heiterer Gesang hielt noch einige Zeit die Gesellschaft f��r das Ohr zusammen, die dem Blick bereits auseinandergegangen war; worauf denn Wilhelm in ein Zimmer gef��hrt wurde von der anmutigsten Lage. Der Vollmond, eine reiche Flur beleuchtend, war schon herauf und weckte ?hnliche und gleiche Erinnerungen in dem Busen unseres Wanderers. Die Geister aller lieben Freunde zogen bei ihm vor��ber, besonders aber war ihm Lenardos Bild so lebendig, da? er ihn unmittelbar vor sich zu sehen glaubte. Dies alles gab ihm ein inniges Behagen zur n?chtlichen Ruhe, als er durch den wunderlichsten Laut beinahe erschreckt worden w?re. Es klang aus der Ferne her, und doch schien es im Hause selbst zu sein, denn das Haus zitterte manchmal, und die Balken dr?hnten, wenn der Ton zu seiner gr??ten Kraft stieg. Wilhelm, der sonst ein zartes Ohr hatte, alle T?ne zu unterscheiden, konnte doch sich f��r nichts bestimmen; er verglich es dem Schnarren einer gro?en Orgelpfeife, die vor lauter Umfang keinen entschiedenen Ton von sich gibt. Ob dieses Nachtschrecken gegen Morgen nachlie?, oder ob Wilhelm, nach und nach daran gew?hnt, nicht mehr daf��r empfindlich war, ist schwer auszumitteln; genug, er schlief ein und ward von der aufgehenden Sonne anmutig erweckt.
Kaum hatte ihm einer der dienenden Knaben das Fr��hst��ck gebracht, als eine Figur hereintrat, die er am Abendtische bemerkt hatte, ohne ��ber deren Eigenschaften klar zu werden. Es war ein wohlgebauter, breitschultriger, auch behender Mann, der sich durch ausgekramtes Ger?t als Barbier ank��ndigte und sich bereitete, Wilhelmen diesen so erw��nschten Dienst zu leisten. ��brigens schwieg er still, und das Gesch?ft war mit sehr leichter Hand vollbracht, ohne da? er irgendeinen Laut von sich gegeben h?tte. Wilhelm begann daher und sprach: "Eure Kunst versteht Ihr meisterlich, und ich w��?te nicht, da? ich ein zarteres Messer jemals an meinen Wangen gef��hlt h?tte, zugleich scheint Ihr aber die Gesetze der Gesellschaft genau zu beobachten."
Schalkhaft l?chelnd, den Finger auf den Mund legend, schlich der Schweigsame zur T��re hinaus. "Wahrlich!" rief ihm Wilhelm nach: "Ihr seid jener Rotmantel, wo nicht selbst, doch wenigstens gewi? ein Abk?mmling; es ist Euer Gl��ck, da? Ihr den Gegendienst von mir nicht verlangen wollt, Ihr w��rdet Euch dabei schlecht befunden haben."
Kaum hatte dieser wunderliche Mann sich entfernt, als der bekannte Vogt hereintrat, zur Tafel f��r diesen Mittag eine Einladung ausrichtend, welche gleichfalls ziemlich seltsam klang: das Band, so sagte der Einladende ausdr��cklich, hei?e den Fremden willkommen, berufe denselben zum Mittagsmahle und freue sich der Hoffnung, mit ihm in ein n?heres Verh?ltnis zu treten. Man erkundigte sich ferner nach dem Befinden des Gastes, und wie er mit der Bewirtung zufrieden sei; der denn von allem, was ihm begegnet war, nur mit Lob sprechen konnte. Freilich h?tte er sich gern bei diesem Manne, wie vorher bei dem schweigsamen Barbier, nach dem entsetzlichen Ton erkundigt, der ihn diese Nacht, wo nicht ge?ngstigt, doch beunruhigt hatte; seines Angel?bnisses jedoch eingedenk, enthielt er sich jeder Frage und hoffte, ohne zudringlich zu sein, aus Neigung der Gesellschaft oder zuf?llig nach seinen W��nschen belehrt zu werden.
Als der Freund sich allein befand, dachte er ��ber die wunderliche Person erst nach, die ihn hatte einladen lassen, und wu?te nicht recht, was er daraus machen sollte. Einen oder mehrere Vorgesetzte durch ein Neutrum anzuk��ndigen, kam ihm allzu bedenklich vor. ��brigens war es so still um ihn her, da? er nie einen stilleren Sonntag erlebt zu haben glaubte; er verlie? das Haus, vernahm aber ein Glockengel?ute und ging nach dem St?dtchen zu. Die Messe war eben geendigt, und unter den sich herausdr?ngenden Einwohnern und Landleuten erblickte er drei Bekannte von gestern, einen Zimmergesellen, einen Maurer und einen Knaben. Sp?ter bemerkte er unter den protestantischen Gottesverehrern gerade die drei andern. Wie die ��brigen ihrer Andacht pflegen mochten, ward nicht bekannt, so viel aber getraute er sich zu schlie?en, da? in dieser Gesellschaft eine entschiedene Religionsfreiheit obwalte.
Zu Mittag kam demselben am Schlo?tore der Vogt entgegen, ihn durch mancherlei Hallen in einen gro?en Vorsaal zu f��hren, wo er ihn niedersetzen hie?. Viele Personen gingen vorbei, in einen ansto?enden Saalraum hinein. Die schon bekannten waren darunter zu sehen, selbst St. Christoph schritt vor��ber; alle gr��?ten den Vogt und den Ank?mmling. Was dem Freund dabei am meisten auffiel, war, da? er nur Handwerker zu sehen glaubte, alle nach gewohnter Weise, aber h?chst reinlich gekleidet; wenige, die er allenfalls f��r Kanzleiverwandte gehalten h?tte.
Als nun keine neuen G?ste weiter zudrangen, f��hrte der Vogt unsern Freund durch die stattliche Pforte in einen weitl?ufigen Saal; dort war eine un��bersehbare Tafel gedeckt, an deren unterem Ende er vorbeigef��hrt wurde, nach oben zu, wo er drei Personen quer vorstehen sah. Aber von welchem Erstaunen ward er ergriffen, als er in die N?he trat und Lenardo, kaum noch erkannt, ihm um den Hals fiel. Von dieser ��berraschung hatte man sich noch nicht erholt, als ein Zweiter Wilhelmen gleichfalls feurig und lebhaft umarmte und sich als den wunderlichen
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