Buch Der Lieder | Page 6

Heinrich Heine
Pferdefu? und Schwanz,?Ich bin Eur Ehrwürden Diensteigener ganz!
Lieb Br?utchen, was stehst du so stumm und bleich??Der Herr Pastor schreitet zur Trauung sogleich;?Wohl zahl ich ihm teure, blutteure Gebühr,?Doch dich zu besitzen gilts Kinderspiel mir.
Knie nieder, sü? Br?utchen, knie hin mir zur Seit! --?Da kniet sie, da sinkt sie -- o selige Freud! --?Sie sinkt mir ans Herz, an die schwellende Brust,?Ich halt sie umschlungen mit schauernder Lust.
Die Goldlockenwellen umspielen uns beid:?An mein Herze pocht das Herze der Maid.?Sie pochen wohl beide vor Lust und vor Weh,?Und schweben hinauf in die Himmelsh?h.
Die Herzlein schwimmen im Freudensee,?Dort oben in Gottes heilger H?h;?Doch auf den H?uptern, wie Grausen und Brand,?Da hat die H?lle gelegt die Hand.
Das ist der finstre Sohn der Nacht,?Der hier den segnenden Priester macht;?Er murmelt die Formel aus blutigem Buch,?Sein Beten ist L?stern, sein Segnen ist Fluch.
Und es kr?chzet und zischet und heulet toll,?Wie Wogengebrause, wie Donnergroll; --?Da blitzet auf einmal ein bl?uliches Licht --?"In Ewigkeit Amen!" das Mütterchen spricht.
VIII
Ich kam von meiner Herrin Haus?Und wandelt in Wahnsinn und Mitternachtgraus.?Und wie ich am Kirchhof vorübergehn will,?Da winken die Gr?ber ernst und still.
Da winkts von des Spielmanns Leichenstein;?Das war der flimmernde Mondesschein.?Da lispelts: Lieb Bruder, ich komme gleich!?Da steigts aus dem Grabe nebelbleich.
Der Spielmann war's, der entstiegen jetzt,?Und hoch auf den Leichenstein sich setzt.?In die Saiten der Zither greift er schnell,?Und singt dabei recht hohl und grell:
Ei! kennt ihr noch das alte Lied,?Das einst so wild die Brust durchglüht,?Ihr Saiten dumpf und trübe??Die Engel, die nennen es Himmelsfreud,?Die Teufel, die nennen es H?llenleid,?Die Menschen, die nennen es: Liebe!
Kaum t?nte des letzten Wortes Schall,?Da taten sich auf die Gr?ber all;?Viel Luftgestalten dringen hervor,?Umschweben den Spielmann und schrillen im Chor:
Liebe! Liebe! deine Macht?Hat uns hier zu Bett gebracht?Und die Augen zugemacht --?Ei, was rufst du in der Nacht?
So heult es verworren, und ?chzet und girrt,?Und brauset und sauset, und kr?chzet und klirrt;?Und der tolle Schwarm den Spielmann umschweift,?Und der Spielmann wild in die Saiten greift:
Bravo! bravo! immer toll!?Seid willkommen!?Habt vernommen,?Da? mein Zauberwort erscholl!?Liegt man doch jahraus, jahrein?M?uschenstill im K?mmerlein;?La?t uns heute lustig sein!?Mit Vergunst --?Seht erst zu, sind wir allein? --?Narren waren wir im Leben?Und mit toller Wut ergeben?Einer tollen Liebesbrunst.?Kurzweil kann uns heut nicht fehlen,?Jeder soll hier treu erz?hlen,?Was ihn weiland hergebracht,?Wie gehetzt,?Wie zerfetzt?Ihn die tolle Liebesjagd.
Da hüpft aus dem Kreise, so leicht wie der Wind,?Ein mageres Wesen, das summend beginnt:
Ich war ein Schneidergeselle?Mit Nadel und mit Scher;?Ich war so flink und schnelle?Mit Nadel und mit Scher;?Da kam die Meisterstochter?Mit Nadel und mit Scher;?Und hat mir ins Herz gestochen?Mit Nadel und mit Scher.
Da lachten die Geister im lustigen Chor;?Ein Zweiter trat still und ernst hervor:
Den Rinaldo Rinaldini,?Schinderhanno, Orlandini,?Und besonders Carlo Moor?Nahm ich mir als Muster vor.
Auch verliebt -- mit Ehr zu melden --?Hab ich mich, wie jene Helden,?Und das sch?nste Frauenbild?Spukte mir im Kopfe wild.
Und ich seufzte auch und girrte;?Und wenn Liebe mich verwirrte,?Stecht ich meine Finger rasch?In des Herren Nachbars Tasch.
Doch der Gassenvogt mir grollte,?Da? ich Sehnsuchtstr?nen wollte?Trocknen mit dem Taschentuch,?Das mein Nachbar bei sich trug.
Und nach frommer H?schersitte?Nahm man still mich in die Mitte,?Und das Zuchthaus, heilig gro?,?Schlo? mir auf den Mutterscho?.
Schwelgend sü? in Liebessinnen,?Sa? ich dort beim Wollespinnen,?Bis Rinaldos Schatten kam?Und die Seele mit sich nahm.
Da lachten die Geister im lustigen Chor;?Geschminkt und geputzt trat ein Dritter hervor:
Ich war ein K?nig der Bretter?Und spielte das Liebhaberfach,?Ich brüllte manch wildes: Ihr G?tter!?Ich seufzte manch z?rtliches: Ach!
Den Mortimer spielt ich am besten,?Maria war immer so sch?n!?Doch trotz der natürlichsten Gesten,?Sie wollte mich nimmer verstehn. --
Einst, als ich verzweifelnd am Ende:?"Maria, du Heilige!" rief,?Da nahm ich den Dolch behende --?Und stach mich in bi?chen zu tief.
Da lachten die Geister im lustigen Chor;?Im wei?en Flausch trat ein Vierter hervor:
Vom Katheder schwatzte herab der Professor,?Er schwatzte, und ich schlief gut dabei ein;?Doch h?tt mirs behagt noch tausendmal besser?Bei seinem holdseligen T?chterlein.
Sie hat mir oft z?rtlich am Fenster genicket,?Die Blume der Blumen, mein Lebenslicht!?Doch die Blume der Blumen ward endlich gepflücket?Vom dürren Philister, dem reichen Wicht.
Da flucht ich den Weibern und reichen Halunken,?Und mischte mir Teufelskraut in den Wein,?Und hab mit dem Tode Smollis getrunken, --?Der sprach: Fiduzit, ich hei?e Freund Hein!
Da lachten die Geister im lustigen Chor;?Einen Strick um den Hals, trat ein Fünfter hervor:
Es prunkte und prahlte der Graf beim Wein?Mit dem T?chterchen sein und dem Edelgestein.?Was schert mich, du Gr?flein, dein Edelgestein??Mir mundet weit besser dein T?chterlein.
Sie lagen wohl beid unter Riegel und Schlo?,?Und der Graf besold'te viel Dienertro?.?Was scheren mich Diener und Riegel und Schlo?? --?Ich stieg getrost auf die Leiterspro?.
An Liebchens Fensterlein klettr ich getrost,?Da h?r ich es unten fluchen erbost:?"Fein sachte, mein Bübchen, mu? auch dabei sein,?Ich liebe ja auch das Edelgestein."
So sp?ttelt der Graf und erfa?t mich gar,?Und jauchzend umringt mich die Dienerschar.?"Zum Teufel, Gesindel! ich bin ja kein Dieb;?Ich wollte nur stehlen mein trautes Lieb!"
Da half kein Gerede, da half kein Rat,?Da machte man hurtig die Stricke
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