Erfahrungen des Alters auf Mariettas klarer Stirn nie dauernd eine St?tte finden konnte. Diese Augen mu?ten immer lachen, dieser Mund immer ein wenig ge?ffnet sein, um jeden Scherz unverz��glich hinauszulassen. Es war unendlich drollig zu sehen, wie jetzt in diesem Gesichtchen Verschlagenheit, ��berraschung, Neugier und Mutwille miteinander k?mpften. Sie bog beim Eintreten den Kopf, dessen lose Flechten mit einem schmalen Tuch umwunden waren, seitw?rts, um den neuen Hausgenossen zu sehen. Auch seine ernste Miene und sein graues Haar stimmten ihre Munterkeit nicht herab. Mutter, fl��sterte sie, indem sie einen gro?en Teller mit Schinken, Brot und frischen Feigen und eine halbvolle Flasche Wein auf den Tisch stellte, er hat ein kurioses Gesicht, wie ein neues Haus im Winter, wenn der Schnee aufs Dach gefallen ist.
Schweig, du schlimme Hexe! sagte die Mutter rasch. Wei?e Haare sind falsche Zeugen. Er ist krank, mu?t du wissen, und du solltest Respekt haben, denn Krankheiten kommen zu Pferde und gehen zu Fu?, und Gott beh��te dich und mich, denn die Kranken essen wenig, aber die Krankheit fri?t alles. Hole nur ein wenig Wasser, soviel wir noch haben. Morgen m��ssen wir fr��h auf und neues kaufen. Sieh, er sitzt da, als ob er schliefe. Er ist m��de von der Reise, und du bist m��de vom Stillsitzen. So ist die Welt verschieden.
W?hrend dieser halblauten Reden hatte der Fremde am Fenster gesessen und den Kopf in die Hand gest��tzt. Auch als er jetzt aufsah, schien er die Gegenwart des zierlichen M?dchens, das ihm eine Verbeugung machte, kaum zu bemerken.
Kommt und e?t etwas, Herr Andrea, sagte die Witwe. Wer nicht zu Nacht i?t, hungert im Traum. Seht, die Feigen sind frisch, und der Schinken zart, und dies ist Zyperwein, wie ihn der Doge nicht besser trinkt. Sein Kellermeister hat ihn uns selbst verkauft, eine alte Bekanntschaft noch von meinem Mann her. Ihr seid gereist, Herr. Ist er Euch nicht einmal begegnet, mein Orso, Orso Danieli?
Gute Frau, sagte der Fremde, indem er einige Tropfen Wein ins Glas go? und eine der Feigen aufbrach, ich bin nie ��ber Brescia hinausgekommen und kenne keinen dieses Namens.
Marietta verlie? das Zimmer, und man h?rte sie, w?hrend sie die Treppe hinunterflog, ein Liedchen mit heller Stimme vor sich hin singen.
H?rt Ihr das Kind? fragte Frau Giovanna. Man hielte sie nicht f��r meine Tochter, obwohl auch eine schwarze Henne ein wei?es Ei legt. Immer singen und springen, als w?ren wir hier nicht in Venedig, wo es gut ist, da? die Fische stumm sind, weil sie sonst reden w��rden, was einem das Haar str?ubte. Aber so war ihr Vater auch, Orso Danieli, der erste Arbeiter auf Murano, wo sie die bunten Gl?ser machen, wie nirgend auf der Welt. Ein fr?hlich Herz macht rote Wangen, das war sein Spruch. Und darum sagte er eines Tages zu mir, Giovannina, sagte er, ich halt' es hier nicht aus, die Luft schn��rt mir die Kehle zu, gestern erst ist wieder einer erdrosselt und mit dem Fu? an den Galgen gehenkt worden, weil er freie Reden gef��hrt hat gegen die Inquisitoren und den Rat der Zehn. Man wei?, wo man geboren wird, aber nicht, wo man stirbt, und mancher denkt auf dem Pferde zu sitzen und sitzt auf der Erde. Also, Giovannina, sagte er, ich will nach Frankreich, Kunst bringt Gunst, und der Heller l?uft dem Batzen nach. Meine Sache verstehe ich, und wenn ich's drau?en zu was gebracht habe, kommst du nach mit unserem Kind.--Das war damals acht Jahre alt, Herr Andrea. Es lachte, als es der Vater zuletzt k��?te; da lachte er auch. Ich aber weinte, da mu?te er wohl mitweinen, obwohl er ganz lustig wegfuhr in der Gondel, ich h?rt' ihn noch pfeifen, als er schon um die Ecke war. So ging es ein Jahr. Und was geschah? Die Signoria lie? nach ihm fragen; es d��rfe keiner von Murano sein Gewerk ins Ausland tragen, damit sie es dort ihm nicht abs?hen; ich sollt' ihm schreiben, da? er wiederk?me, bei Todesstrafe. ��ber den Brief lachte er; aber den Herren vom Tribunal war's nicht spa?haft. Eines Morgens, da wir noch zu Bett waren, wurde ich abgeholt, das Kind mit mir, und hinaufgeschleppt unter die Bleid?cher, und mu?te ihm wieder schreiben, wo ich w?re, ich und unser Kind, und da? ich da bleiben w��rde, bis er selber mich abforderte in Venedig. Nicht lange, so hatte ich seine Antwort, das Lachen sei ihm vergangen, er wandere dem Brief auf den Fersen nach. Nun, ich hoffte t?glich, da? er es wahrmachen werde. Aber Wochen und Monde vergingen, und mir ward immer weher ums Herz und kr?nker im Haupt, denn da droben ist die H?lle, Herr Andrea, nur da? ich das Kind hatte, das nichts von dem Jammer begriff, au?er da? es schlecht a? und ��ber Tag hei? hatte; aber dennoch sang es, um mich lustig zu machen, da? mich's vollends angriff, die Tr?nen zu verhalten.
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