Was ihr wollt | Page 7

William Shakespeare
mich keine Gefahr abschreken kan; ich will gehen.
(Geht ab.)

Zweyte Scene. (Malvolio trift Viola, in ihrer Verkleidung als C?sario an, und richtet den Auftrag bey ihr aus, den ihm Olivia vorhin gegeben, und da Viola den Ring nicht annehmen will, wirft er ihn endlich vor ihre F��sse und geht ab.)
Viola (allein.) Ich lie? keinen Ring bey ihr ligen; was meynt diese Dame damit? Das Ungl��k wird doch nicht wollen, da? ihr meine Gestalt in dieser Verkleidung gef?hrlich gewesen! Sie schien mich mit g��nstigen Augen anzusehen, in der That, so sehr, da? ihre Augen ihre Zunge verhext und gel?hmt zu haben schienen; denn sie sprach sehr zerstreut und ohne Zusammenhang--Sie liebt mich, so ist es; und der Auftrag den sie diesem plumpen Abgesandten gemacht, ist ein Kunstgriff, mir ihre Liebe auf eine feine Art zu erkennen zu geben--Sie will keinen Ring von meinem Herrn; wie? er schikte ihr ja keinen; ich bin der Mann--Wenn es so ist, (und es ist so) das arme Fr?ulein! so w?r es noch besser f��r sie, in ein blosses Phantom verliebt zu seyn. Verkleidungen sind, wie ich sehe, eine Gelegenheit, deren Satan sich wol zu bedienen wei?. Wie wenig es braucht, um in ein w?chsernes Weiber-Herz Eindruk zu machen! Himmel! daran hat unsre Gebrechlichkeit Schuld, nicht wir; wenn wir so gemacht sind, was k?nnen wir daf��r, da? wir so sind?--Aber wie wird sich das zusammen schiken? Mein Herr liebt sie aufs ?usserste; ich, arme Mi?gestalt, bin eben so stark von ihm beth?rt; und sie, durch den Schein betrogen, seufzt um mich. Was wird aus diesem allem werden? In so fern ich ein Mann bin, k?nnte meine Liebe zu Orsino in keinem verzweifeltern Zustand seyn; in so fern ich ein M?dchen bin, wie viele vergebliche Seufzer wird die arme Olivia aushauchen! Hier ist lauter Hoffnunglose Liebe, auf allen Seiten. O Zeit, du must di? entwikeln, nicht ich; es ist ein Knoten, der zu hart verschlungen ist, als da? ich ihn aufl?sen k?nnte.
(Sie geht ab.)

Dritte Scene. (Verwandelt sich in Olivias Haus.) (Sir Tobias und Sir Andreas, nebst dem Narren.)

Vierte Scene. (Maria, und endlich auch Malvolio zu den Vorigen.) (Diese beyden Zwischen-Scenen sind der ��bersezung unw��rdig, und eines Aufzugs unf?hig.)

F��nfte Scene. (Verwandelt sich in den Pallast.) (Der Herzog, Viola, Curio, und andre.)
Herzog. Macht mir ein wenig Musik; nun guten Morgen, meine Freunde: Wie, mein wakrer C?sario, in der That, das St��kchen, das alte ehrliche Gassen-Liedchen, das wir lezte Nacht h?rten, machte mir leichter ums Herz als diese fl��chtigen L?uffe, diese studierten S?ze einer rauschenden und schwindlicht sich im Kreise herumdrehenden Symphonie--Kommt, nur eine Strophe--
Curio. Gn?digster Herr, es ist niemand da, der es singen k?nnte.
Herzog. Wer sang es denn gestern?
Curio. Fest, der Pikelh?ring, der Narr, mit dem der Gr?fin Olivia Vater soviel Kurzweil hatte. Er ist ausgegangen.
Herzog. Sucht ihn auf, und spielt indessen die Melodie. Komm hieher, Junge: wenn du jemals erfahren wirst was Liebe ist, so denk' in ihren s��ssen Beklemmungen an mich; so wie ich bin, sind alle Liebhaber: unst?t und launisch in allen andern Vorstellungen, als allein in dem Bilde des Geliebten, das immer vor ihren Augen schwebt--wie gef?llt dir dieser Ton?
Viola. Er giebt ein wahres Echo von dem Siz, wo die Liebe thront.
Herzog. Du sprichst meisterlich. Ich seze mein Leben dran, dein Herz ist nicht so unerfahren als du jung bist; du hast geliebt, nicht wahr, Junge?
Viola. Ein wenig, Gn?digster Herr.
Herzog. Von was f��r einer Gattung Weibsbilder ist sie?
Viola. Sie sieht Eu. Gnaden gleich.
Herzog. So ist sie deiner nicht werth. Wie alt, ernsthafter Weise?
Viola. Von euerm Alter, Gn?digster Herr.
Herzog. So ist sie zu alt; ein Weibsbild soll immer einen ?ltern nehmen als sie ist, so daurt sie ihn aus, und ist sicher, ihren Plaz in ihres Mannes Herzen immer zu behalten. Denn, glaube mir, Junge, wir m?gen uns so sch?n machen als wir wollen, so sind doch unsre Zuneigungen immer weit schwindlichter, unsteter, schwankender, und leichter abgenuzt und verlohren, als der Weiber ihre.
Viola. Das denk' ich selbst, Gn?digster Herr.
Herzog. W?hle dir also eine Liebste die j��nger als du bist, oder deine Liebe wird von keiner Dauer seyn: Denn Weiber sind wie Rosen; in der nemlichen Stunde, da ihre sch?ne Blume sich v?llig entfaltet, f?llt sie ab.
Viola. Und so sind sie; wie schade, da? sie so sind! da? sie in dem Augenblik sterben, worinn sie den Punkt ihrer Vollkommenheit erreicht haben. (Curio und der Narr zu den Vorigen.)
Herzog. O, komm du, guter Freund--Das Lied von gestern Nachts--Gieb Acht darauf, C?sario, es ist alt und einf?ltig; die Spinnerinnen und Strikerinnen, wenn sie an der Sonne bey ihrer Arbeit sizen, und die muntern Webers-M?dchen, wenn sie zetteln, pflegen es zu singen; es ist ein l?ppisches, kindisches Ding, aber es sympathisiert mit der Unschuld der Liebe, wie man vor Alters liebte.
Narr. Seyd ihr fertig, Herr?
Herzog. Ja; sing, ich bitte dich. (Ein Lied.*)
Herzog. Hier ist was f��r deine M��he.
Narr. Keine M��he, Herr;
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