Doktor wieder; ?die hat ja immer zuviel Zeug im Kopf, da kann sie etwas ablagern und stiftet unterdessen keine ihrer beliebten Unternehmungen an, die alle in irgendein Unheil auslaufen. Dieses Wesen wird sie h?chstens zum Erstaunen bringen, aber gewi? zu keiner Mitwirkung hinrei?en; so ist es für beide gut, wenn sie recht oft hingeht.?
Die Mutter stimmte bei, Emmi sollte so oft als m?glich die kranke Nora besuchen; der Gedanke war der Mutter selbst sehr lieb; sie zweifelte nicht daran, da? zwischen den Kindern ein Freundschaftsverh?ltnis entstehen werde, das für beide sehr wohlt?tig werden mü?te. Die stille, zarte Nora k?nnte einen bes?nftigenden Einflu? auf das rasche und stürmische Wesen ihrer Emmi ausüben, und diese mit ihrer frischen, lebendigen Weise mü?te neue, frohe Gedanken und Erheiterung in das einf?rmige Leben der jungen Kranken bringen.
Als sp?ter der Doktor auf seiner Stube noch allerlei Vorbereitungen für den folgenden Tag traf, sa?en Mutter und Tante wie gew?hnlich beim gro?en Flickkorb zusammen, besprachen die Ereignisse des Tages und erz?hlten sich gegenseitig alle Erlebnisse, die sie heute mit den Kindern gehabt, und alle Beobachtungen, die sie an ihnen gemacht hatten. Dies war für die Schwestern die einzige Zeit des Tages, da? sie zu einem ruhigen Aussprechen kamen, was ihnen ein gro?es Bedürfnis war; denn da waren so viele Angelegenheiten, für die sie gemeinschaftlich lebten und handelten. Vor allem die Kinder mit all ihren Freuden und Schmerzen, ihren Wünschen und Bedürfnissen, dann die Kranken, die von nah und fern ins Haus kamen, und endlich alle Trost- und Hilfsbedürftigen der ganzen Umgegend, die mit allen ihren Bedr?ngnissen dahin kamen, wo sie einer warmen Teilnahme und der Unterstützung mit Rat und Tat allezeit sicher waren. So hatten Mutter und Tante an diesem wie an jedem anderen Abend so viele Dinge zu verhandeln und zu besprechen, da? unter ihren flei?igen H?nden die Haufen der heilsbedürftigen Strümpfe im gro?en Flickkorb unbemerkt zusammenschmolzen und Mutter und Tante sich endlich eines sp?ten, aber wohlverdienten Feierabends freuen konnten.
[Illustration]
Drittes Kapitel.
Im Dorf und in der Schule von Buchberg.
Das Dorf Buchberg bestand aus vielen zerstreuten Bauernh?fen und gr??eren und kleineren Gruppen von H?usern und H?uschen, die da und dort hinter den reichbelaubten Fruchtb?umen hervorguckten. In der N?he der Kirche standen nur einige H?user: das Schulhaus, die Küsterwohnung, das feste alte Haus des Gemeindepr?sidenten und einige kleinere Bauernh?user. Für sich allein in einiger Entfernung, der waldigen Anh?he zu, stand das Haus des Arztes. Die gr??ten Geb?ude von Buchberg aber standen unten an der gro?en Landstra?e, die ungeheure Fabrik und daneben das ger?umige Haus des Fabrikbesitzers, der beide Geb?ude selbst hatte errichten lassen. Zwischen der Landstra?e und dem Wohnhause lag ein sehr sonnereicher Garten; da war kein Baum noch Busch hineingepflanzt, denn so h?tte man ja das sch?ne Haus von der Stra?e aus nicht recht sehen k?nnen. Der Besitzer dieses sch?nen Hauses und der Fabrik war der ausnehmend reiche Herr Bickel, der mit seiner Frau und dem einzigen Sohne die unteren R?ume des Wohnhauses bewohnte, indes die oberen -- sechs gro?e, pr?chtige Zimmer -- immer fest abgeschlossen waren mit grünen, gl?nzenden Jalousieladen. Da kam auch nie ein Mensch hinein, als nur Frau Bickel, wenn sie hinging, den Staub von den sch?nen M?beln wegzunehmen und diese bei dem Anla? mit stiller Feierlichkeit zu bewundern. In solchen Augenblicken durfte auch das S?hnchen etwa eintreten, nachdem es seine Schuhe vor der Tür hatte ausziehen müssen, und so stand es dann in dem Halbdunkel mit einer Art and?chtigen Schauers und starrte die unentweihten Sessel und Kommoden an. Herr Bickel war ein sehr angesehener Mann in der Gemeinde, denn in seiner Fabrik fanden viele gro?e und kleine Leute Arbeit, welche Herr Bickel hinwiederum sehr wohl zu gebrauchen wu?te. Er war auch so eifrig in seinem Gesch?ft, da? er jeden Menschen darauf ansah, ob er in seiner Fabrik zu gebrauchen w?re oder nicht, und ihn je nach dieser Eigenschaft oder dem Mangel derselben sch?tzte. Auch wenn in Buchberg ein Kind auf die Welt kam, berechnete er gleich, in welchem Jahr es unter die Zahl seiner Arbeiter k?nnte aufgenommen werden. Fast alle Kinder in Buchberg wu?ten auch, da? sie einmal unter die Herrschaft des Herrn Bickel kommen würden, und wichen immer scheu und respektvoll zur Seite, wenn er daherkam mit dem dicken Stock, auf dem ein gro?er, goldener Knopf sa?, und mit der massiven, weithin gl?nzenden, goldenen Uhrkette, an der ein ungeheures Petschaft majest?tisch hin und her baumelte.
Aus dem sch?nen Hause trat jeden Morgen der Sohn des Herrn Bickel, der junge Feklitus, und wanderte die Stra?e hinauf, der Schule zu. Auf seinem Rücken trug er den Ledertornister mit dem wundervollen Deckel, auf dem, mitten unter sch?nen Rosengirlanden, gro? und hervortretend die Buchstaben F. B. zu sehen waren. Diesen Deckel hatte Frau Bickel dem Sohn auf Weihnachten brodieren lassen. Zu seinem etwas ungewohnten Namen Feklitus war er folgenderma?en gekommen. Sein Gro?vater war ein Schneider gewesen, und da dieser
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.