sch?ne, sonnige Bergluft herein. Dort konnte man meistens eine noch kr?ftig aussehende Frau sitzen sehen, mit sch?nem, wei?em Haar, das sie sehr ordentlich unter das schwarze H?ubchen zurückgestrichen hatte. Sie flickte gew?hnlich an einem M?nnerhemd aus grobem, festem Stoff, das aber immer sauber gewaschen war. Die Frau selbst sah auch in ihrem einfachen Gewand so adrett und reinlich aus, als w?re noch nie etwas Unsauberes an sie herangekommen. Es war Frau Vizenze, die Mutter des jungen Sennen, des fr?hlichen Franz Anton mit den kr?ftigen Armen. Der machte den Sommer über in der oberen Sennhütte seine K?se, und erst im Sp?therbst zog er wieder zur Mutter herunter, um den Winter bei ihr zu verbringen. Denn dann butterte er in der unteren Sennhütte, die ganz nahe lag. Da über den rei?enden Schwemmebach kein Steg führte, waren die zwei H?uschen ganz getrennt. Und Frau Vizenze kannte Leute, die viel weiter weg wohnten, besser, als diese Nachbarn über dem Bach, zu denen sie nur etwa einmal am Tag stumm hinüberschaute. Gew?hnlich schüttelte sie dann in bedenklicher Weise den Kopf, wenn sie die schwarzen Gesichter und schmutzigen Fetzen drüben an den Kindern sah. Sie schaute aber nicht oft hinüber, denn der Anblick gefiel ihr nicht. Lieber betrachtete sie, wenn das Feierabendstündchen kam, ihre roten Nelken auf der Galerie oder sie schaute über den grünen, sonnigen Abhang hinunter, der vor ihrem H?uschen zum Tal hinabstieg.
Die verwilderten Kinder über dem Bach geh?rten dem H?lmli-Sepp, wie er genannt wurde, der seine Arbeit au?er Haus beim Holzf?llen oder Heumachen suchte. Au?erdem trug er auch Lasten den Berg hinauf. So war er meistens unten im Tal oder auf den Wegen in der Umgebung. Die Frau hatte genug daheim zu tun. Aber sie schien anzunehmen, so viele kleine Kinder k?nne man nicht in Ordnung halten, und sp?ter würde es dann von selbst besser. So lie? sie alles gehn, wie es ging. Und in der sch?nen, reinen Luft blieben sie auch alle gesund und munter und lie?en sich's, auf dem Grasboden herumrutschend und krabbelnd, wohl sein. Zur Sommerzeit waren die vier Gr??eren den ganzen Tag drau?en, um die Kühe zu hüten. Denn da geht es nicht zu wie auf den Hochalmen, wo die ganze Herde zusammen weidet und nur von einem oder zwei Hirten bewacht wird. Die Leute vom Berghang schickten ihre Kühe auf das umliegende Weideland hinaus und mu?ten sie hüten lassen. Das ist immer eine lustige Zeit für die Buben und M?dchen, die sich dort zu jeder Tageszeit zusammenfinden und allerlei fr?hliche Sachen miteinander unternehmen. Manchmal waren die Kinder auch weiter unten im Tal bei der Kartoffelernte, oder sie verrichteten andere leichtere Arbeiten auf den Feldern. So verdienten sie dann den ganzen Sommer über ihren Unterhalt und brachten noch manches Geldstück nach Hause, das die Mutter gut brauchen konnte. Sie hatte ja immer noch die vier Kleinen zu ern?hren und für alle acht die Kleider zu beschaffen. Wenn diese auch noch so einfach waren, ein Hemdlein mu?te doch jedes haben und die vier Gro?en noch ein Stück dazu. Eine Kuh hatte der H?lmli-Sepp auch nicht, wie fast alle Bauern um ihn herum eine besa?en, wenn sie auch noch so wenig Land dazu hatten.
H?lmli-Sepp hie? der Mann deshalb, weil die Halme auf seinem Besitztum nicht dick genug waren, um eine Kuh zu erhalten. Er hatte nur eine Gei? und ein Stück Kartoffelland, damit mu?te die Frau mit den vier Kleinen den Sommer über auskommen und auch hier und da noch eines der Gr??eren speisen, wenn es drau?en keine Arbeit fand. Der Vater kam im Winter wohl dann und wann heim, aber er brachte wenig mit, denn sein H?uschen und Acker waren so verschuldet, da? er das ganze Jahr über etwas abzuzahlen hatte. Sobald er nur wieder ein wenig Lohn behalten konnte, kam einer, dem er etwas schuldig war und nahm ihm weg, soviel er fand.
So mu?te die Frau mit den Kindern oft hungern. Sie selbst konnte keine Ordnung im Haus halten, und die Arbeit ging ihr nie so recht von der Hand. Sie konnte auch manchmal eine ganze Zeitlang auf der verfallenen, kleinen Galerie stehenbleiben. Anstatt zu arbeiten, schaute sie über den Bach zu dem schmucken H?uschen der Sennerin hinüber, dessen Scheiben in der Sonne gl?nzten. Dann sagte sie ?rgerlich vor sich hin: "Ja, die dort kann schon putzen und alles sauberhalten, die hat sonst nichts zu tun, aber unsereiner." Dann ging sie wieder ?rgerlich in die dumpfe, trostlose Stube zurück, und an dem, der ihr zuerst in den Weg kam, lie? sie den ?rger aus.
Das traf nun meistens einen Buben von zehn oder elf Jahren, der nicht ihr eigener war, aber schon seit seiner Geburt im H?uschen vom H?lmli-Sepp wohnte. Dieser kleine Bursche, von jedermann nur 'der dumme This' genannt, sah so mager und dürftig aus, da? man ihn kaum für achtj?hrig gehalten h?tte. Er schaute auch so scheu und
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