ersten Stelle, aber das verhinderte nicht, da?? ich namentlich in der Katechumenenstunde dem Oberpfarrer einigemal Antworten gab, die gar nicht ins Schema pa??ten und mir kleine Strafpredigten eintrugen.
Im ??brigen war unser Oberpfarrer ein sehr ehrenwerter Mann und durchaus kein Fr??mmling, was aber, nebenbei bemerkt, nicht verhinderte, da?? man ihm eines Tages, richtiger in einer Nacht, einen losen Streich spielte. In Wetzlar bestand zu jener Zeit die Sitte, sie besteht vielleicht auch heute noch, die im Sp?¤therbst oder Winter geschlachteten G?¤nse eine Nacht der Durchfrierung auszusetzen, das soll dem Geschmack des Bratens f??rderlich sein. Die Gans wurde also in respektvoller H??he, in der Regel vor das Fenster geh?¤ngt. So auch bei Oberpfarrers. Aber am n?¤chsten Morgen war die Gans verschwunden. Dagegen hing am darauffolgenden Morgen das fein s?¤uberlich abgenagte Gerippe der Gans am Glockenzug der Haust??r und daran befestigt ein Zettel, auf dem das sch??ne Verslein stand:
Guten Morgen, Herr Schwager! Gestern war ich fett und heut bin ich mager!
Ganz Wetzlar lachte, denn in einer kleinen Stadt sprechen sich derartige Vorkommnisse rasch herum. Ich nehme an, auch der Oberpfarrer lachte.
Wenn ich aber flei??ig lernte und ??berall im K??nnen mit an der Spitze stand, so stand ich auch an der Spitze der meisten losen Streiche, die nun einmal bei Jungen, die ein gr????eres Ma?? Bewegungsfreiheit haben, unausbleiblich, ja selbstverst?¤ndlich sind. Das brachte mich in a€?sittlichera€? Beziehung in einen ??blen Ruf. Namentlich geno?? ich diesen bei unserem Kantor, der das Departement des Aeu??ern zu vertreten hatte, das hei??t, der all die b??sen Streiche, die der Schule gemeldet wurden, an den Attent?¤tern zu bestrafen hatte. Wieso er, statt des Rektors, zu dieser Rolle kam, wei?? ich nicht. Vielleicht da?? sein Dienstalter oder seine K??rperf??lle oder ein Gewohnheitsrecht ihn dazu pr?¤destinierte. Auch wu??te er mit unnachahmlicher Grazie und sehr wirksam den Bakel zu schwingen. Weniger schmerzte es, wenn er mit seinen kleinen fetten H?¤nden uns rechts und links ins Gesicht fuhr, da?? es nur so klatschte. Aber auch in einem solchen Moment konnte ich nicht unterlassen, die kleinen fetten H?¤nde zu bewundern.
Unsere Haupttummelpl?¤tze waren die n?¤chste Umgebung des Domes, das alte Reichskammergerichtsgeb?¤ude, dessen gro??e R?¤ume jahrelang als Lagerplatz einem Gastwirt dienten, die gro??e Burgruine Kalsmunt vor der Stadt, die Felsenpartien an der Garbenheimer Chaussee a€” der Ort Garbenheim besitzt ebenfalls Erinnerungen an Goethe a€”, auf deren Felsplatten wir unsere a€?Festungena€? errichteten, die alte Stadtmauer und vor allem die auf einem Hochplateau gelegene Garbenheimer Warte, von der aus wir im Herbste unsere Raubz??ge in die Kartoffelfelder unternahmen, um Kartoffeln zum Braten zu holen. Eines Tages mu??ten wir daf??r eine mehrst??ndige Belagerung durch eine Bauernfamilie aushalten, die wir aber siegreich abschlugen. Die Streifereien durch Wald und Flur, namentlich w?¤hrend der Ferien, waren zahllos.
Auch war das Obststrippen, wie wir es nannten, eine Lieblingsbesch?¤ftigung im Sommer und Herbste, denn die Umgebung Wetzlars ist sehr obstreich. Die Lahn, ein ganz respektabler Flu??, gab im Sommer die gew??nschte Badegelegenheit und im Winter die M??glichkeit zum Schlittschuhsport. Bei einer solchen Gelegenheit passierte es, da?? mein Bruder hart neben mir in ein leicht zugefrorenes Loch einbrach und unzweifelhaft unter das Eis geraten und ertrunken w?¤re, breitete er nicht unwillk??rlich die Arme aus, die ihn oben hielten. Ein Kamerad und ich zogen ihn aus dem Wasser und brachten ihn auf eine Felsplatte an der Garbenheimer Chaussee. Hier mu??te er sich entkleiden, wir borgten ihm einzelne Kleidungsst??cke von uns und rangen dann seine Kleider aus, die wir in der ungew??hnlich warmen Februarsonne trockneten. Die Mutter erfuhr erst nach Monaten den Unfall ihres Zweiten, was dadurch erm??glicht wurde, da?? wir unsere Kleider selbst reinigten, auch, so gut es ging, selbst flickten, um die Risse dem Auge der Mutter zu verbergen.
Das Jahr darauf half ich einem meiner Vettern, der einige Jahre ?¤lter war als ich, bei ?¤hnlicher Gelegenheit das Leben retten. Dieser, ein vorz??glicher Schlittschuhfahrer, kam eines Tages in sausender Fahrt die Lahn herunter und fuhr auf ein Wehr zu, wobei er infolge der spiegelblanken Eisfl?¤che nicht sah, da?? vor dem Wehr ein breiter Streifen offenes Wasser war. Voll Schrecken schrie ich ihm zu, umzukehren. Er gehorchte auch. Aber es war zu sp?¤t. Als er den Ausweichbogen beschrieb, brach er ein. Krampfhaft hielt er sich am Eis fest, sobald er aber den Versuch machte, ein Bein auf dasselbe zu bringen, brach es von neuem. Rasch ri?? ich jetzt einen langen gestrickten wollenen Schal, wie sie damals allgemein getragen wurden, vom Hals, nahm einen zweiten von einem neben mir stehenden Kameraden, kn??pfte beide zusammen und warf das eine Ende meinem Vetter zu, das er gl??cklich erhaschte. Jetzt zogen wir ihn langsam auf festes Eis. Er war gerettet.
Mein schlimmer Ruf bei unserem Kantor war allm?¤hlich so fest begr??ndet, da?? er es als selbstverst?¤ndlich voraussetzte, da?? ich bei jeder Teufelei, die vorkam, beteiligt sei. Versuchte ich einmal einen Kameraden vor ungerechter Strafe zu sch??tzen, indem ich mich f??r diesen ins Mittel
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