Weihnachtserzählungen

Adolph Schwayer
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Weihnachtserz?hlungen, by Adolf Schwayer

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Title: Weihnachtserz?hlungen
Author: Adolf Schwayer
Release Date: May 19, 2007 [EBook #21527]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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Produced by Constanze Hofmann, Norbert H. Langkau and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net

Anmerkungen zur Transkription:
Das Inhaltsverzeichnis ist im Original auf der letzten Seite zu finden. Die Rechtschreibung der Originalausgabe wurde erhalten, lediglich offensichtliche Druckfehler wurden in einigen F?llen korrigiert.
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Weihnachtserz?hlungen
von
Adolf Schwayer
Mit Bildschmuck von Prof. Franz Kuna
Sechstes bis sechzehntes Tausend
Linz a. D., 1920
Verlag von R. Pirngruber

Alle Rechte vorbehalten.
Copyright by R. Pirngruber
Linz a. D., 1920
Druck von Franz Kling, Urfahr-Linz

Inhalt.
Seite Im Sturm 3 Weihnachtszauber 23 Der Weg zurück 35 Wie Herr Schoi?engeyer zu einem Christkindl kam 49 Assistent Frickenberg 66 Ein Egoist der Liebe 85 Frau Bettis Christgeschenk 97 Der Wohlt?ter 109 Am Wege 122 Das goldene Seil 134 Eine Insel der Seligen 148

Im Sturm.
Ihn fror in seinem dünnen F?hnchen, einem grauen fadenscheinigen Havelock, der im Novembersturme flatterte wie eine altgediente Kriegsflagge.
?Ist eine Kunst!? knurrte er und meinte damit den Sturm, den ungeb?rdig wilden. Um die dürren Bl?tter von den zitternden Zweigen zu rei?en und die blassen Sp?trosen zu erschrecken, die noch irgendwo drau?en wehmütig tr?umen mochten, bedurfte es dieses unsinnigen Grimmes nicht. Und um das graue Wolkengesindel dort droben, das Schnee niederregnen lie?, vor sich herzujagen, brauchte er die Backen auch nicht gar so voll zu nehmen, der wüste Kraftgeselle, der!
Wildjauchzend fuhr der Verh?hnte um die Stra?enecke und lehnte den blassen jungen Mann, der durchaus kein Schw?chling war an die Wand. Und neben ihm klatschte ein schneefeuchtes Blatt an die triefende Mauer. So klebten sie, Mann und Blatt, im gewaltsamen Drucke des Sturmes einen Augenblick lang nebeneinander.
Da mu?te er auflachen, ganz grimmig. Dann drohte er mit der Faust gegen den grauen Himmel und drückte sich das Atemholen des Sturmes benützend, sachte um die gef?hrliche Ecke.
Fest, krampfhaft fest, hielt dabei die schier erstarrte Faust das Guldenstück, das er sich kurz vorher von einem Bundesbruder gepumpt hatte. Zu den Taschen seiner Hose hatte er kein rechtes Vertrauen mehr und die Geldb?rse lag zu Hause lange gut. Die grinste ihn jedesmal, wenn er sie hervorzog, gar zu h?hnisch an: sie war leer wie das absolute Nichts.
Auch sein Winterrock hatte es besser als er: der ?studierte? einstweilen auch und war hübsch warm aufgehoben -- wo, ist leicht zu erraten. Viel weniger ?sch?n? mochte er vielleicht nicht sein als der flatternde Sommermantel da -- aber warm!
W?rme! W?rme mu?te wenigstens seine Mutter haben. Darum hatte er ja den Gulden gepumpt von dem flotten Farbenbruder, dem guten wohlgem?steten Ritschmayer. Und der gab bereitwillig und gab lachend. Und das war sch?n von ihm. Er wollte kein Mitleid sehen, kein Mitleid fühlen der trotzige Lebenskünstler im Havelock. Das wu?te der dicke gemütliche Ritschmayer; darum gab er lachend, trotzdem ihm der ?stiere? Theobald Volkmar noch zehn Gulden schuldete, die er gebraucht hatte für die Taxe zum letzten Rigorosum.
Jetzt jagte ihn der Sturm in eine Seitengasse. Wütend kehrte er um, rang mit der in wilder Siegesfreude aufheulenden Windsbraut, schwamm geradezu in Sturm und Schnee und Regen und schnaufte tief auf, als er wieder in der Hauptstra?e trottete.
Nur da nicht hinein! Nur da nicht durch! Dort drinnen in der Gasse stand das gro?e Zinshaus seines steinreichen Onkels. Das glotzte ihn immer so h?hnisch an mit seinen vielen Fenstern und seiner aufgeklebten protzigen Zementfassade -- recht wie ein freches Empork?mmlingsgesicht.
Der, ja der hatte W?rme und Geld und alles was er wollte, der Bruder seines armen toten Vaters, und brauchte für niemand mehr zu sorgen. Aber er hatte sicherlich auch kein Mitleid, keines in den Zügen zur Schau getragenes und keines im Herzen.
Was zum Teufel war es denn, was die beiden Brüder trennte?! Ha?? Nein: Stolz, Stolz war es, was den Vater trennte, und Trotz, was den Onkel fernhielt. Weil der Vater das arme zarte M?dchen genommen hatte anstatt die reiche derbknochige Schw?gerin des Onkels. So fing's an. Dann kam des Vaters Stolz ins Glühen und Brennen. Er werde schon zeigen, werde schon beweisen, da? er ohne Mammon durchs Leben komme! Seines Lebens Sonne sei die Liebe, seines Lebens Wonne die Arbeit!
?Bettelstolz!? hatte der Onkel geh?hnt. Und darauf flog seines Zimmers Tür dr?hnend zu -- zugeworfen von dem erzürnten Vater, dem sie gewiesen worden war! Und es flog eine zweite Tür zu und eine dritte: die Herzen der Brüder waren verschlossen für einander und für immer.
So m?chtig sind Stolz und Trotz.
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