rfigkeit unter seine Gebote zu zwingen, wie es ehedem den Herrn ��ber Sklaven oder Leibeigene zu thun erlaubt war. Ich wiederhole, dass es im allgemeinen nur wenige geben wird, welche diese nackten Thatsacheu zu leugnen oder den damit verbundenen Zustand als solchen zu verteidigen wagen. Man erkennt die sozialen Sch?den und Widersinnigkeiten als solche an, wie ja schon daraus hervorgeht, dass die dadurch hervorgerufene Litteratur mit zahllosen Besserungsvorschl?gen fast unabsehbar geworden ist. Aber -- so pflegt man diesen Vorschl?gen gegen��ber zu antworten -- der Zustand ist leider nicht zu ?ndern. Es war von jeher so und wird immer so sein und bleiben. Ungleichheit ist ein notwendiges Attribut der menschlichen Gesellschaft. Zu allen Zeiten hat es Adel und St?nde, Reiche und Arme gegeben, und die grosse Masse ist immer nur zum Arbeiten und Gehorchen dagewesen. Vernunft und Gerechtigkeit in sozialer Beziehung sind immer Ideale geblieben; und alle Gesellschafts-Idealisten, Plato mit seinem Vernunftstaat an der Spitze, haben in der Praxis stets schm?hlich Schiffbruch gelitten. Wollte man auch heute alle Besitzt��mer gleichm?ssig verteilen, so w��rde sehr bald wieder die alte Ungleichheit da sein. Auch w��rde, wie eine Berechnung leicht ergiebt, eine solche allgemeine Verteilung des Besitzes dem Einzelnen verh?ltnism?ssig nur sehr geringen Gewinn einbringen.
Man vers?umt dabei nicht, an die grossen Wohlthaten der Konkurrenz zu erinnern, welche den eigentlichen Sporn der Arbeit und des Fortschritts bildet und welche es zu Wege gebracht hat, dass sich heutzutage durch die Billigkeit der Erzeugnisse die Konsumtion mehr oder weniger nach der Produktion richtet, w?hrend man fr��her allgemein der Meinung war, dass das umgekehrte Verh?ltnis das allein richtige oder m?gliche sei.
Aber wie soll diesen Einw?nden begegnet, wie soll geholfen werden? Diese Frage ist um so schwieriger zu beantworten, als bis jetzt alle die zahllosen Versuche und Vorschl?ge zur L?sung der sozialen Frage erfolglos geblieben sind. Dies darf jedoch den Menschenfreund nicht abschrecken, immer wieder von neuem an Mittel der Abhilfe zu denken. Es muss geholfen werden und -- was die Hauptsache ist -- es =kann= geholfen werden.
Es =muss= geholfen werden, wenn man nicht riskieren will, dass jede politische Umw?lzung oder Ersch��tterung der Gegenwart (und an solchen fehlt es ja niemals) von schweren sozialen Ersch��tterungen begleitet sein wird. Ein allgemeines Gef��hl sozialer Unbehaglichkeit oder Ungerechtigkeit, namentlich in den niederen Schichten der Bev?lkerung, hat sich der Mehrzahl der Menschen bem?chtigt, und eine k��nftige Revolution wird nicht, mehr, wie in der ersten und zweiten franz?sischen Revolution, vor dem ?Eigentum? stehen bleiben. An deutlichen Anzeichen dieser in den Tiefen der Volksseele tigerartig g?renden Leidenschaften und Gel��ste fehlt es ja in keiner Weise; dieselben werden sich zu gelegener Zeit Luft machen, ohne dass man im Stande sein wird, durch Gewaltmassregeln etwas andres zu erreichen, als die Erziehung von M?rtyrern und Fanatikern. Die Nihilisten in Russland, die Communards in Frankreich, die Sozialdemokraten in Deutschland, die Fenier, die Irredentisten, die Dynamiteriche, der sein Haupt immer mehr erhebende und f?rmlich Schule machende Anarchismus sind gewissermassen nur die Sturmv?gel oder Warnungssignale einer kommenden Umw?lzung; und der Staatsweise oder Staatslenker, der sie unbeachtet lassen wollte, w��rde dem Schiffer gleichen, der die sein Schiff vor dem Sturm umflatternden Seem?ven nicht beachtet oder dieselben mehr als Verfolgungs-Objekte, denn als Warner behandelt. Denn ?wer seine Zeit damit verbringt, Jagd zu machen auf die M?ven, wird vom Sturm ��berrascht und besch?digt werden an Leben und Gut.? (Radenhausen.)
Sollte es aber auch, was ja nicht unm?glich w?re, gelingen, durch Gewaltmassregeln jeden Versuch einer sozialen Umw?lzung dauernd zu unterdr��cken, so w��rde doch damit die geschilderte Unzufriedenheit und Unbehaglichkeit aus dem Schosse der Gesellschaft nicht nur nicht entfernt, sondern nur noch vermehrt oder gesteigert werden. Es w��rde mit der Zeit eine Art heimlichen Kriegszustandes zwischen den besitzenden und den nicht-besitzenden Klassen der Gesellschaft entstehen, welcher die Ruhe und das Gl��ck des Gemeinwesens nicht weniger alterieren w��rde, als ein offener Krieg. Denn wenn man beispielsweise erf?hrt, dass im Jahre 1864 in England dreitausend Personen ein j?hrliches Einkommen von ungef?hr 500 Millionen Mark, oder mehr als das j?hrliche Gesamteinkommen aller Ackerbauarbeiter von ganz England und Wales, unter sich teilten, so wird man einen dauernden sozialen Frieden auf dem Boden eines solchen Missverh?ltnisses wohl kaum f��r m?glich halten d��rfen.
Gl��cklicherweise fehlt es nicht an der M?glichkeit, diesem Zustand zu begegnen oder den drohenden Sturm nicht zum Ausbruch kommen zu lassen, ohne dass man n?tig h?tte, zu gewaltsamen Mitteln zu greifen, und zwar mit Hilfe einer Anzahl friedlicher Reformen, welche, auf dem Boden der jetzigen Gesellschaftsordnung stehend, von da langsam und allm?hlich zu einem besseren Zustand der Dinge hin��berleiten -- vorausgesetzt, dass es gelingt, die Mehrzahl der Menschen von der Wohlth?tigkeit und Notwendigkeit solcher Massregeln zu ��berzeugen. Wir sehen hierbei selbstverst?ndlich ab von jener radikalen oder radikalsten L?sung der sozialen Frage, wie sie der =Kommunismus= verlangt. Ein solcher Zustand, wobei der gesamte Besitz gemeinschaftlich und die Arbeit ganz frei oder freiwillig sein w��rde, und von dem noch einmal ausf��hrlicher die
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