daher, da? wir in der vormechanistischen Epoche eine wundervolle Bl��te des Geistes erlebt haben. Das war in einem kleinen, in den Tiefen kaum emanzipierten Volke mit einer Schicht von knapp f��nftausend Gebildeten, einem Volk also, das eigentlich nur aus sichtbarem Geist bestand, oder in dem nur der engverschwisterte, uninteressierte Geist das Wort hatte. In den letzten drei Menschenaltern war die Zahl und Kraft der idealistischen Geister so gering, da? es zweifelhaft erscheint, ob unsere wissenschaftliche, technische und organisatorische Zivilisation noch den Namen einer Kultur verdient.
Als wir in den Krieg zogen, fragten uns die Neutralen nach der Weltanschauung und den Idealen, f��r die wir k?mpften. Wir erkl?rten ihnen, unsere Feinde seien H?ndler, wir aber vertr?ten eine heldenhafte Weltanschauung, wobei denn freilich der ganze bei uns herrschende Kapitalismus abgeschaltet werden mu?te, der technisch-organisatorische Teil der Kriegf��hrung im Dunkel blieb, und die Gegenfrage abgelehnt wurde, wieweit wir Kellner, Barbiere und Handlungsreisende, die in unserem Namen die Welt versorgten, in das Heldenideal einzubeziehen w��nschten.
Dann haben uns Gelehrte ein Ideal der deutschen Freiheit beschieden, das weniger eine Freiheit als eine sympathische Unfreiheit war, das auff?llig mit den herrschenden Zust?nden ��bereinstimmte und im Kern auf einen Lobpreis der Professorenlaufbahn hinauslief.
Auch das altliberale B��rgerideal hat man uns anzupreisen versucht, mit sch��chterner Losl?sung von seinem englisch-franz?sischen Ursprung, das gern auf demokratische Ausgelassenheit verzichtet, sofern es einem jeden freisteht, ungest?rt und unbek��mmert vom N?chsten und vom Staat, seinem f?rderlichen Beruf nachzugehen.
Die sogenannten Machtideale bed��rfen keiner Erw?hnung. Sie passen auf jeden, der die Mittel zu haben glaubt oder sucht, um sich auf Kosten anderer Vorteile zu schaffen.
Nun ist es von Weltanschauungen stiller geworden, und wir besch?ftigen uns wieder vorwiegend mit Interessen und Tagesfragen. Wo sind die deutschen Ideale, wo sind ihre Tr?ger?
Wir haben sieben Millionen Arbeiter, die zum gro?en Teil von Schulagitatoren gef��hrt werden. Wir haben acht Millionen unselbst?ndige in der Landwirtschaft Besch?ftigte, die sich nicht organisieren d��rfen und nicht Tr?ger eigener Gedanken sind. Wir haben zwei bureaukratisch geordnete Kirchen, die dem Austretenden mit Minderung b��rgerlicher Rechte drohen d��rfen. Wir haben die St?nde der Interessierten, die mit der Dialektisierung ihrer Gewerbe befa?t sind. Wir haben eine Beamtenkaste auf Grund eines Gesinnungsnachweises. Wir haben einen selbst?ndigen Mittelstand, der nach den Gr��nden seines Niederganges sucht. Wir haben ein Gro?b��rgertum, das nach Beziehungen und Bef?rderungen lechzt. Wir haben einen staatsbeamteten Gelehrtenstand, der zur Verteidigung alles Bestehenden erzogen ist. Wir haben Interessenvertreter und Ortsgr??en, die im politischen Leben stehen und ihre W��nsche und Kritiken mit denen ihrer Auftraggeber in ��bereinstimmung zu bringen suchen.
Und dennoch! Solange noch Selbstbewu?tsein und Willenskraft in uns ist, lieber in t?tigem Glauben und edlem Irrtum vergehen als in kranker Resignation und galliger Verneinung leben. Abermals rufe ich zu dir, deutsche Jugend! Noch haben dich die Kleinheiten des Lebens nicht zerm��rbt, die w��tenden Interessen und giftigen H?ndel dich nicht verfeindet, ein gro?es Schicksal hat dich verschmolzen und gel?utert, hilf die Quellen des schmachtenden Landes erschlie?en.
La?t uns diesen einen Gang gemeinsam gehen. La?t uns durch die ?de des Zweifels schreiten, la?t uns an das Tor des Glaubens pochen, la?t uns das Schicksal unserer Pr��fung befragen und unserer eigenen Seele tief ins Antlitz blicken, und glaubt mir, wir kehren nicht entmutigt heim. M��?ten wir auch ein schweres Teil der V?lkerschuld auf uns selbst nehmen, m��?ten wir tiefe S��hne und Einkehr von uns selbst verlangen: La?t uns hart sein aus Liebe und arg aus Treue. Lassen wir anderen das Behagen der Besch?nigung und des Selbstlobes, das seit vier Jahren zur schamlosen Pest der V?lker geworden ist, und suchen wir den Weg zur alten Wahrhaftigkeit und Furchtlosigkeit, die unser vornehmstes Erbteil war.
Mag unser Gang beklemmend sein, mag er uns zeigen, wie fern wir dem Lande unserer Verhei?ung sind, genug, wenn wir heimkehren mit der Botschaft, da? unser Schicksal bei uns selbst steht, da? wir inne geworden sind dessen, was uns von neuer Geistigkeit, von innerer Wiedergeburt und Weltverantwortung trennt.
Was trennt, kann sinken. Den Kampf, den wir k?mpfen, und den h?rteren, den wir k?mpfen werden, beendet nur ein Sieg: der Sieg der Einkehr. Und die Nation wird ihn erstreiten, die ihrer eigenen Seele entgegentritt und sie zum Ph?nixopfer weiht.
Zweifel
Wir ?lteren hatten keinen Grund, die Epoche unserer Jugendjahre zu preisen. Politisch herrschte der Kampf gegen den Sozialismus in der Form einer liberal aufgekl?rten Reaktion, geistig die sogenannte exakte Wissenschaft, wirtschaftlich der beginnende Hochkapitalismus, gesellschaftlich die b��rgerliche Streberei. Das Reich und die Gro?macht war begr��ndet, einen Schritt dar��ber hinaus gab es nicht; das Bestehende hatte recht, wer Einw?nde erhob, bekam es mit Bismarck zu tun oder mit dem Satz von der Erhaltung der Kraft, oder mit den ?besseren? St?nden. Alle Gebiete des Lebens ��berschattete die Autorit?t des unbestrittenen sichtbaren Erfolges, sogar die Kunst fand es selbstverst?ndlich, Urteil und Rat vom bereicherten und kaufenden B��rger und der gebildeten Hausfrau zu empfangen. Die Jugend, soweit sie nicht als verderbt galt, f��gte sich den genehmigten Idealen, ja ��berbot sie; der oberste
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