Die Menge wei? nichts von der Tiefe der Demut, die ein einzelner empfindet, der sich ganz zu erkennen strebt.
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Luther spricht einmal von 'b?sen Gedanken', deren Kommen man nicht hindern k?nne, aber die es gelte, vor der Schwelle bleiben zu lassen. Der Satz (dessen sch?ner kr?ftiger Wortlaut mir im Augenblick leider nicht gegenw?rtig) ist mir oft im Leben ein Trost gewesen; denn ich habe von früh auf, d.h. wohl etwa von meinem 14. Jahr an, daran gelitten, da? in der Reihe meiner Assoziationen pl?tzlich zuweilen ein 'h??licher Gedanke', eine h??liche Vorstellung auftauchte, die ich sofort als solche erkannte, ohne indes die Macht zu besitzen, ihr auszuweichen, ja ihr Wiedererscheinen zu hindern.
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Es w?re vielleicht der richtige Augenblick, ein Tagebuch zu beginnen. Drau?en regnet es ununterbrochen seit neun Stunden und bringt mir meine Einsamkeit erdrückend zum Bewu?tsein. Heute Nachmittag durchfuhr es mich: wenn ich meine Gedanken und mein Schaffen nicht h?tte, wie würde ich dann wohl solch ein Krankenleben ertragen k?nnen. Und ich bin krank, wenn ich es auch fortw?hrend wieder vergesse und mitten in meiner Krankheit Stunden, Tage, Wochen vollkommener Gesundheit durchlebe, Zeiten voll herrlichsten Blühens, in denen der Zerfall in mir gleichsam überblüht, hinweggesiegt wird von einem Frühling, der Herbst und Winter des Leibes nicht anerkennt, der die Ordnung der Natur vergewaltigt und, als unüberwindliche immer wieder auferstehende Lebenskraft mich über mich selbst hinwegretten zu wollen scheint. Aber dann kommt ein Sp?tnachmittag mit seiner gef?hrlichen Mu?e, dann kommt ein nasser, trübseliger Tag wie dieser, und mit dem Vergessen dessen, 'was ist', ist es vorbei. Ich sehe ihn vor mir, meinen treusten Begleiter und Verfolger, den seltsamsten Kauz der Welt. Seine Besch?ftigung besteht seit zehn, seit vierzehn Jahren darin, mich mit einer feinen Federpose in der Luftr?hre zu reizen, gleich als wünschte er auf Erden nichts, als immer von neuem, Stunde um Stunde, Tag um Tag, Jahr um Jahr meine Stimme zu h?ren, lediglich die Stimme, unartikuliert, tierisch, ohne Form, ohne Inhalt, wie er denn wohl auch selbst nur ein tierischer Geist sein mag, ein Gespenst ohne Hirn, nichts als fixe Idee von oben bis unten und ich sein einziges Ziel, sein einziger Lebenszweck.
Es berührt mich eigentümlich, wenn meine Freunde künftige Pl?ne vor mir ausbreiten. Die einen denken sich ein kleines Haus für mich aus in ihrer Nachbarschaft, die andern wollen mich wei? Gott wohin haben. Vielleicht, vielleicht. Aber ich gebe mir h?chstens noch zehn Jahre. Und diese zehn Jahre haben ihre Bestimmung, und die ist kaum: Nachbar zu werden und Besuchsreisen zu machen. Am meisten schmerzt mich, was ich von dichterischen M?glichkeiten alles fallen lassen mu?. Zum Drama werde ich nie gelangen, ich habe von Natur nicht das Zeug dazu und mich auf Drama hinzudisziplinieren, dazu fehlt, wie gesagt, Zeit und dann auch Energie. Mein Widerwille n?mlich gegen richtiges, zusammenh?ngendes 'Schreiben' ist allzu gro?. Daran wird auch mein Roman scheitern. Ich bin Gelegenheitsdichter und nichts weiter.
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Ihr wollt meinen Platz wissen? überall, wo gek?mpft wird.
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Meine Methode, ein Wort durch den Gestus zu finden.
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Niemand war und ist mir eine empfindlichere Gei?el als der richterlich geartete Mitmensch. Er ist für mich der personifizierte b?se Blick. Vor ihm erschrickt alles Lebendige in mir so tief, als h?tte der Tod selbst es gestreift. So mag eine Pflanze aufh?ren zu wachsen, wenn sie ein schlimmer Zauberer anhaucht. Sie will gern von Wind, Regen und K?lte vernichtet werden, und wenn sie jemand zertritt, so wird sie es als etwas Natürliches hinnehmen, aber sich bei lebendigem Leibe von einem andern lebenden Wesen schlechtweg in Frage stellen, verneinen, für unf?hig, für einen Irrtum erkl?ren lassen zu müssen und das nicht etwa unter einem Feuer von Leidenschaft, sondern kalt, vorbedacht -- das ist unertr?glich.
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Dieser Ofen k?nnte mich veranlassen, zu bleiben. Er ist aus l?nglichen Kacheln gebaut, die ein von allerzartestem Lila umrahmtes milchwei?es Ornament zeigen, und von sch?nen Verh?ltnissen. Wenn die Menschen mehr bed?chten, wie viel Glück von einem einfachen Gegenstand ausgehen kann, wenn sich nur ein reiner Geschmack in ihm ausdrückt, würden sie unter den einfachsten Bedingungen viel dankbarer gegen ihr Leben sein dürfen. Ich kann nicht sagen, wie mich die ersten Architekturen des Südens (in Bozen) wieder bewegten. Ich glaube, ich werde von hier unaufhaltsam nach Italien hinabsinken -- und vielleicht blo? um seiner Bauwerke willen, die mir den Menschen erh?hen, wie der Mensch sich in ihnen erh?ht hat.
1907
Als Primaner versuchte ich zum ersten Mal zu einer lebendigen Vorstellung dessen zu gelangen, was wir des Alls Unendlichkeit nennen. Ich legte mich nachts auf einen fast horizontal gestellten Klappsessel in den Garten, und bemühte mich, über das rein Bildm??ige des Sternenhimmels hinaus in seine Wirklichkeit einzudringen. Es gelang mir so wohl, da? ich empfand: Jetzt noch eine Sekunde solcher Erdabwesenheit, ein einziger kleiner Schritt weiter und
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