Von Tripolis nach Alexandrien - 2. Band | Page 4

Gerhard Rohlfs
ist ?usserst thieram. Fast w?re man versucht anzunehmen, dass das nekropolenartige des ganzen Landes, denn wie Cyrenaica sich heute dem Besucher zeigt, kann man es als Eine grosse Todtenstadt bezeichnen, auch Einfluss auf die Leben suchenden Thiere gehabt habe. In den K��stenstrichen finden sich zwar ziemlich viel wilde Thiere, als Hasen, Kaninchen, Gazellen und die Vierf��ssler, welche im Allgemeinen am Nordrande von Afrika gefunden werden, aber in geringerem Maasse als in Tunis, Algerien und dem so wildreichen Marokko. Ausser der Hy?ne und dem Schakal sind reissende Thiere gar nicht vorhanden. Wildschweine finden sich in den Schluchten der Hochebene, aber auch in geringer Zahl. Ueberall st?sst man aber auf den Maulwurf, dessen Spuren man sogar weit nach S��den in der Ebene verfolgen kann. Die Vogelwelt ist ebenfalls sparsam und durch keine besonderen Arten vertreten. Schlangen und Scorpionen, Eidechsen und anderes Gew��rm sind dieselben, wie die auf dem Nordabhange des Atlas, in den s��dlichen Ebenen ist die Hornviper h?ufig. An den steilen Felsparthien des Hochlandes haben zahlreiche Bienenschw?rme in den H?hlungen ihre Nester angelegt, und wie im Alterthum bildet denn auch noch heute der Honig ein Hauptproduct des Landes. Ein von S��den kommendes Thier, die Heuschrecke, bildet auch in der Jetztzeit noch oft die grosse Landplage der Bewohner. Die meist so ber��hmten Pferde der Cyrenaica sind sehr heruntergekommen, was Form und Sch?nheit anbetrifft, Dauerhaftigkeit, Gelehrigkeit und Kraft ist ihnen aber auch jetzt noch eigen. Hauptreichthum der Bewohner machen die Rinder, Schafe[6] und Ziegenheerden aus, von denen nach Malta hin exportirt werden, Esel und Maulthiere hat man nur zum eigenen Bedarf und sie sind nicht besser, als die in den berberischen Staaten. Die s��dlichen Ebenen haben vorz��gliche Kameelz��chtereien, von denen auch nach Egypten hin exportirt werden.
Die Bewohner des Landes sind nomadisirende Araber. Jedenfalls sind Spuren der griechischen, ptolem?ischen und r?mischen Herrschaft nirgends zu erkennen, wie denn auch nach Vernichtung dieser Herrschaften ihre eigentlichen Unterthanen, Griechen und R?mer mit vernichtet wurden oder auswanderten. Die dann eindringenden libyschen V?lker sind von den Arabern absorbirt worden, wenigstens ist heute nichts mehr vom Libyerthum zu bemerken, die alles nivellisirende mohammedanische Religion hat zwischen Berbern und Arabern, die ohnedies ?usserlich sich so nahe stehen, jeden Unterschied aufgehoben. Der heutige Bewohner Cyrenaicas, der nur arabisch spricht (Mischmasch von maghrebinisch und ?gyptisch), ist mittlerer Gr?sse, mager, hat ein l?ngliches Gesicht, in der Jugend mit vollen Backen, fallen sie im Alter sehr ein und die Backenknochen treten stark hervor, stechende schwarze Augen von buschigen Brauen ��berw?lbt, eine starkgebogene, lange Nase, verh?ltnissm?ssig grosser Mund und spitzes Kinn sind die allgemeinsten Gesichtsz��ge. Der Bart ist sp?rlich, Haupthaar lang und schwarz. Die Frauen, welche wie ��berall da, wo sie eine untergeordnete Stellung zum Manne einnehmen, auch k?rperlich unverh?ltnissm?ssig klein sind, haben in der Jugend volle und h��bsche Formen, und eben das Volle rundet denn auch die scharfen Gesichtsz��ge ab, die im Alter aber ebenso markirt wie beim Manne hervortreten, ohne dass die tausend Falten der Haut im Stande sind, die scharf vorspringenden Knochenparthien zu verdecken. Die Nase ist bei den Frauen mehr gerade als gebogen.
M?nner und Frauen lieben es, sich mit Antimon zu zeichnen; machen allerlei bunte Figuren aufs Gesicht, Brust, Arme und H?nde. Die Frauen f?rben auch die Unterlippe schwarz, umr?ndern die Augen mit Koh?l und f?rben die N?gel roth. Ihre Kleidung ist die der ��brigen nomadisirenden V?lker Nordafrikas und keine Frau, mit Ausnahme der St?dterinnen, geht verschleiert. In der ��brigen Lebensweise ist auch kein Unterschied, Basina, diese Gerstenpolenta, mit stark gepfefferter Sauce bildet ebenfalls das Nationalgericht. Auch hier haben die Nomaden gar keinen Fortschritt gemacht, wie zur Zeit der Rebecca geht noch heute das Weib mit dem Kruge zum Brunnen, um Wasser zu sch?pfen, wie zur Zeit Abrahams pfl��gt der Mann noch mit demselben Pfluge, ohne dass er sich M��he gegeben h?tte, einen besseren kennen zu lernen. Auf dem Boden hockend essen heute noch alle mit den Fingern aus Einer Sch��ssel, wie Jesus Christus mit seinen J��ngern. Etwas haben die Snussi indess f��r gute Sitte durch strengere Beobachtungen der mohammedanischen Vorschriften gesorgt. Fr��her z.B. war es bei einigen St?mmen Sitte, dass ein verheiratheter Mann einem Fremden seine Frau anbot, heute w��rde man vergeblich in ganz Cyrenaica eine Tribus suchen, wo eine solche Unsitte herrschte. Aber Lesen und Schreiben ist nirgends bekannt, wie denn ��berhaupt auf dem Lande nirgends eine Medressa oder Schule besteht, und auch die Sauya, welche die Snussi angelegt haben, keine Schulen unterhalten.
Nach ziemlich sicheren Absch?tzungen, vom franz?sischen Consulate in Bengasi mitgetheilt, stellen die Gesammtst?mme von der grossen Syrte an gerechnet (M��ndung des Fareg) bis zur ?gyptischen Grenze 72,000 bewaffnete Fussg?nger und 3500 Cavaliere, danach k?nnte man die Gesammtbev?lkerung von Cyrenaica auf circa 302,000 Einwohner anschlagen. Hiervon bilden die Auergehr den bedeutendsten Stamm, ihre verschiedenen Sippen stellen mehr als 10,000 Fussg?nger und fast 1000 Reiter, die Brassa z?hlen mit 3500 Fussg?nger und 500 Cavalieren, die Abidat mit 5890 Fussg?nger und
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