im Gehirn und er polterte unbekümmert los: "Erleuchtet, hehe! Der neue Herr mit dem seltsam Wappen! Wi?t Ihr, Bierwanst, was der W?lfen Dieter im Schilde führt? Ich will es Euch sagen: eine schwarze Kugel im wei?en Felde! Das ist die Finsternis! Wir werden es noch erleben, ein Wetter wird gehen über das Erzstift! Bringt Euren Schmeerbauch zu rechten Zeiten weg, der Erlauchte k?nnte Euch darauftreten, da? Ihr zwillt!"
Bestürzt rief Rat Thalhammer: "Haltet ein, Ihr schw?tzt Euch um den Kopf! Der neue Herr vergeht keinen Spa? von solcher Seite und l??t uns entgelten, was der Weindunst aus Euch spricht!"
Grimmig pfauchte Lechner: "So la?t Euch auf den K?pfen tanzen, da? es staubt, Ihr Memmen! Ich fürcht' ihn nicht, den W?lfen Dieter samt seinen Degen! Haha! Ein Kirchenfürst, der spanisch herumstolziert gleich einem geckenhaften Junker!"
L?rmender Tusch unterbrach diese Scene; auf ein Zeichen des Bürgermeisters hatten die Musikanten eingeht, den ins Haus getretenen Landesherrn anzublasen.
Die mit Tannengrün und den Farben Salzburgs geschmückte Treppe herauf stieg Wolf Dietrich, gefolgt von den Würdentr?gern seines Hofes. Der Gestalt nach war der Erzbischof und Landesfürst schm?chtig, fast klein zu nennen, unsch?n die Züge seines Gesichtes mit kleinen, doch lebhaften Augen, deren Blick es jedoch verstand, sich Respekt zu verschaffen und den keiner auf die Dauer aushielt. Eine Unruhe lagerte über diesem Antlitz, ein Gedankenreichtum, etwas undefinierbar Gewaltiges, jeden Augenblick bereit, überraschend loszubrechen. Kaum drei?igj?hrig ging von diesem Manne ein Wille aus, der an die Vollkraft des reifen Mannes, an eine unbeugsame Willensst?rke gemahnte, die Gestalt Wolf Dietrichs atmete Hochmut, trotz der kleinen Erscheinung, und gemahnte keineswegs an einen duldsamen Kirchenfürsten. Aristokrat von der Sohle bis zum Scheitel vereinigte Wolf Dietrich die Eigenschaften schw?bischen und lombardischen Blutes in sich; ein frischer, junger Mann "geschwinden Sinnes und Verstandes und auch hohen Geistes", der infolge seiner Studien im collegium Germanicum zu Rom, seiner Erziehung im Palazzo seines Oheims Marx Dietrich von Hohenems, als Gro?neffe des regierenden Papstes, an Bildung den Landadel turmhoch überragte und sechs Sprachen beherrschte.
Wolf Dietrich trug spanische Tracht, den Federhut, wie ihn Rudolf II. liebte, das Rappier stets an der Seite, wenn er nicht des Chorrocks und Baretts ben?tigte, und einen kostbaren schwarzen Mantel um die Schultern geschlagen. In dieser Kleidung war der schw?bische Landjunker von Raittenau am Bodensee sicher nicht zu erkennen, und der mit 29 Jahren zum Fürst-Erzbischof vom Stifte Salzburg erw?hlte Herr von Raittenau liebte es auch nicht, an seine schw?bische Abkunft erinnert zu werden, wiewohl die Kriegsthaten des Vaters Hans Werner ruhmreich genug gewesen. Seine Mutter Helena war eine Nichte Pius' IV. aus dem Geschlechte der Hohenems, ihr mediz?isches Blut wallte in Wolf Dietrich hei? und stürmisch auf zu Rom wie--verspürbar allenthalben zu Salzburg.
Mit dem ihm eigenen stechenden Blicke musterte Wolf Dietrich die Dekoration im Treppenhause und stieg langsam empor, haltmachend vor dem in tiefster Verbeugung gehenden Bürgermeister Alt, der ehrerbietigst Seine Hochfürstliche Gnaden begrü?te, ohne den gekrümmten Rücken zu heben, und den Willkomm gleichzeitig mit dem Dank für das huldvolle Erscheinen des gn?digen Fürsten stammelte.
Ein hochmütiger Blick flog über des Bürgermeisters Rücken hinweg zu den Saalthüren, durch welche heller Kerzenschimmer herausflutete, es schien, als suchten Wolf Dietrichs Augen eine bestimmte Peinlichkeit.
"So m?gen denn Ew. Hochfürstliche Gnaden geruhen, den Schritt zu setzen in das vor Freude erzitternde Haus bemeldter Stadt, die das Glück hat...."
"Will nicht hoffen! Liebe 'zitternde' H?user nicht! Soll ich aber den Fu? in den Saal setzen, mag Er Raum dazu geben!" sprach ironisch l?chelnd der junge Fürst, worauf sich der Bürgermeister erschrocken mit seinem gutgen?hrten B?uchlein an die Stiegenmauer drückte. Wolf Dietrich schritt an ihm vorüber, und Alt wollte eben dem Fürsten folgen, da drückte ihn die energische Hand des Kammerherrn hinweg, das fürstliche Gefolge blieb dem Gebieter auf den Fersen. Bis auch noch die Edelknaben die Stiege vollends erklommen hatten, war Wolf Dietrich l?ngst im Hauptsaal angelangt, und der Bürgermeister stand verdutzt an der Stiegenmauer.
Die Stadtr?te beugten sich wie ein ?hrenfeld im Winde vor dem Gebieter, dessen Feueraugen indes nach dem Frauengemach schielten, und mit ebenso überraschender wie gewinnender Liebenswürdigkeit sprach Wolf Dietrich: "Meinen Dank allen für den freundlichen Empfang! Doch ich bitte, zuerst die Damen! Nicht will ich die Ursache sein einer Verz?gerung, und Frauen soll man niemals warten lassen!"
Auf einen Wink des Fürsten schritt der K?mmerling an die offene Thür des Frauenwartegemaches und sprach: "Seine Hochfürstliche Gnaden lassen die Damen bitten, in den gro?en Saal zu treten!"
Scheu und doch neugierig, geschmeichelt und doch ?ngstlich zugleich wollte von den Frauen keine vortreten, und für die jungen M?dchen schickte sich ein Vortritt überhaupt nicht.
"Nicht um die Welt und Gastein dazu geh' ich voraus!" wisperte die verdatterte Bürgermeisterin in einer schier unüberwindbaren Scheu vor dem Auge Wolf Dietrichs. Um aber an der Ehre des Vortrittes doch einigerma?en Anteil zu haben, auf da? sothane Ehre in der Verwandtschaft bleibe, gab Frau Alt der Nichte Salome einen ebenso freundlichen wie verst?ndlichen Sto? mit
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