in der Regimentskanzlei klirrten. Attilius stand wie aus Erz gegossen, muckste nicht und lie? den Regimentschef nach Herzenslust wettern, schimpfen, fluchen und drohen.
Bis der Oberst keinen Atem mehr hatte, nach Luft rang und st?hnte.
Dann sprach Tonidandel. "Zu Befehl, Herr Oberst! Befehl ist Befehl! Hier ist der mir zugegangene Regimentsbefehl! Ich bitte gehorsamst, das Originalschriftstück lesen zu wollen!"
Knirschend vor Wut griff der Oberst nach dem Dienstschreiben und las es zornfunkelnden Auges. Und heiseren Tones stie? er hervor: "Allerdings! Es steht 'Pfaffen' geschrieben! Herr Hauptmann h?tten aber doch unschwer den--Schreibfehler erkennen k?nnen und sollen! Statt 'Pfaffen' mu? es hei?en: Waffen! Wo bleibt die Intelligenz? Wo das h?here Erfassen? Den Kerl von Regimentsschreiber la? ich in Eisen legen! Ich danke, Herr Hauptmann!"
"Zu Befehl, Herr Oberst!" sprach Tonidandel, salutierte stramm und schlo? dabei die vergnügt lachenden Augen.
"Danke! Werde das nicht vergessen! Auch nicht den Auflauf der Bev?lkerung in Karlstadt bei Einlieferung des Prota in einer--Kiste! Schauderhaft! Eine Blamage für mich, die ich Ihnen zu verdanken habe!"
"Bedaure sehr, Herr Oberst! Befehl ist Befehl! Ich bin seit vierzig Jahren gewohnt, Befehle genau nach Vorschrift zu befolgen! Ich bin...."
"Des Teufels sind Sie, Herr! Danke, Herr Hauptmann!"
Tonidandel verbi? das Lachen und griff nach der Türklinke. Da trat der zornige Oberst an Tonidandel heran und zischte ihm ins Ohr: "Und was ich Ihnen nie vergeben werde, ist, da? ich das arme Opfer Ihrer Bosheit entsch?digen mu?te! Mit hundert Gulden! Scheu?lich!"
"Das freut mich...."
"Was? Auch das noch!"
"... für den Prota, der ein bettelarmer Mann ist und die hundert Gulden als Wohltat empfanden wird! Ich werde ihm fünfzig Gulden schenken! Gehorsamst guten Tag, Herr Oberst!" Damit drückte sich Tonidandel zur Tür hinaus und lachte ein stilles, beseligendes, g?ttliches Lachen der reinsten Schadenfreude....
Auf die Rache des Regimentschefs, der mit der Sendung des "Pfaffen in der Kiste" so sch?n verulkt worden war, harrte Attilius Tonidandel gleich nach seiner Ankunft in S. Aber der erwartete Gegenstreich erfolgte nicht. Sogar die Regimentsbefehle blieben aus. Diese Tatsache best?rkte Tonidandels überzeugung, da? sich die Institution der Milit?rgrenze bereits überlebt habe und reif zur Aufhebung geworden sei. Mit dieser Auffassung eilte der Kommandant, was er nicht wissen konnte, den Ereignissen um reichlich vierzig Jahre voraus.
Tag für Tag brachte die Milit?rpost von Karlstadt die leere Tasche aus der Regimentskanzlei. Darob wurde Hauptmann Tonidandel nun doch stutzig und nachdenklich. Und je mehr er grübelte, desto mehr kr?ftigte sich die überzeugung, da? der reingelegte Oberst diese stille Zeit zur Ausbrütung eines besonderen Racheplanes benützen werde.
Furcht kannte Tonidandel als alter "Haudegen" nicht; er war bereit, jeden Sto? des ihm aufs?ssigen Chefs kr?ftig aufzufangen und tüchtig zu erwidern. Umkehren den Spie? im richtigen Augenblick und zusto?en, auf da? der Oberst abermals in den Sand fliegt. Mi?lich konnte die "Vergeltung" des Chefs nur dann werden, wenn sie in die Winterszeit fallen würde. Den schrecklichen Winter in der Lika mit fürchterlichen Stürmen und ungeheurem Schneefall kannte der Kommandant seit Jahren und genauer, als ihm lieb war.
Eines trüben Tages, da schüchterne Schneeflocken zaghaft in die blaugraue Korana fielen, brachte die Milit?rpost endlich einen Regimentsbefehl aus Karlstadt an den Kommandanten der Kompagnie. In gr??ter Spannung las Tonidandel sehr aufmerksam das Dienstschreiben Wort für Wort, lauernd wie ein Luchs, erwartungsvoll wie nie im Dienstleben an der Milit?rgrenze. Doch nichts von "Revanche" war zu finden, keine "Falle" zu entdecken. Nicht einmal ein Schreibfehler ?hnlich Pfaffen = Waffen.
Geradezu harmlos war der Auftrag, einen Dorfpopen im Bezirke wegen ungenügender Führung der Tauf-, Ehe- und Sterberegister zur Verantwortung zu ziehen, Ordnung zu schaffen und über das Ergebnis der Untersuchung sowie Strafantrag an das Regimentskommando ersch?pfend zu berichten. Der zweite Teil des Dienstschreibens enthielt den Befehl zur Aufstellung von Detachements in mehreren, eigens benannten D?rfern, von sogenannten R?uberkommandos zur Unterdrückung von R?ubereien.
Diesen Befehl las Tonidandel immer wieder, wobei er sich an den Kopf griff. Der Zweck dieses Befehles war unfa?lich, denn seit Jahrzehnten gab es in der Lika keine R?uber mehr; Leute, auch Granicari, die "sich etwas verschaffen" bei guter Gelegenheit, genug, aber keine R?uber. Sinn und Zweck soll aber ein Befehl haben!
Tonidandel fragte sich, ob in diesem Teile des Befehls vielleicht die "Revanche" stecke, ob in der Aufstellung von R?uberkommandos die Rache des Regimentschefs zu suchen sei. Nichts war zu entdecken, der Befehl im ersten Teile harmlos, in der anderen H?lfte unsinnig und zwecklos, da es keine R?uber gab. "Aber Befehl ist Befehl!"
Vorsichtig wollte Tonidandel vorgehen, mi?trauisch, ohne Fehler, ohne übergriffe.
Ungew?hnlich konnte der Auftrag zur Kontrolle der Amtsführung eines Dorfpfarrers nicht genannt werden; denn der Milit?rverwaltung in der Milit?rgrenze war alles unterstellt: M?nner, Frauen und Kinder, alle St?nde, Klerus, Stadtbürger und Landvolk. Demnach war das Regimentskommando nicht nur "kompetent", sondern auch verpflichtet, die Dienstgesch?fte der Pfarrer zu überwachen, Ordnung zu schaffen, besonders dann, wenn Beschwerden eingelaufen waren.
Tonidandel vermutete, da? just über den im Befehle genannten Popen namens Vid (Veit) Denunziationen in Karlstadt eingelaufen sein dürften, und da? dieser Pope m?glicherweise kein ordnungsgem?? geprüfter
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