miteinander, denn das Kind war immer so beweglich und lebendig wie ein munteres Fischlein im Wasser. Mit jedem Jahre wurde es der Gro?mutter lieber und unentbehrlicher.
Alle diese vergangenen Tage stiegen nun in der D?mmerung vor der alten Waschk?the auf, und der Gedanke, das Kind so weit und vielleicht für alle Zeit von sich zu schicken, machte ihr das Herz immer schwerer. Aber sie kannte einen Tr?ster, der ihr schon in vielen trüben Stunden geholfen und auch manches gefürchtete Leid gemildert hatte. Den wollte sie doch nicht vergessen. Lieber, als so die schweren Gedanken hin- und herzuw?lzen in ihrem Innern, wollte sie jetzt die ganze Sache dem lieben Gott übergeben. Mu?te es sein und mu?te sie dieses Leid der Trennung ertragen, so hatte doch der liebe Gott seine schützende Hand dabei. Es konnte ja alles zum Besten des Kindes geschehen, und sein Wohl ging ihr noch über das eigene. Als die Gro?mutter dies alles überlegt hatte, faltete sie still die H?nde und sagte and?chtig vor sich hin:
"Drum, meine Seele, sei du still Zu Gott, wie sich's gebühret, Wenn er dich so, wie er es will, Und nicht wie du willst führet. Kommt dann zum Ziel der dunkle Lauf, Tust du den Mund mit Freuden auf, Zu loben und zu danken."
2. Kapitel
In den Erdbeeren
W?hrend die alte K?the so gedankenverloren erst an ihrem Spinnrad und dann in der D?mmerung sa?, ging es oben am Sonnenrain ziemlich laut zu. Hier wuchs jedes Jahr eine Fülle der sch?nsten, saftigsten Erdbeeren. Wenn sie reif waren, schien es oft, als ob ein gro?er, dunkelroter Teppich vom Sonnenrain herunterhinge, der in der Sonne glühte. Der Platz war den Kindern von Hochtannen, wie das kleine, aus zerstreuten H?usern bestehende Bergd?rfchen hie?, wohlbekannt. Sie wu?ten auch recht gut, da?, wenn man die Beeren ausreifen lie?, ein sch?ner Gewinn damit zu erzielen war. Denn diese ungew?hnlich gro?en, saftigen Beeren wurden überall gern gekauft. So gaben die Kinder selbst acht aufeinander, da? nicht etwa die einen zu früh die Beeren holten, bevor sie die rechte Reife erlangt hatten. Erscholl aber an einem sch?nen Junitag unter den Schulkindern der Ruf: "Sie sind reif am Sonnenrain! Sie sind reif!", dann stürzte noch an demselben Abend die ganze Schar hinaus zum Sonnenrain. Jedes Kind hatte einen Korb in der Hand, und sie liefen, so schnell sie konnten, denn jedes wollte zuerst auf dem Platz sein und die sch?nsten und reifsten Beeren finden.
Die mitgebrachten, K?rbe, Kratten genannt, hatten alle dieselbe Form, aber verschiedene Gr??en. Sie hatten die Form von Zylinderhüten, mit dem Unterschied, da? bei diesen die ?ffnung unten ist, wo der Kopf hineingesteckt wird, bei jenen aber oben, wo die Erdbeeren hineingeworfen werden. Wenn dann die D?mmerung gekommen war und man die Beeren nicht mehr sehen konnte, wurde die Arbeit beendet. Dann deckte man die Kratten mit gro?en Bl?ttern zu und befestigte zwei h?lzerne St?bchen kreuzweise darüber, damit der Wind die Bl?tter nicht entführe. Nun stimmte man das Erdbeerlied an, und voller Fr?hlichkeit zog die ganze Schar heimw?rts. Alle sangen aus vollen Kehlen:
Erdbeeren rollen, Die Kratten all, die vollen, Erdbeeren mit Stielen, Jetzt tr?gt man sie heim die vielen, Erdbeeren an ?sten, Die meinen sind die besten!
Am schnellsten und am flei?igsten aber von allen war die Enkelin der alten Waschk?the, das lustige Trini. Immer wu?te es, wo die sch?nsten Beeren standen und wo noch am wenigsten gepflückt worden war. Dann scho? es dahin und rupfte mit einer Gewandtheit, da? kein anderes Kind schneller war und die Langsamen in seiner N?he gar nichts erwischten. Auf einen kleinen Sto? kam es dem Trini dabei auch nicht an, wenn ihm eine sch?ne Stelle besonders ins Auge fiel, wo schon ein anderes Kind Beeren sammelte. Niemals a? es von den Früchten, bis sein Kratten so voll war, da? es eben noch die h?lzernen St?bchen über den Bl?ttern festmachen konnte, ohne die zarten Früchte zusammen zu drücken. Erst dann kamen noch einige der sü?duftenden Beeren in den Mund und schmeckten herrlich nach der harten Arbeit. Vorher h?tten sie aber dem Trini gar nicht geschmeckt, denn es war ihm, als geh?rten sie alle der Gro?mutter, bis keine einzige Beere mehr in den Kratten hineinging.
Das Trini strengte sich sehr an, für seine liebe Gro?mutter auch etwas zu tun. Es fühlte wohl, wie aufopfernd und gut sie zu ihm war und wie hart sie immer noch arbeitete, damit sie beide keinen Mangel leiden mu?ten. Es hatte auch sein Leben lang nie andere, als liebevolle Worte von ihr geh?rt. Und wie oft hatte es gespürt, da? sie viel lieber sich selbst als ihm etwas versagte. Dafür hing es auch mit dem ganzen Herzen an der Gro?mutter, und mit ungeheurer Freude sah es die Beerenzeit wieder kommen. Dann konnte es t?glich seinen vollen Kratten heimbringen oder ihn dahin tragen, wohin er bestellt war, um dann ein sch?nes Geldstück zu verdienen. Das war für die Gro?mutter
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