schreckte uns nicht ab, ihnen zu folgen. Zuerst ging der Stieg durch abgestürzte Kalkfelsenstücke hinauf, die durch die Zeit vor die steile Felswand aufgestufet worden und mit Hasel- und Buchenbüschen durchwachsen sind. Auf ihnen kommt man endlich an die Schicht der Felswand, wo man mühselig und leidig, auf der Leiter und Felsstufen, mit Hülfe übergebogener Nu?baum-?ste und daran befestigter Stricke, hinauf klettern mu? dann steht man fr?hlich in einem Portal das in den Felsen eingewittert ist, übersieht das Thal und das Dorf unter sich. Wir bereiteten uns zum Eingang in die H?hle, zündeten Lichter an und luden eine Pistole, die wir losschie?en wollten. Die H?hle ist ein langer Gang, meist ebenen Bodens, auf Einer Schicht, bald zu einem bald zu zwei Menschen breit, bald über Mannsh?he, dann wieder zum Bücken und auch zum Durchkriechen. Gegen die Mitte steigt eine Kluft aufw?rts und bildet einen spitzigen Dom. In einer Ecke schiebt eine Kluft abw?rts, wo wir immer gelassen Siebzehn bis Neunzehn gez?hlt haben, eh' ein Stein, mit verschiedentlich widerschallenden Sprüngen, endlich in die Tiefe kam. An den W?nden sintert ein Tropfstein, doch ist sie an den wenigsten Orten feucht, auch bilden sich lange nicht die reichen wunderbaren Figuren, wie in der Baumanns-H?hle. Wir drangen so weit vor, als es die Wasser zulie?en, schossen im Herausgehen die Pistole los, davon die H?hle mit einem starken dumpfen Klang erschüttert wurde und um uns wie eine Glocke summte. Wir brauchten eine starke Viertelstunde wieder heraus zu gehen, machten uns die Felsen wieder hinunter, fanden unsern Wagen und fuhren weiter. Wir sahen einen sch?nen Wasserfall auf Staubbachs Art; er war weder sehr hoch noch sehr reich, doch sehr interessant, weil die Felsen um ihn wie eine runde Nische bilden, in der er herabstürzt, und weil die Kalkschichten an ihm, in sich selbst umgeschlagen, neue und ungewohnte Formen bilden. Bei hohem Sonnenschein kamen wir hier an, nicht hungrig genug, das Mittagessen, das aus einem aufgew?rmten Fisch, Kuhfleisch und hartem Brot bestehet, gut zu finden. Von hier geht weiter in's Gebirg kein Fuhrweg für eine so stattliche Reisekutsche, wie wir haben; diese geht nach Genf zurück und ich nehme Abschied von Ihnen, um den Weg weiter fortzusetzen. Ein Maulesel mit dem Gep?ck wird uns auf dem Fu?e folgen.
Chamouni, den 4. Nov.
Abends gegen Neun.
Nur da? ich mit diesem Blatt Ihnen um so viel n?her rücken kann, nehme ich die Feder; sonst w?re es besser meine Geister ruhen zu lassen. Wir lie?en Salenche in einem sch?nen offnen Thale hinter uns, der Himmel hatte sich w?hrend unsrer Mittagrast mit wei?en Sch?fchen überzogen, von denen ich hier eine besondere Anmerkung machen mu?. Wir haben sie so sch?n und noch sch?ner an einem heitern Tag von den Berner Eisbergen aufsteigen sehen. Auch hier schien es uns wieder so, als wenn die Sonne die leisesten Ausdünstungen von den h?chsten Schneegebirgen gegen sich aufz?ge, und diese ganz feinen Dünste von einer leichten Luft, wie eine Schaumwolle, durch die Atmosph?re gek?mmt würden. Ich erinnere mich nie in den h?chsten Sommertagen, bei uns, wo dergleichen Lufterscheinungen auch vorkommen, etwas so Durchsichtiges, Leichtgewobenes gesehen zu haben. Schon sahen wir die Schneegebirge, von denen sie aufsteigen, vor uns, das Thal fing an zu stocken, die Arve scho? aus einer Felskluft hervor, wir mu?ten einen Berg hinan und wanden uns, die Schneegebirge rechts vor uns, immer h?her. Abwechselnde Berge, alte Fichtenw?lder zeigten sich uns rechts, theils in der Tiefe, theils in gleicher H?he mit uns. Links über uns waren die Gipfel des Bergs kahl und spitzig.
Wir fühlten, da? wir einem st?rkern und m?chtigern Satz von Bergen immer n?her rückten. Wir kamen über ein breites trocknes Bett von Kieseln und Steinen, das die Wasserfluthen die L?nge des Berges hinab zerrei?en und wieder füllen; von da in ein sehr angenehmes, rundgeschlossenes, flaches Thal, worin das D?rfchen Serves liegt. Von da geht der Weg um einige sehr bunte Felsen, wieder gegen die Arve.
Wenn man über sie weg ist, steigt man einen Berg hinan, die Massen werden hier immer gr??er, die Natur hat hier mit sachter Hand das Ungeheure zu bereiten angefangen.
Es wurde dunkler, wir kamen dem Thale Chamouni n?her und endlich darein. Nur die gro?en Massen waren uns sichtbar. Die Sterne gingen nach einander auf und wir bemerkten über den Gipfeln der Berge, rechts vor uns, ein Licht, das wir nicht erkl?ren konnten. Hell, ohne Glanz wie die Milchstra?e, doch dichter, fast wie die Plejaden, nur gr??er, unterhielt es lange unsere Aufmerksamkeit, bis es endlich, da wir unsern Standpunct ?nderten, wie eine Pyramide, von einem innern geheimni?vollen Lichte durchzogen, das dem Schein eines Johanniswurms am besten verglichen werden kann, über den Gipfeln aller Berge hervorragte und uns gewi? machte, da? es der Gipfel des Montblanc war. Es war die Sch?nheit dieses Anblicks ganz au?erordentlich; denn, da er mit den Sternen, die um ihn herumstunden, zwar nicht in gleich raschem Licht, doch in
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