10 Ich h?rte im Wandern sie singen?Die stille Gegend entlang:?Von schwindelnden Felsenschlüften,?Wo die W?lder rauschen so sacht,?Von Quellen, die von den Klüften 15 Sich stürzen in die Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,?Von G?rten, die überm Gestein?In d?mmernden Lauben verwildern,?Pal?sten im Mondenschein, 20 Wo die M?dchen am Fenster lauschen,?Wann der Lauten Klang erwacht,?Und die Brunnen verschlafen rauschen?In der pr?chtigen Sommernacht.
41. DAS ZERBROCHENE RINGLEIN
In einem kühlen Grunde?Da geht ein Mühlenrad,?Mein' Liebste ist verschwunden.?Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu' versprochen, 5 Gab mir ein'n Ring dabei,?Sie hat die Treu' gebrochen,?Mein Ringlein sprang entzwei.
Ich m?cht' als Spielmann reisen?Weit in die Welt hinaus, 10 Und singen meine Weisen,?Und gehn von Haus zu Haus.
Ich m?cht' als Reiter fliegen?Wohl in die blut'ge Schlacht,?Um stille Feuer liegen 15 Im Feld bei dunkler Nacht.
H?r ich das Mühlrad gehen:?Ich wei? nicht, was ich will--?Ich m?cht' am liebsten sterben,?Da w?r's auf einmal still. 20
42. FRüHE
Im Osten graut's, der Nebel f?llt,?Wer wei?, wie bald sich's rühret!?Doch schwer im Schlaf noch ruht die Welt,?Von allem nichts verspüret.
Nur eine frühe Lerche steigt, 5 Es hat ihr was getr?umet?Vom Lichte, wenn noch alles schweigt,?Das kaum die H?hen s?umet.
[Illustration: Endymion, by Moritz von Schwind]
43. NACHTS
Ich wandre durch die stille Nacht,?Da schleicht der Mond so heimlich sacht?Oft aus der dunklen Wolkenhülle,?Und hin und her im Tal?Erwacht die Nachtigall, 5 Dann wieder alles grau und stille.
O wunderbarer Nachtgesang:?Von fern im Land der Str?me Gang,?Leis Schauern in den dunklen B?umen--?Wirrst die Gedanken mir, 10 Mein irres Singen hier?Ist wie ein Rufen nur aus Tr?umen.
44. MONDNACHT
Es war, als h?tt' der Himmel?Die Erde still gekü?t,?Da? sie im Blütenschimmer?Von ihm nun tr?umen mü?t'.
Die Lust ging durch die Felder, 5 Die Uhren wogten sacht,?Es rauschten leis die W?lder,?So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte?Weit ihre Flügel aus, 10 Flog durch die stillen Lande,?Als fl?ge sie nach Haus.
FRIEDRICH RüCKERT
45. AUS DER JUGENDZEIT
Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit?Klingt ein Lied mir immerdar;?O wie liegt so weit, o wie liegt so weit,?Was mein einst war!
Was die Schwalbe sang, was die Schwalbe sang, 5 Die den Herbst und Frühling bringt;?Ob das Dorf entlang, ob das Dorf entlang?Das jetzt noch klingt?
"Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,?Waren Kisten und Kasten schwer; 10 Als ich wieder kam, als ich wieder kam,?War alles leer."
O du Kindermund, o du Kindermund,?Unbewu?ter Weisheit froh,?Vogelsprachekund, vogelsprachekund 15 Wie Salomo!
O du Heimatflur, o du Heimatflur,?La? zu deinem heil'gen Raum?Mich noch einmal nur, mich noch einmal nur?Entfliehn im Traum! 20
Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,?War die Welt mir voll so sehr;?Als ich wieder kam, als ich wieder kam,?War alles leer.
Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Schwalbe kehrt, 25 Und der leere Kasten schwoll,?Ist das Herz geleert, ist das Herz geleert,?Wird's nie mehr voll.
Keine Schwalbe bringt, keine Schwalbe bringt,?Dir zurück, wonach du weinst; 30 Doch die Schwalbe singt, doch die Schwalbe singt?Im Dorf wie einst:
"Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,?Waren Kisten und Kasten schwer;?Als ich wieder kam, als ich wieder kam, 35 War alles leer."
HEINRICH HEINE
46. DIE GRENADIERE
Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',?Die waren in Ru?land gefangen.?Und als sie kamen ins deutsche Quartier,?Sie lie?en die K?pfe hangen.
Da h?rten sie beide die traurige M?r': 5 Da? Frankreich verloren gegangen,?Besiegt und zerschlagen das gro?e Heer,--?Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.
Da weinten zusammen die Grenadier'?Wohl ob der kl?glichen Kunde. 10 Der eine sprach: Wie weh wird mir,?Wie brennt meine alte Wunde!
Der andre sprach: Das Lied ist aus,?Auch ich m?cht' mit dir sterben,?Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus, 15 Die ohne mich verderben.
Was schert mich Weib, was schert mich Kind!?Ich trage weit be?res Verlangen;?La? sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind,--?Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen! 20
Gew?hr mir, Bruder, eine Bitt':?Wenn ich jetzt sterben werde,?So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,?Begrab mich in Frankreichs Erde.
Das Ehrenkreuz am roten Band 25 Sollst du aufs Herz mir legen;?Die Flinte gib mir in die Hand,?Und gürt mir um den Degen.
So will ich liegen und horchen still,?Wie eine Schildwach', im Grabe, 30 Bis einst ich h?re Kanonengebrüll?Und wiehernder Rosse Getrabe.
Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,?Viel Schwerter klirren und blitzen;?Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab,-- 35 Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!
47.
In mein gar zu dunkles Leben?Strahlte einst ein sü?es Bild;?Nun das sü?e Bild erblichen,?Bin ich g?nzlich nachtumhüllt.
Wenn die Kinder sind im Dunkeln, 5 Wird beklommen ihr Gemüt,?Und um ihre Angst zu bannen,?Singen sie ein lautes Lied.
Ich, ein tolles Kind, ich singe?Jetzo in der Dunkelheit; 10 Klingt das Lied auch nicht erg?tzlich,?Hat's mich doch von Angst befreit.
48.
Ich wei? nicht, was soll es bedeuten,?Da? ich so traurig bin;?Ein M?rchen ans alten Zeiten,?Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt, 5 Und ruhig flie?t der Rhein;?Der Gipfel des Berges funkelt?Im Abendsonnenschein.
Die sch?nste Jungfrau sitzet?Dort oben wunderbar, 10 Ihr goldnes Geschmeide blitzet,?Sie k?mmt ihr goldenes Haar.
Sie k?mmt es mit goldenem Kamme,?Und singt ein Lied dabei;?Das hat eine wundersame, 15 Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen
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