Also Sprach Zarathustra | Page 3

Friedrich Wilhelm Nietzsche
der euch auch euer Gl��ck zum Ekel wird und ebenso eure Vernunft und eure Tugend.
Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meinem Gl��cke! Es ist Armuth und Schmutz, und ein erb?rmliches Behagen. Aber mein Gl��ck sollte das Dasein selber rechtfertigen!"
Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meiner Vernunft! Begehrt sie nach Wissen wie der L?we nach seiner Nahrung? Sie ist Armuth und Schmutz und ein erb?rmliches Behagen!"
Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meiner Tugend! Noch hat sie mich nicht rasen gemacht. Wie m��de bin ich meines Guten und meines B?sen! Alles das ist Armuth und Schmutz und ein erb?rmliches Behagen!"
Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meiner Gerechtigkeit! Ich sehe nicht, dass ich Gluth und Kohle w?re. Aber der Gerechte ist Gluth und Kohle!"
Die Stunde, wo ihr sagt: "Was liegt an meinem Mitleiden! Ist nicht Mitleid das Kreuz, an das Der genagelt wird, der die Menschen liebt? Aber mein Mitleiden ist keine Kreuzigung."
Spracht ihr schon so? Schriet ihr schon so? Ach, dass ich euch schon so schreien geh?rt hatte!
Nicht eure S��nde - eure Gen��gsamkeit schreit gen Himmel, euer Geiz selbst in eurer S��nde schreit gen Himmel!
Wo ist doch der Blitz, der euch mit seiner Zunge lecke? Wo ist der Wahnsinn, mit dem ihr geimpft werden m��sstet?
Seht, ich lehre euch den ��bermenschen: der ist dieser Blitz, der ist dieser Wahnsinn! -
Als Zarathustra so gesprochen hatte, schrie Einer aus dem Volke: "Wir h?rten nun genug von dem Seilt?nzer; nun lasst uns ihn auch sehen!" Und alles Volk lachte ��ber Zarathustra. Der Seilt?nzer aber, welcher glaubte, dass das Wort ihm g?lte, machte sich an sein Werk.
4.
Zarathustra aber sahe das Volk an und wunderte sich. Dann sprach er also:
Der Mensch ist ein Seil, gekn��pft zwischen Thier und ��bermensch, - ein Seil ��ber einem Abgrunde.
Ein gef?hrliches Hin��ber, ein gef?hrliches Auf-dem-Wege, ein gef?hrliches Zur��ckblicken, ein gef?hrliches Schaudern und Stehenbleiben.
Was gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Br��cke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein _��bergang_ und ein Untergang ist.
Ich liebe Die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hin��bergehenden.
Ich liebe die grossen Verachtenden, weil sie die grossen Verehrenden sind und Pfeile der Sehnsucht nach dem andern Ufer.
Ich liebe Die, welche nicht erst hinter den Sternen einen Grund suchen, unterzugehen und Opfer zu sein: sondern die sich der Erde opfern, dass die Erde einst der ��bermenschen werde.
Ich liebe Den, welcher lebt, damit er erkenne, und welcher erkennen will, damit einst der ��bermensch lebe. Und so will er seinen Untergang.
Ich liebe Den, welcher arbeitet und erfindet, dass er dem ��bermenschen das Haus baue und zu ihm Erde, Thier und Pflanze vorbereite: denn so will er seinen Untergang.
Ich liebe Den, welcher seine Tugend liebt: denn Tugend ist Wille zum Untergang und ein Pfeil der Sehnsucht.
Ich liebe Den, welcher nicht einen Tropfen Geist f��r sich zur��ckbeh?lt, sondern ganz der Geist seiner Tugend sein will: so schreitet er als Geist ��ber die Br��cke.
Ich liebe Den, welcher aus seiner Tugend seinen Hang und sein Verh?ngniss macht: so will er um seiner Tugend willen noch leben und nicht mehr leben.
Ich liebe Den, welcher nicht zu viele Tugenden haben will. Eine Tugend ist mehr Tugend, als zwei, weil sie mehr Knoten ist, an den sich das Verh?ngniss h?ngt.
Ich liebe Den, dessen Seele sich verschwendet, der nicht Dank haben will und nicht zur��ckgiebt: denn er schenkt immer und will sich nicht bewahren.
Ich liebe Den, welcher sich sch?mt, wenn der W��rfel zu seinem Gl��cke f?llt und der dann fragt: bin ich denn ein falscher Spieler? - denn er will zu Grunde gehen.
Ich liebe Den, welcher goldne Worte seinen Thaten voraus wirft und immer noch mehr h?lt, als er verspricht: denn er will seinen Untergang.
Ich liebe Den, welcher die Zuk��nftigen rechtfertigt und die Vergangenen erl?st: denn er will an den Gegenw?rtigen zu Grunde gehen.
Ich liebe Den, welcher seinen Gott z��chtigt, weil er seinen Gott liebt: denn er muss am Zorne seines Gottes zu Grunde gehen.
Ich liebe Den, dessen Seele tief ist auch in der Verwundung, und der an einem kleinen Erlebnisse zu Grunde gehen kann: so geht er gerne ��ber die Br��cke.
Ich liebe Den, dessen Seele ��bervoll ist, so dass er sich selber vergisst, und alle Dinge in ihm sind: so werden alle Dinge sein Untergang.
Ich liebe Den, der freien Geistes und freien Herzes ist: so ist sein Kopf nur das Eingeweide seines Herzens, sein Herz aber treibt ihn zum Untergang.
Ich liebe alle Die, welche schwere Tropfen sind, einzeln fallend aus der dunklen Wolke, die ��ber den Menschen h?ngt: sie verk��ndigen, dass der Blitz kommt, und gehn als Verk��ndiger zu Grunde.
Seht, ich bin ein Verk��ndiger des Blitzes und ein schwerer Tropfen aus der Wolke: dieser Blitz aber heisst ��bermensch. -
5.
Als Zarathustra diese Worte gesprochen hatte, sahe er wieder das Volk an und schwieg. "Da stehen
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