singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt.
Die H?flingsschar im Kreise verlernet jeden Spott,?Des K?nigs trotz'ge Krieger, sie beugen sich vor Gott; 30 Die K?nigin, zerflossen in Wehmut und in Lust,?Sie wirft den S?ngern nieder die Rose von ihrer Brust.
"Ihr habt mein Volk verführet; verlockt ihr nun mein Weib?" Der K?nig schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib;?Er wirft sein Schwert, das blitzend des Jünglings Brust 35
durchdringt,?Draus statt der goldnen Lieder ein Blutstrahl hoch aufspringt.
Und wie vom Sturm zerstoben ist all der H?rer Schwarm.?Der Jüngling hat verr?chelt in seines Meisters Arm;?Der schl?gt um ihn den Mantel und setzt ihn auf das Ro?,?Er bind't ihn aufrecht feste, verl??t mit ihm das Schlo?. 40
Doch vor dem hohen Tore, da h?lt der S?ngergreis?Da fa?t er seine Harfe, sie, aller Harfen Preis,?An einer Marmors?ule, da hat er sie zerschellt;?Dann ruft er, da? es schaurig durch Schlo? und G?rten gellt:
"Weh euch, ihr stolzen Hallen! Nie t?ne sü?er Klang 45 Durch eure R?ume wieder, nie Saite noch Gesang,?Nein, Seufzer nur und St?hnen und scheuer Sklavenschritt,?Bis euch zu Schutt und Moder der Rachegeist zertritt!
"Weh euch, ihr duft'gen G?rten im holden Maienlicht!?Euch zeig' ich dieses Toten entstelltes Angesicht, 50 Da? ihr darob verdorret, da? jeder Quell versiegt,?Da? ihr in künft'gen Tagen versteint, ver?det liegt.
"Weh dir, verruchter M?rder! du Fluch des S?ngertums!?Umsonst sei all dein Ringen nach Kr?nzen blut'gen Ruhms!?Dein Name sei vergessen, in ew'ge Nacht getaucht, 55 Sei wie ein letztes R?cheln in leere Luft verhaucht!"
Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's geh?rt,?Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerst?rt;?Noch eine hohe S?ule zeugt von verschwundner Pracht;?Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht. 60
Und rings statt duft'ger G?rten ein ?des Heideland,?Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand, Des K?nigs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch;?Versunken und vergessen! das ist des S?ngers Fluch.
Joseph von Eichendorff
33. DER FROHE WANDERSMANN
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,?Den schickt er in die weite Welt;?Dem will er seine Wunder weisen?In Berg und Wald und Strom und Feld.
Die Tr?gen, die zu Hause liegen, 5 Erquicket nicht das Morgenrot;?Sie wissen nur von Kinderwiegen,?Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Die B?chlein von den Bergen springen,?Die Lerchen schwirren hoch vor Lust, 10 Was sollt' ich nicht mit ihnen singen?Aus voller Kehl' und frischer Brust?
Den lieben Gott lass' ich nur walten;?Der B?chlein, Lerchen, Wald und Feld?Und Erd' und Himmel will erhalten 15 Hat auch mein' Sach' aufs best' bestellt!
34. DER J?GER ABSCHIED
Wer hat dich, du sch?ner Wald?Aufgebaut so hoch da droben??Wohl den Meister will ich loben,?So lang' noch mein' Stimm' erschallt.?Lebe wohl, 5 Lebe wohl, du sch?ner Wald!
Tief die Welt verworren schallt,?Oben einsam Rehe grasen,?Und wir ziehen fort und blasen,?Da? es tausendfach verhallt: 10 Lebe wohl,?Lebe wohl, du sch?ner Wald!
Banner, der so kühle wallt!?Unter deinen grünen Wogen?Hast du treu uns auferzogen, 15 Frommer Sagen Aufenthalt!?Lebe wohl,?Lebe wohl, du sch?ner Wald!
Was wir still gelobt im Wald,?Wollen's drau?en ehrlich halten, 20 Ewig bleiben treu die Alten:?Deutsch Panier, das rauschend wallt,?Lebe wohl!?Schirm dich Gott, du sch?ner Wald!
35. NACHTS
Ich stehe in Waldesschatten?Wie an des Lebens Rand,?Die L?nder wie d?mmernde Matten,?Der Strom wie ein silbern Band.
Von fern nur schlagen die Glocken 5 über die W?lder herein,?Ein Reh hebt den Kopf erschrocken?Und schlummert gleich wieder ein.
Der Wald aber rühret die Wipfel?Im Traum von der Felsenwand. 10 Denn der Herr geht über die Gipfel?Und segnet das stille Land.
36. FRüHLINGSD?MMERUNG
In der stillen Pracht,?In allen frischen Büschen und B?umen?Flüstert's wie Tr?umen?Die ganze Nacht.?Denn über den mondbegl?nzten L?ndern 5 Mit langen wei?en Gew?ndern?Ziehen die schlanken?Wolkenfrau'n wie geheime Gedanken,?Senden von den Felsenw?nden?Hinab die behenden 10 Frühlingsgesellen, die hellen Waldquellen,?Die's unten bestellen?An die duft'gen Tiefen,?Die gerne noch schliefen.?Nun wiegen und neigen in ahnendem Schweigen 15 Sich alle so eigen?Mit ?hren und Zweigen,?Erz?hlen's den Winden,?Die durch die blühenden Linden?Vorüber den grasenden Rehen 20 S?uselnd über die Seen gehen,?Da? die Niren verschlafen auftauchen?Und fragen,?Was sie so lieblich hauchen--?Wer mag es wohl sagen? 25
37. ELFE
Bleib bei uns! Wir haben den Tanzplan im Tal?Bedeckt mit Mondesglanze,?Johanneswürmchen erleuchten den Saal,?Die Heimchen spielen zum Tanze.
Die Freude, das sch?ne leichtgl?ubige Kind, 5 Es wiegt sich in Abendwinden:?Wo Silber auf Zweigen und Büschen rinnt,?Da wirst du die sch?nste finden!
38. ABENDLANDSCHAFT
Der Hirt bl?st seine Weise,?Von fern ein Schu? noch f?llt,?Die W?lder rauschen leise?Und Str?me tief im Feld.
Nur hinter jenem Hügel 5 Noch spielt der Abendschein--?O h?tt' ich, h?tt' ich Flügel,?Zu fliegen da hinein!
39. DIE NACHT
Nacht ist wie ein stilles Meer,?Lust und Leid und Liebesklagen?Kommen so verworren her?In dem linden Wellenschlagen.
Wünsche wie die Wolken sind, 5 Schiffen durch die stillen R?ume,?Wer erkennt im lauen Wind,?Ob's Gedanken oder Tr?ume?--
Schlie?' ich nun auch Herz und Mund?Die so gern den Sternen klagen: 10 Leise doch im Herzensgrund?Bleibt das linde Wellenschlagen.
40. SEHNSUCHT
Es schienen so golden die Sterne,?Am Fenster ich einsam stand?Und h?rte aus weiter Ferne?Ein Posthorn im stillen Land.?Das Herz mir im Leib entbrennte, 5 Da hab' ich mir heimlich gedacht:?Ach, wer da mitreisen k?nnte?In der pr?chtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen?Vorüber am Bergeshang.
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