Celsissimus | Page 9

Arthur Achleitner
zu erfahren, was der F��rst zu sothaner Neuerung sagen werde.
Wolf Dietrich war aber schon wieder in ein Gespr?ch mit Salome vertieft und hatte weder Aug' noch Ohr f��r die ��brige Gesellschaft.
L?ngeres Zaudern w��rde eine auff?llige Unterbrechung des Mahles herbeif��hren, der B��rgermeister mu?te daher das Zeichen geben, und sogleich erschienen die Aufw?rter, deren jeder eine in der Form noch ziemlich ungeschlachte, zweizinkige Gabel zur Rechten jedes Tafelgastes legte. Von der schw?tzenden Menge ward das neue Instrument vielfach nicht beachtet; einigen G?sten aber fiel es doch sofort auf, sie ergriffen die Gabeln, besahen sie, fuhren damit in die Luft, und als von einigen vielgereisten ?lteren B��rgern der Gebrauch dieser neuen Tischinstrumente erkl?rt wurde, konnte es an praktischen Erprobungen nicht fehlen. Unter gro?er Lebhaftigkeit ward aufgespie?t, was den ��berraschten G?sten erreichbar war und die Fasanen kamen hierzu just recht. V?llig unbeachtet blieb die Neuerung am Pr?sidium der Tafel; den Altschen Familien war sie bekannt, f��r das heutige Mahl eigens bestimmt, und der Landesvater widmete sich ausschlie?lich seiner Tischnachbarin.
Die Edelknaben kamen mit den Fasanen auf silbernen Platten, und unwillig wollte Wolf Dietrich abwinken, da bat Salome, es m?ge der gn?dige Herr doch auf die Atzung nicht ganz vergessen, wasma?en diese Leib und Seele zusammenhalte. So lie? sich denn der f��rstliche Ehrengast von den Fasanen vorlegen, ebenso Salome, und beide bedienten sich der neumodischen Gabeln ohne das geringste Anzeichen einer ��berraschung.
Von Salome wunderte das den B��rgermeister ja nicht, aber die Vertrautheit des F��rsten mit dem neuen Instrument verbl��ffte und entt?uschte ihn derart, da? Ludwig Alt dem Bruder zufl��sterte: "Der kennt alles!"
Und Wilhelm raunte zur��ck: "Stimmt! Der wird uns in allem ��ber!"
Wolf Dietrich hatte mit Behagen von der leckeren Speise genossen und dann einen Blick ��ber die Tafel geworfen, an der es lebhaft zuging, denn der in gro?en Mengen genossene schwere S��dwein aus Welschland ��bte auf M?nnlein und Weiblein seine Wirkung aus. "Meine Salzburger lieben den s��ffigen Wein!" meinte der F��rst zum B��rgermeister, der sogleich beteuerte, da? das gew?hnliche Volk sich wohl an das Hopfenbier halte, denn s��?e Weine seien von wegen der Teuerung und dem kostspieligen Transport nur den bemittelten St?nden erreichbar.
"Wird denn viel solchen Weines eingef��hrt ins Erzstift?"
"Ew. Hochf��rstliche Gnaden unterth?nigst aufzuwarten, ja; man bringet auf Wasser und Land ��berfl��ssig aus allen Landen herzu, als n?mlich vom Rhein, Neckher (Nekar), aus Elsa?, Franken, auch Osterwein (aus ?sterreich), Marchwein (aus Steiermark), aus Hungern (Ungarn), viel aus Welschland, so man sie hei?et Terrant, Raifel, Muscatell, Malvasier von Napoli, Romanier, so in Griechenland wachset, Rosatzer auch und Farn?tscher, Veltliner, und aus dem Etschland Traminer und H?pfwein und dergleichen noch manche, die des Thalhammer Zunge besser kennet als Dero unterth?niger Knecht!"
"Ich staune! Wu?te wahrlich nicht, da? meine Salzburger so gern und viel der schweren und teuren Weine trinken!"
Voreilig sprach Ludwig Alt: "Sie trinken nicht, o Herr, sie saufen ihn! Ein Laster ist's, ein allgemeines in ganz Deutschland, und es hilft so viel wie nichts, mag man dagegen wettern oder sich selber eines guten Wandels beflei?igen. Der Saufteufel hat sie alle am Kragen, M?nnerleut und Weibes, ein Halbes k?nnen Kinder selbst schon zutrinken, die Eltern lehren's wohl den Kleinen! Ein Kreuz ist's und ein Elend mit dem Weinteufel!"
"Und der B��rgermeister wei? sich nicht Rat, sothanem Laster wirksam zu steuern?" fragte der Landesherr.
"Dero Gnaden unterth?nigst aufzuwarten, ich nicht, und besseren Leuten kann ich die Rumorknechte nicht auf den Leib hetzen!"
"So! Nun es erscheinet mir g��nstig, da? der Landesherr sich Rats wei?, ich wei? ein Mittel, doch ist es nicht an der Zeit, es heute schon zu publizieren. Ich will es mir merken, und dem Saufteufel r��cke ich an den Leib, ich zwing' ihn, darauf k?nnt Ihr Euch verlassen!"
"Das kann, o hoher Herr, der Menschheit nur zum Segen gereichen!" sprach Salome, der die ��berm??ige Trinklust ein Greuel war, und die es peinlich ber��hrte zu sehen, wie namentlich die jungen B��rgers?hne ohne R��cksicht auf die Anwesenheit des Landesherrn dem Wein in gro?en Mengen zusprachen.
"Eure Zustimmung erquickt meinen Sinn, wie Eure Anmut mein Herz erg?tzt! Ich w��nsche mir nichts Besseres, als mit Euch, teure Salome, auch die Ma?nahmen der Regierung beraten zu k?nnen. Seid Ihr dazu gewillt?"
Salome f��hlte den tieferen, verh��llten Sinn dieser Frage, und hei?e R?te scho? in des klugen M?dchens Wangen, ein Zittern lief durch ihren K?rper, bebenden Tones erwiderte sie: "Wie sollt' ich je in solche Lage kommen? Gebannt in die engen Schranken der H?uslichkeit, gezwungen nach Zeit und Art, zu stiller Arbeit, Sinn und Zunge gefesselt! Doch was will ich sagen, da F��rstent?chter es kaum anders haben und verdorren schier in dumpfer Kemenate!"
"So sehnt Salome sich hinaus in die Freiheit glanzerf��llter Welt?"
"Nicht das ist meines Sinnes Streben, gn?digster Herr! Ich kenne die gezogenen Grenzen und beug' mich willig diesem Gebot. Was ich ersehne hei?, w?r' ein Erfassen vieler Dinge, die man kaum dem Namen nach uns einst gelehrt! Denkt nur, hoher Gebieter, wie karg die Kost gewesen, die uns
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