Buch Der Lieder | Page 9

Heinrich Heine
die traurige M?r:?Da? Frankreich verloren gegangen,?Besiegt und zerschlagen das gro?e Heer --?Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.
Da weinten zusammen die Grenadier?Wohl ob der kl?glichen Kunde.?Der eine sprach: Wie weh wird mir,?Wie brennt meine alte Wunde!
Der andre sprach: Das Lied ist aus,?Auch ich m?cht mit dir sterben,?Doch hab ich Weib und Kind zu Haus,?Die ohne mich verderben.
Was schert mich Weib, was schert mich Kind,?Ich trage weit be?res Verlangen;?La? sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind --?Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!
Gewahr mir, Bruder, eine Bitt:?Wenn ich jetzt sterben werde,?So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,?Begrab mich in Frankreichs Erde.
Das Ehrenkreuz am roten Band?Sollst du aufs Herz mir legen;?Die Flinte gib mir in die Hand,?Und gürt mir um den Degen.
So will ich liegen und horchen still,?Wie eine Schildwach, im Grabe,?Bis einst ich h?re Kanonengebrüll?Und wiehernder Rosse Getrabe.
Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,?Viel Schwerter klirren und blitzen;?Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab?Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.
VII
Die Botschaft
Mein Knecht! steh auf und sattle schnell,?Und wirf dich auf dein Ro?,?Und jage rasch durch Wald und Feld?Nach K?nig Dunkans Schlo?.
Dort schleiche in den Stall, und wart,?Bis dich der Stallbub schaut.?Den forsch mir aus: Sprich, welche ist?Von Dunkans T?chtern Braut?
Und spricht der Bub: "Die Braune ist's",?So bring mir schnell die M?r.?Doch spricht der Bub: "Die Blonde ist's",?So eilt das nicht so sehr.
Dann geh zum Meister Seiler hin,?Und kauf mir einen Strick,?Und reite langsam, sprich kein Wort,?Und bring mir den zurück.
VIII
Die Heimführung
Ich geh nicht allein, mein feines Lieb,?Du mu?t mit mir wandern?Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,?In dem trüben, kalten, traurigen Hause,?Wo meine Mutter am Eingang kaurt?Und auf des Sohnes Heimkehr laurt.
"La? ab von mir, du finstrer Mann!?Wer hat dich gerufen??Dein Odem glüht, deine Hand ist Eis,?Dein Auge sprüht, deine Wang ist wei?; --?Ich aber will mich lustig freun?An Rosenduft und Sonnenschein."
La? duften die Rosen, la? scheinen die Sonn,?Mein sü?es Liebchen!?Wirf um den weiten, wei?wallenden Schleier,?Und greif in die Saiten der schallenden Leier,?Und singe ein Hochzeitlied dabei;?Der Nachtwind pfeift die Melodei.
IX
Don Ramiro
"Donna Clara! Donna Clara!?Hei?geliebte langer Jahre!?Hast beschlossen mein Verderben,?Und beschlossen ohn Erbarmen.
"Donna Clara! Donna Clara!?Ist doch sü? die Lebensgabe!?Aber unten ist es grausig,?In dem dunkeln, kalten Grabe.
"Donna Clara! Freu dich, morgen?Wird Fernando, am Altare,?Dich als Ehgemahl begrü?en --?Wirst du mich zur Hochzeit laden?"
""Don Ramiro! Don Ramiro!?Deine Worte treffen bitter,?Bittrer als der Spruch der Sterne,?Die da spotten meines Willens.
""Don Ramiro! Don Ramiro!?Rüttle ab den dumpfen Trübsinn;?M?dchen gibt es viel auf Erden,?Aber uns hat Gott geschieden.
""Don Ramiro, der du mutig?So viel Mohren überwunden,?überwinde nun dich selber --?Komm auf meine Hochzeit morgen.""
"Donna Clara! Donna Clara!?Ja, ich schw?r es, ja, ich komme!?Will mit dir den Reihen tanzen; --?Gute Nacht, ich komme morgen."
""Gute Nacht!"" -- Das Fenster klirrte.?Seufzend stand Ramiro unten,?Stand noch lange wie versteinert;?Endlich schwand er fort im Dunkeln. --
Endlich auch, nach langem Ringen,?Mu? die Nacht dem Tage weichen;?Wie ein bunter Blumengarten?Liegt Toledo ausgebreitet.
Prachtgeb?ude und Pal?ste?Schimmern hell im Glanz der Sonne;?Und der Kirchen hohe Kuppeln?Leuchten stattlich, wie vergoldet.
Summend, wie ein Schwarm von Bienen,?Klingt der Glocken Festgel?ute,?Lieblich steigen Betges?nge?Aus den frommen Gottesh?usern.
Aber dorten, siehe! siehe!?Dorten aus der Marktkapelle,?Im Gewimmel und Gewoge,?Str?mt des Volkes bunte Menge.
Blanke Ritter, schmucke Frauen,?Hofgesinde, festlich blinkend,?Und die hellen Glocken l?uten,?Und die Orgel rauscht dazwischen.
Doch, mit Ehrfurcht ausgewichen,?In des Volkes Mitte wandelt?Das geschmückte junge Ehpaar,?Donna Clara, Don Fernando.
Bis an Br?utigams Palasttor?W?lzet sich das Volksgewühle;?Dort beginnt die Hochzeitfeier,?Prunkhaft und nach alter Sitte.
Ritterspiel und frohe Tafel?Wechseln unter lautem Jubel;?Rauschend schnell entfliehn die Stunden,?Bis die Nacht herabgesunken.
Und zum Tanze sich versammeln?In dem Saal die Hochzeitsg?ste;?In dem Glanz der Lichter funkeln?Ihre bunten Prachtgew?nder.
Auf erhobne Stühle lie?en?Braut und Br?utigam sich nieder,?Donna Clara, Don Fernando,?Und sie tauschen sü?e Reden.
Und im Saale wogen heiter?Die geschmückten Menschenwellen,?Und die lauten Pauken wirbeln,?Und es schmettern die Trommeten.
"Doch warum, o sch?ne Herrin,?Sind gerichtet deine Blicke?Dorthin nach der Saalesecke?"?So verwundert sprach der Ritter.
"Siehst du denn nicht, Don Fernando,?Dort den Mann im schwarzen Mantel?"?Und der Ritter l?chelt freundlich:?"Ach! das ist ja nur ein Schatten."
Doch es n?hert sich der Schatten,?Und es war ein Mann im Mantel;?Und Ramiro schnell erkennend,?Grü?t ihn Clara, glutbefangen.
Und der Tanz hat schon begonnen,?Munter drehen sich die T?nzer?In des Walzers wilden Kreisen,?Und der Boden dr?hnt und bebet.
"Wahrlich gerne, Don Ramiro,?Will ich dir zum Tanze folgen,?Doch im n?chtlich schwarzen Mantel?H?ttest du nicht kommen sollen."
Mit durchbohrend stieren Augen?Schaut Ramiro auf die Holde,?Sie umschlingend spricht er düster:?"Sprachest ja, ich sollte kommen!"
Und ins wirre Tanzgetümmel?Dr?ngen sich die beiden T?nzer;?Und die lauten Pauken wirbeln,?Und es schmettern die Trommeten.
"Sind ja schneewei? deine Wangen!"?Flüstert Clara, heimlich zitternd.?"Sprachest ja, ich sollte kommen!"?Schallet dumpf Ramiros Stimme.
Und im Saal die Kerzen blinzeln?Durch das flutende Gedr?nge;?Und die lauten Pauken wirbeln,?Und es schmettern die Trommeten.
"Sind ja eiskalt deine H?nde!"?Flüstert Clara, schauerzuckend.?"Sprachest ja, ich sollte kommen!"?Und sie treiben fort im Strudel.
"La? mich, la? mich! Don Ramiro!?Leichenduft ist ja dein Odem!"?Wiederum die dunklen Worte:?"Sprachest ja, ich sollte kommen!"
Und der Boden raucht und glühet,?Lustig t?net Geig und Bratsche;?Wie ein tolles Zauberweben,?Schwindelt alles in dem Saale.
"La? mich, la? mich! Don Ramiro!"?Wimmerts immer
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