Betrachtung | Page 4

Franz Kafka
frei! Es ist ein Wunder, da? wir nicht singen.?

Das Ungl��ck des Junggesellen
Es scheint so arg, Junggeselle zu bleiben, als alter Mann unter schwerer Wahrung der W��rde um Aufnahme zu bitten, wenn man einen Abend mit Menschen verbringen will, krank zu sein und aus dem Winkel seines Bettes wochenlang das leere Zimmer anzusehn, immer vor dem Haustor Abschied zu nehmen, niemals neben seiner Frau sich die Treppe hinaufzudr?ngen, in seinem Zimmer nur Seitent��ren zu haben, die in fremde Wohnungen f��hren, sein Nachtmahl in einer Hand nach Hause zu tragen, fremde Kinder anstaunen zu m��ssen und nicht immerfort wiederholen zu d��rfen: ?Ich habe keine?, sich im Aussehn und Benehmen nach ein oder zwei Junggesellen der Jugenderinnerungen auszubilden.
So wird es sein, nur da? man auch in Wirklichkeit heute und sp?ter selbst dastehen wird, mit einem K?rper und einem wirklichen Kopf, also auch einer Stirn, um mit der Hand an sie zu schlagen.

Der Kaufmann
Es ist m?glich, da? einige Leute Mitleid mit mir haben, aber ich sp��re nichts davon. Mein kleines Gesch?ft erf��llt mich mit Sorgen, die mich innen an Stirne und Schl?fen schmerzen, aber ohne mir Zufriedenheit in Aussicht zu stellen, denn mein Gesch?ft ist klein.
F��r Stunden im voraus mu? ich Bestimmungen treffen, das Ged?chtnis des Hausdieners wachhalten, vor bef��rchteten Fehlern warnen und in einer Jahreszeit die Moden der folgenden berechnen, nicht wie sie unter Leuten meines Kreises herrschen werden, sondern bei unzug?nglichen Bev?lkerungen auf dem Lande.
Mein Geld haben fremde Leute; ihre Verh?ltnisse k?nnen mir nicht deutlich sein; das Ungl��ck, das sie treffen k?nnte, ahne ich nicht; wie k?nnte ich es abwehren! Vielleicht sind sie verschwenderisch geworden und geben ein Fest in einem Wirtshausgarten und andere halten sich f��r ein Weilchen auf der Flucht nach Amerika bei diesem Feste auf.
Wenn nun am Abend eines Werketages das Gesch?ft gesperrt wird und ich pl?tzlich Stunden vor mir sehe, in denen ich f��r die ununterbrochenen Bed��rfnisse meines Gesch?ftes nichts werde arbeiten k?nnen, dann wirft sich meine am Morgen weit vorausgeschickte Aufregung in mich, wie eine zur��ckkehrende Flut, h?lt es aber in mir nicht aus und ohne Ziel rei?t sie mich mit.
Und doch kann ich diese Laune gar nicht ben��tzen und kann nur nach Hause gehn, denn ich habe Gesicht und H?nde schmutzig und verschwitzt, das Kleid fleckig und staubig, die Gesch?ftsm��tze auf dem Kopfe und von Kistenn?geln zerkratzte Stiefel. Ich gehe dann wie auf Wellen, klappere mit den Fingern beider H?nde und mir entgegenkommenden Kindern fahre ich ��ber das Haar.
Aber der Weg ist zu kurz. Gleich bin ich in meinem Hause, ?ffne die Liftt��r und trete ein.
Ich sehe, da? ich jetzt und pl?tzlich allein bin. Andere, die ��ber Treppen steigen m��ssen, erm��den dabei ein wenig, m��ssen mit eilig atmenden Lungen warten, bis man die T��r der Wohnung ?ffnen kommt, haben dabei einen Grund f��r ?rger und Ungeduld, kommen jetzt ins Vorzimmer, wo sie den Hut aufh?ngen, und erst bis sie durch den Gang an einigen Glast��ren vorbei in ihr eigenes Zimmer kommen, sind sie allein.
Ich aber bin gleich allein im Lift, und schaue, auf die Knie gest��tzt, in den schmalen Spiegel. Als der Lift sich zu heben anf?ngt, sage ich:
?Seid still, tretet zur��ck, wollt Ihr in den Schatten der B?ume, hinter die Draperien der Fenster, in das Laubengew?lbe??
Ich rede mit den Z?hnen und die Treppengel?nder gleiten an den Milchglasscheiben hinunter wie st��rzendes Wasser.
?Flieget weg; Euere Fl��gel, die ich niemals gesehen habe, m?gen Euch ins d?rfliche Tal tragen oder nach Paris, wenn es Euch dorthin treibt.
Doch genie?et die Aussicht des Fensters, wenn die Prozessionen aus allen drei Stra?en kommen, einander nicht ausweichen, durcheinander gehn und zwischen ihren letzten Reihen den freien Platz wieder entstehen lassen. Winket mit den T��chern, seid entsetzt, seid ger��hrt, lobet die sch?ne Dame, die vor��berf?hrt.
Geht ��ber den Bach auf der h?lzernen Br��cke, nickt den badenden Kindern zu und staunet ��ber das Hurra der tausend Matrosen auf dem fernen Panzerschiff.
Verfolget nur den unscheinbaren Mann und wenn Ihr ihn in einen Torweg gesto?en habt, beraubt ihn und seht ihm dann, jeder die H?nde in den Taschen, nach, wie er traurig seines Weges in die linke Gasse geht.
Die verstreut auf ihren Pferden galoppierende Polizei b?ndigt die Tiere und dr?ngt Euch zur��ck. Lasset sie, die leeren Gassen werden sie ungl��cklich machen, ich wei? es. Schon reiten sie, ich bitte, paarweise weg, langsam um die Stra?enecken, fliegend ��ber die Pl?tze.?
Dann mu? ich aussteigen, den Aufzug hinunterlassen, an der T��rglocke l?uten, und das M?dchen ?ffnet die T��r, w?hrend ich gr��?e.

Zerstreutes Hinausschaun
Was werden wir in diesen Fr��hlingstagen tun, die jetzt rasch kommen? Heute fr��h war der Himmel grau, geht man aber jetzt zum Fenster, so ist man ��berrascht und lehnt die Wange an die Klinke des Fensters.
Unten sieht man das Licht der freilich schon sinkenden Sonne auf dem Gesicht des kindlichen M?dchens, das so geht und sich umschaut, und zugleich sieht man den Schatten des Mannes darauf, der hinter ihm rascher
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