Wallensteins Lager | Page 4

Friedrich von Schiller
Welt anstecken und entzünden,

Sich alles vermessen und unterwinden--
Trompeter.
Still! Wer wird solche Worte wagen!
Erster Jäger.
Was ich denke, das darf ich sagen.
Das Wort ist frei, sagt der
General.
Wachtmeister.
So sagt er, ich hört’s wohl einigemal,
Ich stand dabei. "Das Wort ist
frei,
Die Tat ist stumm, der Gehorsam blind",
Dies urkundlich seine
Worte sind.
Erster Jäger.

Ob’s just seine Wort’ sind, weiß ich nicht;
Aber die Sach’ ist so, wie
er spricht.
Zweiter Jäger.
Ihm schlägt das Kriegsglück nimmer um,
Wie’s wohl bei andern
pflegt zu geschehen.
Der Tilly überlebte seinen Ruhm.
Doch unter
des Friedländers Kriegspanieren
Da bin ich gewiß zu viktorisieren.

Er bannet das Glück, es muß ihm stehen.
Wer unter seinem Zeichen
tut fechten,
Der steht unter besondern Mächten.
Denn das weiß ja
die ganze Welt,
Daß der Friedländer einen Teufel
Aus der Hölle im
Solde hält.
Wachtmeister.
Ja, daß er fest ist, das ist kein Zweifel.
Denn in der blut’gen Affär’
bei Lützen
Ritt er euch unter des Feuers Blitzen
Auf und nieder mit
kühlem Blut.
Durchlöchert von Kugeln war sein Hut,
Durch den
Stiefel und Koller fuhren
Die Ballen, man sah die deutlichen Spuren;

Konnt’ ihm keine die Haut nur ritzen,
Weil ihn die höllische Salbe
tät schützen.
Erster Jäger.
Was wollt Ihr da für Wunder bringen!
Er trägt ein Koller von
Elendshaut,
Das keine Kugel kann durchdringen.
Wachtmeister.
Nein, es ist die Salbe von Hexenkraut,
Unter Zaubersprüchen gekocht
und gebraut.
Trompeter.
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
Wachtmeister.

Sie sagen, er les’ auch in den Sternen
Die künftigen Dinge, die nahen
und fernen;
Ich weiß aber besser, wie’s damit ist.
Ein graues
Männlein pflegt bei nächtlicher Frist
Durch verschlossene Türen zu
ihm einzugehen;
Die Schildwachen haben’s oft angeschrien,
Und
immer was Großes ist drauf geschehen,
Wenn je das graue Röcklein
kam und erschien.
Zweiter Jäger.
Ja, er hat sich dem Teufel übergeben,
Drum führen wir auch das
lustige Leben.
Siebenter Auftritt
Vorige. Ein Rekrut. Ein Bürger. Dragoner.
Rekrut (tritt aus dem Zelt, eine Blechhaube auf dem Kopfe, eine
Weinflasche in der Hand).
Grüß den Vater und des Vaters Brüder!
Bin Soldat, kommer nimmer
wieder.
Erster Jäger.
Sieh, da bringen sie einen Neuen!
Bürger.
Oh! gib acht, Franz! Es wird dich reuen.
Rekrut (singt).
Trommeln und Pfeifen,
Kriegrischer Klang!
Wandern und streifen

Die Welt entlang,
Rosse gelenkt,
Mutig geschwenkt,
Schwert
an der Seite,
Frisch in die Weite,
Flüchtig und flink,
Frei, wie der
Fink
Auf Sträuchern und Bäumen,
In Himmels Räumen!
Heisa!
ich folge des Friedländers Fahn!

Zweiter Jäger.
Seht mir! das ist ein wackrer Kumpan!
(Sie begrüßen ihn.)
Bürger.
Oh! laßt ihn! Er ist guter Leute Kind.
Erster Jäger.
Wir auch nicht auf der Straße gefunden sind.
Bürger.
Ich sag euch, er hat Vermögen und Mittel.
Fühlt her, das feine
Tüchlein am Kittel!
Trompeter.
Des Kaisers Rock ist der höchste Titel.
Bürger.
Er erbt eine kleine Mützenfabrik.
Zweiter Jäger.
Des Menschen Wille, das ist sein Glück.
Bürger.
Von der Großmutter einen Kram und Laden.
Erster Jäger.
Pfui! wer handelt mit Schwefelfaden!
Bürger.

Einen Weinschank dazu von seiner Paten,
Ein Gewölbe mit zwanzig
Stückfaß Wein.
Trompeter.
Den teilt er mit seinen Kameraden.
Zweiter Jäger.
Hör du! Wir müssen Zeltbrüder sein.
Bürger.
Eine Braut läßt er sitzen in Tränen und Schmerz.
Erster Jäger.
Recht so, da zeigt er ein eisernes Herz.
Bürger.
Die Großmutter wird für Kummer sterben.
Zweiter Jäger.
Desto besser, so kann er sie gleich beerben.
Wachtmeister (tritt gravitätisch herzu, dem Rekruten die Hand auf die
Blechhaube legend).
Sieht Er! das hat Er wohl erwogen.
Einen neuen Menschen hat Er
angezogen,
Mit dem Helm da und Wehrgehäng'
Schließt Er sich an
eine würdige Meng'.
Muß ein fürnehmer Geist jetzt in Ihn fahren--
Erster Jäger.
Muß besonders das Geld nicht sparen.
Wachtmeister.

Auf der Fortuna ihrem Schiff
Ist Er zu segeln im Begriff;
Die
Weltkugel liegt vor Ihm offen,
Wer nichts waget, der darf nichts
hoffen.
Es treibt sich der Bürgersmann, träg und dumm,
Wie des
Färbers Gaul, nur im Ring herum.
Aus dem Soldaten kann alles
werden,
Denn Krieg ist jetzt die Losung auf Erden.
Seh' Er mal
mich an ! In diesem Rock
Führ ich , sieht Er, des Kaisers Stock.

Alles Weltregiment, muß er wissen,
Von dem Stock hat ausgehen
müssen;
Und das Zepter in Königs Hand
Ist ein Stock nur, das ist
bekannt.
Und wer's zum Korporal erst hat gebracht,
Der steht auf
der Leiter zur höchsten Macht,
Und so weit kann Er's auch noch
treiben.
Erster Jäger.
Wenn Er nur lesen kann und schreiben.
Wachtmeister.
Da will ich Ihm gleich ein Exempel geben,
Ich tät's vor kurzem selbst
erleben.
Da ist der Chef vom Dragonerkorps,
Heißt Buttler, wir
standen als Gemeine
Noch vor dreißig Jahren bei Köln am Rheine,

Jetzt nennt man ihn Generalmajor.
Das macht, er tät sich baß hervor,

Tät die Welt mit seinem Kriegsruhm füllen,
Doch meine
Verdienste, die blieben im stillen.
Ja, und der Friedländer selbst, sieht
Er,
Unser Hauptmann und hochgebietender Herr,
Der jetzt alles
vermag und kann,
War erst nur ein schlichter Edelmann,
Und weil
er der Kriegsgöttin sich vertraut,
Hat es sich diese Größ' erbaut,
Ist
nach dem Kaiser der nächste Mann,
Und wer weiß, was er noch
erreicht und ermißt,
(pfiffig)
Denn noch nicht aller Tage Abend ist.
Erster Jäger.
Ja, er fing's klein an und ist jetzt so groß,
Den zu Altdorf, im

Studentenkragen,
Trieb er's, mit Permiß zu sagen,
Ein wenig
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