singen ist ein Vergnügen für mich, Herr.
Herzog. So will ich dir dein Vergnügen bezahlen.
Narr. Das ist ein anders, Herr; Vergnügen will über kurz oder lange bezahlt seyn.
Herzog. Du kanst nun wieder gehen, so schnell du willst.
Narr. Nun, der melancholische Gott der Liebe behüte dich, und der Schneider mache dir ein Wamms von schielichtem Taft; denn dein Gemüth ist ein wahrer Opal. Leute von solcher Standhaftigkeit mü?te man mir über Meer schiken, damit ihr Gesch?fte allenthalben und ihr Ziel nirgends w?re; denn das ist gerade was man braucht, um von einer langen Reise nichts nach Hause zu bringen. Lebt wohl.
(Er geht ab.)
* Der Verfasser der Beurtheilung des ersten Theils dieser übersezung, in der Bibliothek der sch?nen Wissenschaften hat eine so glükliche Probe mit einem Liede des Narren im K?nig Lear gemacht, da? wir ihm auch dieses Gassenhauerchen überlassen wollen. Es ist in der That alles was Orsino davon sagt, aber es mü?te, um nicht alles zu verliehren in der Sprache Sebastian Brands oder einer noch ?ltern, in der nemlichen oder einer ganz ?hnlichen Versart, mit der nemlichen Wahrheit der Erfindung, und t?ndelnden Einfalt des Ausdruks, übersezt werden--eine Arbeit, welche vielleicht schwerer ist, als das feinste Sonnet von einem Zappi, in Reime zu übersezen.
Sechste Scene.
Herzog. Macht uns Plaz ihr andern--Versuch es noch zum leztenmal, C?sario; geh noch einmal zu dieser sch?nen Unerbittlichen; sag ihr, meine Liebe lege einer Menge von ausgebreiteten Erdschollen die man L?ndereyen hei?t, keinen Werth bey; sag ihr, die Güter die das Glük ihr zugelegt habe, seyen in meinen Augen so eitel als das Glük selbst; ihr Gemüth allein, dieses Wunder, dieses unvergleichliche Kleinod, das die Natur so sch?n gefa?t hat, ziehe meine Seele an, und wenn sie die ganze Welt zum Brautschaz h?tte, so würde sie in meinen Augen nicht reizender seyn.
Viola. Aber wenn sie euch nun nicht lieben kan, Gn. Herr?
Herzog. Ich will keine solche Antwort haben.
Viola. Aber wie dann, wenn ihr mü?t? Sezet den Fall, es g?be eine junge Dame, wie es vielleicht eine giebt, die aus Liebe zu euch diese nemliche Quaal in ihrem Herzen fühlte, die ihr für Olivia fühlt; und ihr k?nntet sie nicht lieben, und ihr sagtet ihr das; mü?te sie sich diese Antwort nicht gefallen lassen?
Herzog. Es giebt kein weibliches Herz das stark genug w?re, den Sturm einer so heftigen Leidenschaft auszuhalten, wie die meinige ist--es giebt keines, das gro? genug w?re, eine solche Liebe zu fassen. Ihre Liebe verdient mehr den Namen eines flüchtigen Gelusts, sie reizt nur ihren Gaumen, nicht ihre Leber, und endigt sich bald durch überfüllungen Ekel und Abscheu; da die meinige hingegen so hungrig ist wie die See, und eben so viel verdauen kan. Mache keine Vergleichung zwischen der Liebe die ein Weibsbild für mich haben kan, und der meinigen für Olivia.
Viola. Gut, und doch wei? ich--
Herzog. Was wei?st du?
Viola. Nur zuwohl was für einer Liebe die Weibsbilder zu den Mannsleuten f?hig sind. Aufrichtig zu reden, sie haben so getreue Herzen als wir immer. Mein Vater hatte eine Tochter die jemand so sehr liebte, als ich vielleicht, wenn ich ein Weibsbild w?re, Euer Gnaden lieben würde.
Herzog. Und was ist ihre Geschichte?
Viola. Ein weisses Blatt Papier: Nie entdekte sie ihre Liebe sondern lie? ihr Geheimni?, gleich einem Wurm in der Knospe, an ihrer Rosenwange nagen: Sie verschlo? ihre Quaal in ihr Herz, und, in blasser hinwelkender Schwermuth, sa? sie wie die Geduld auf einem Grabmal, und l?chelte ihren Kummer an. War das nicht Liebe, wahre Liebe? Wir M?nner m?gen mehr reden, mehr schw?ren, aber da? wir besser lieben, daran l??t sich zweiffeln, ohne uns Unrecht zu thun; wir zeigen immer mehr als wir fühlen--und unsre Liebe ist oft desto schw?cher, je st?rker wir sie ausdruken.
Herzog. Aber starb deine Schwester an ihrer Liebe, Junge?
Viola. Ich bin alle T?chter die von meines Vaters übrig sind, und alle Brüder dazu--und doch wei? ich nicht--Gn?digster Herr, soll ich zu dieser Dame gehen?
Herzog. Ja, das ist die Sache. Eile zu ihr; gieb ihr dieses Kleinod; sag ihr, meine Liebe k?nne und werde sich nicht abtreiben lassen.
(Sie gehen ab.)
Siebende, achte und neunte Scene. (Jungfer Maria hatte mit den beyden würdigen Junkern Sir Tobias und Sir Andreas, in der vierten Scene den Plan zu einem kleinen Streich angelegt, den sie, zu ihrer allerseitigen Belustigung, dem Malvolio, einem einbildischen, in sich selbst verliebten, dummen und dabey sehr feyrlichen Gesellen, spielen wollten. Dieses Complott wird nun in diesen dreyen Scenen ausgeführt. Maria schreibt in ihrer Gebieterinn Namen einen Brief worinn Oliviens Hand so gut als m?glich nachgeahmt ist, und legt ihn an einen Ort, wo ihn Malvolio finden mu?. Man kan sich vorstellen, was für n?rrisches Zeug ein solcher Bursche anzugeben f?hig ist, da er Oliviens eigne Hand dafür zu haben glaubt, da? sie sterblich in ihn verliebt sey. Alles was wir aus diesem Intermezzo der übersezung würdig halten, ist das Gespr?ch des Malvolio das er
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