Arnold Böcklin | Page 9

Heinrich Alfred Schmid
machte, also um 1853. Burckhardt sch?tzte Dughet sehr und mag den Freund auf dessen Werke, die, weit zerstreut in Galerien und Kirchen, nicht jedem auffallen, erst aufmerksam gemacht haben. Schon einem Paul Heyse aber, der B?cklin Herbst 1852 in Rom besuchte, fiel das erstaunliche Ged?chtnis auf, das B?cklin erlaubte, umfangreiche Kompositionen aus dem Kopfe zu malen. Die gro?e Zahl von Studien, die aus dieser Zeit erhalten sind, dienten also kaum dazu, die Durchführung der Gem?lde zu erleichtern, sondern das Ged?chtnis zu üben und dadurch das freie Schaffen zu erm?glichen.
Im Sommer dieses Jahres 1852 war B?cklin für einige Monate in Basel gewesen. Er hatte damals vergeblich um die anmutige und vielgefeierte Antonia Schermar geworben, der auch Jakob Burckhardt gehuldigt hat. Nach Rom zurückgekehrt, fand er endlich das Weib, das für ein halbes Jahrhundert seine Gattin werden sollte. Sie war, als er um sie freite, siebzehnj?hrig, rassig und sehr sch?n, und er hat sie, da er keinen andern Ausweg wu?te, sich ihr zu n?hern, auf der Stra?e angesprochen und sie gebeten, ihm die Verwandten zu nennen, bei denen er um ihre Hand anhalten k?nne. Denn sie war alles eher als, wie die Sage geht, ein Berufsmodell. Sie war eine Waise, die wohlbehütet bei einer Verwandten wohnte und bei frommen Nonnen ihren Schulunterricht genossen hatte. Es stand ihr auch ein hübsches Verm?gen in Aussicht. Nur das hat ihren Lebensweg in eine gewagte Bahn gebracht, da? sie statt eines dicken Konditors einen fremden schlanken Maler haben wollte, der Protestant und zu allem Unglück auch noch ein selbstherrliches Genie war. Sie hie? Angela Pascucci. Nun gab es in den sechziger Jahren, zur Zeit, da sie als Frau Professor von Weimar nach Rom zurückgekehrt war, dort wirklich ein Modell, das wegen toller Streiche von sich reden machte, Angela mit Vornamen hie?, und allgemein ?die Pascuccia? genannt wurde.
Die Hochzeit B?cklins fand 1853 statt und Jakob Burckhardt, der damals in Italien weilte, war Trauzeuge. Anfangs schien auch alles gut zu gehen. Als jedoch die Priester merkten, da? der Mann nie einen guten Katholiken abgeben werde, bekam die Gattin von dem Verm?gen, das ihr h?tte zufallen sollen, nichts mehr zu sehen; es wurde ihr jede Unterstützung von Seiten ihrer wohlhabenden Verwandten versagt, und die Not stieg schon im zweiten Jahre der Ehe einmal aufs h?chste, als auch noch die Verk?ufe ausblieben. Aber obgleich die Unterschiede in Erziehung, Lebensanschauung und Bildung zwischen den beiden Eheleuten gro? waren und in sp?teren Jahren nicht ohne Folgen geblieben sind, so hielten die beiden doch fest zusammen. Die Frau hatte heroisch für ihren Mann eine bequeme Zukunft geopfert, wie einst der Mann für seinen Beruf, und mit der Ehe dieser entschlossenen und wagemutigen Naturen begann erst recht der Aufstieg.
?Als das zweite Kind kam?--und Frau B?cklin neunzehn Jahre alt wurde--?ging es uns besser?, meinte die Gattin sp?ter. Die tonigen Gem?lde, die der Mann Mitte der fünfziger Jahre schuf, begannen in dem Kreise von deutschen Künstlern und Kunstfreunden, der sich in Rom zusammengefunden hatte, sehr gro?es Aufsehen zu erregen und fanden K?ufer, wenn auch zu sehr bescheidenen Preisen. Der Maler August Riedel, der schon l?ngere Zeit in Rom ans?ssig war und ein gro?es Ansehen geno?, hat sich namentlich durch seine Fürsprache ein Verdienst um B?cklin erworben. Begas freundete sich damals für das Leben mit ihm an, und Feuerbach erhielt, wie Allgeyer erz?hlt, jenen an Schrecken grenzenden Eindruck von der Kunst eines aufstrebenden Genius, der noch mehr wie er selber verkannt war, und schlo? sich ebenfalls an ihn an. In der Erinnerung der Frau ist der Verkauf des Bildes ?Kentaur und Nymphe?, das sich jetzt in der Berliner Nationalgalerie befindet (Taf. 3), der erste gro?e Erfolg ihres Gatten gewesen.
Was B?cklin zun?chst an der italienischen Landschaft begeistert hatte, war nicht nur der üppige Reichtum der Vegetation, sondern vielleicht viel mehr noch die Klarheit aller Formen. Die Linien der heimatlichen Berge hatten wohl einen gro?en Zug, aber die Profile sind doch immer mit dem Flaum der W?lder, Obstg?rten, Kornfelder und Wiesen überzogen. Baum zerflie?t da in Baum. In der Campagna waren noch weite Fl?chen unkultiviert. Herrliche Baumgruppen standen auf kahlem Erdreich, antike Ruinen, Felsen und Abh?nge, ja jede Falte des Bodens schon, alles hob sich durch scharfe Schatten klar und plastisch gezeichnet, auf weite Strecken sichtbar, scharf und bestimmt von glatten Fl?chen ab. Und B?cklin war Plastiker, nicht nur Kolorist. Schon früh zeichnen sich seine Studien und Gem?lde vor denen Drebers aus durch die übersichtliche Klarheit des Gesamteindrucks und, was eng damit zusammenh?ngt, durch den gr??eren Wurf. So auch das Bild aus den Pontinischen Sümpfen, das er selbst als unter Drebers Einflu? entstanden erkl?rt hat.
Allm?hlich hatte sich aber auch das Interesse am Spiel des Lichts, am Helldunkel, st?rker geltend gemacht. Er liebte es damals sehr, wenn die Wolken ihre Schatten über die Landschaft warfen und gegen den Hintergrund zu helle und dunkle Partien wechselten. Er beobachtete das Flimmern des
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