West-oestlicher Divan | Page 4

Johann Wolfgang von Goethe
deine Lehren,?Dich, wenn der Wein den Geist erhebt,?Im h?chsten Sinn zu h?ren.
Ihm ?ffnet sich der Welten Raum,?Im Innern Heil und Orden,?Es schwillt die Brust, es br?unt der Flaum,?Er ist ein Jüngling worden.
Und wenn dir kein Geheimnis blieb,?Was Herz und Welt enthalte,?Dem Denker winkst du treu und lieb,?Da? sich der Sinn entfalte.
Auch da? vom Throne Fürstenhort?Sich nicht für uns verliere.?Gibst du dem Schah ein gutes Wort?Und gibst es dem Wesire.
Das alles kennst und singst du heut?Und singst es morgen eben:?So tr?gt uns freundlich dein Geleit?Durchs rauhe, milde Leben.
Buch der Liebe
Ushk Nameh: Buch der Liebe
Sage mir,?Was mein Herz begehrt?
"Mein Herz ist bei dir,?Halt es wert!"
Musterbilder
H?r und bewahre?Sechs Liebespaare!?Wortbild entzündet, Liebe schürt zu:?Rustan und Rodawu.?Unbekannte sind sich nah:?Jussuph und Suleika.?Liebe, nicht Liebesgewinn:?Ferhad und Schirin.?Nur für einander da:?Medschnun und Leila.?Liebend im Alter sah?Dschemil auf Boteinah.?Sü?e Liebeslaune:?Salomo und die Braune!?Hast du sie wohl vermerkt??Bist im Lieben gest?rkt.
Noch ein Paar
Ja, Lieben ist ein gro? Verdienst!?Wer findet sch?neren Gewinst?--?Du wirst nicht m?chtig, wirst nicht reich,?Jedoch den gr??ten Helden gleich.?Man wird so gut wie vom Propheten?Von Wamik und von Asra reden.--?Nicht reden wird man, wird sie nennen:?Die Namen müssen alle kennen.?Was sie getan, was sie geübt,?Das wei? kein Mensch! Da? sie geliebt,?Das wissen wir. Genug gesagt,?Wenn man nach Wamik und Asra fragt!
Lesebuch
Wunderlichstes Buch der Bücher?Ist das Buch der Liebe.?Aufmerksam hab ich's gelesen:?Wenig Bl?tter Freuden,?Ganze Hefte Leiden;?Einen Abschnitt macht die Trennung.?Wiedersehn! ein klein Kapitel,?Fragmentarisch. B?nde Kummers,?Mit Erkl?rungen verl?ngert,?Endlos, ohne Ma?.?O Nisami!--doch am Ende?Hast den rechten Weg gefunden:?Unaufl?sliches, wer l?st es??Liebende, sich wiederfindend.
Ja, die Augen waren's
Ja, die Augen waren's, ja, der Mund,?Die mir blickten, die mich kü?ten.?Hüfte schmal, der Leib so rund,?Wie zu Paradieses Lüsten!?War sie da? Wo ist sie hin??Ja, sie war's, sie hat's gegeben,?Hat gegeben sich im Fliehn?Und gefesselt all mein Leben.
Gewarnt
Auch in Locken hab ich mich?Gar zu gern verfangen.?Und so, Hafis, w?r's wie dir?Deinem Freund ergangen.
Aber Z?pfe flechten sie,?Nun aus langen Haaren;?Unterm Helme fechten sie,?Wie wir wohl erfahren.
Wer sich aber wohl besann,?L??t sich so nicht zwingen:?Schwere Ketten fürchtet man,?Rennt in leichte Schlingen.
Versunken
Voll Locken kraus ein Haupt so rund!?Und darf ich dann in solchen reichen Haaren?Mit vollen H?nden hin und wider fahren,?Da fühl ich mich von Herzensgrund gesund.?Und kü? ich Stirne, Bogen, Auge, Mund,?Dann bin ich frisch und immer wieder wund.?Der fünfgezackte Kamm, wo sollt er stocken??Er kehrt schon wieder zu den Locken.?Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel,?Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut,?So zart zum Scherz, so liebeviel!?Doch wie man auf dem K?pfchen kraut,?Man wird in solchen reichen Haaren?Für ewig auf und nieder fahren.?So hast du, Hafis, auch getan,?Wir fangen es von vornen an.
Bedenklich
Soll ich von Smaragden reden,?Die dein Finger niedlich zeigt??Manchmal ist ein Wort von n?ten,?Oft ist's besser, da? man schweigt.
Also sag ich, da? die Farbe?Grün und augerquicklich sei!?Sage nicht, da? Schmerz und Narbe?Zu befürchten nah dabei!
Immerhin! du magst es lesen!?Warum übst du solche Macht!?"So gef?hrlich ist dein Wesen?Als erquicklich der Smaragd."
Liebchen, ach! im starren Bande?Zw?ngen sich die freien Lieder,?Die im reinen Himmelslande?Munter flogen hin und wider.?Allem ist die Zeit verderblich,?Sie erhalten sich allein!?Jede Zeile soll unsterblich,?Ewig wie die Liebe sein.
Schlechter Trost
Mitternachts weint und schluchzt ich,?Weil ich dein entbehrte.?Da kamen Nachtgespenster?Und ich sch?mte mich.?"Nachtgespenster", sagt ich,?"Schluchzend und weinend?Findet ihr mich, dem ihr sonst?Schlafende vorüberzogt.?Gro?e Güter vermi? ich.?Denkt nicht schlimmer von mir,?Den ihr sonst weise nanntet,?Gro?es übel betrifft ihn!"--?Und die Nachtgespenster?Mit langen Gesichtern?Zogen vorbei,?Ob ich weise oder t?rig,?V?llig unbekümmert.
Genügsam
"Wie irrig w?hntest du,?Aus Liebe geh?re das M?dchen dir zu.?Das k?nnte mich nun garnicht freuen,?Sie versteht sich auf Schmeicheleien."
Dichter
Ich bin zufrieden, da? ich's habe!?Mir diene zur Entschuldigung:?Liebe ist freiwillige Gabe,?Schmeichelei Huldigung.
Gru?
O wie selig ward mir!?Im Lande wandl ich,?Wo Hudhud über den Weg l?uft.?Des alten Meeres Muscheln?Im Stein sucht ich, die versteinten;?Hudhud lief einher,?Die Krone entfaltend,?Stolzierte, neckischer Art,?über das Tote scherzend?Der Lebendge.?"Hudhud", sagt ich, "fürwahr!?Ein sch?ner Vogel bist du.?Eile doch, Wiedehopf!?Eile, der Geliebten?Zu verkünden, da? ich ihr?Ewig angeh?re.?Hast du doch auch?Zwischen Salomo?Und Sabas K?nigin?Ehemals den Kuppler gemacht!"
Ergebung
"Du vergehst und bist so freundlich,?Verzehrst dich und singst so sch?n?"
Dichter
Die Liebe behandelt mich feindlich!?Da will ich gern gestehn:?Ich singe mit schwerem Herzen.?Sieh doch einmal die Kerzen!?Sie leuchten, indem sie vergehn.
Eine Stelle sucht der Liebe Schmerz,?Wo es recht wüst und einsam w?re;?Da fand er denn mein ?des Herz?Und nistete sich in das leere.
Unvermeidlich
Wer kann gebieten den V?geln,?Still zu sein auf der Flur??Und wer verbieten zu zappeln?Den Schafen unter der Schur?
Stell ich mich wohl ungeb?rdig,?Wenn mir die Wolle kraust??Nein! die Ungeb?rden entzwingt mir?Der Scherer, der mich zerzaust.
Wer will mir wehren, zu singen?Nach Lust zum Himmel hinan,?Den Wolken zu vertrauen,?Wie lieb sie mir's angetan?
Geheimes
über meines Liebchens ?ugeln?Stehn verwundert alle Leute,?Ich, der Wissende, dagegen?Wei? recht gut, was das bedeute.
Denn es hei?t: ich liebe diesen,?Und nicht etwa den und jenen,?Lasset nur, ihr guten Leute,?Euer Wundern, euer Sehnen!
Ja, mit ungeheuren M?chten?Blicket sie wohl in die Runde,?Doch sie sucht nur zu verkünden?Ihm die n?chste sü?e Stunde.
Geheimstes
"Wir sind emsig, nachzuspüren,?Wir, die Anekdotenj?ger,?Wer dein Liebchen sei und ob du?Nicht auch habest viele Schw?ger.
Denn da? du verliebt bist, sehn wir,?M?gen dir
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