ᘮShakespeare und die Bacon-Mythen
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Title: Shakespeare und die Bacon-Mythen
Author: Kuno Fischer
Release Date: October, 2004 [EBook #6736] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on January 20, 2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK SHAKESPEARE UND DIE BACON-MYTHEN ***
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SHAKESPEARE UND DIE BACON-MYTHEN.
Festvortrag
gehalten auf der General-Versammlung der deutschen Shakespeare- Gesellschaft zu Weimar am 23. April 1895
von
Kuno Fischer.
VORWORT
Dieser Vortrag ist gleich, nachdem er gehalten war, in der "Beilage zur Allgemeinen Zeitung", Nummer 105-107, ver?ffentlicht worden. Die mündliche Rede ist in der gedruckten wortgetreu wiedergegeben, aber diese enth?lt einige Ausführungen (darunter s?mmtliche unter dem Text befindliche Bemerkungen), die in jener um der Kürze willen weggeblieben sind.
Ich habe eine falsche Vorstellungsart darzuthun, zu erkl?ren und zu entkr?ften gehabt und diese Aufgabe mit v?lliger Sachlichkeit, ohne jede pers?nliche Polemik erfüllt, sogar in der mündlichen Rede geflissentlich keinen der Namen genannt, welche der deutschen Gegenwart angeh?ren.
Der jüngste und in gewissem Sinn gründlichste Vertreter der "Bacon- Theorie" hat am Schlusse seines Buchs erkl?rt, da? ich zwar ein rühmliches Werk über Bacon geschrieben, aber "ohne eine Ahnung zu haben, da? ?die Vermehrungen der Wissenschaften? im ?Shakespeare? zu finden sind". Durch ein solches Urteil durfte ich mich wohl herausgefordert fühlen, entweder diese "Ahnungen" mir anzueignen oder nachzuweisen, da? sie nichts sind als eitle Tr?umereien. Dies ist in einem der letzten Theile meines Vortrags geschehen.
Heidelberg, im Mai 1895.
K. F.
INHALT
I. Das Shakespeare-Geheimni? und der Shakespeare-Mythus
II. Das Bacon-Geheimni? 1. Der Beweis aus dem Mangel aller Beweise 2. Bacon und Shakespeare 3. Unparteiische Stimmen für und wider
III. Die erste Art der Bacon-Mythen 1. Bacon als Quelle des Northumberland-Manuscripts 2. Bacon als geheimni?voller Dichter. Das Sonett 3. Bacon als staatsgef?hrlicher Dichter 4. Bacon "unter anderem Namen"
IV. Bacon als Dramatischer Geschichtschreiber
V. Die zweite Art der Bacon-Mythen 1. Bacon als der Kaufmann von Venedig 2. Der Schlu? der drei Taugenichtse 3. Bacon als Othello 4. Bacon als Katharina von Aragonien, Wolsey und andere gefallene Gr??en
VI. Die dritte Art der Bacon-Mythen 1. Bacon als Verfasser des Promus 2. Der Promus als Quelle von Romeo und Julia 3. Die Vergleichung der Werke
VII. Bacons gro?e Geheimschrift: Mythus oder Humbug?
VIII. Der Gipfel der Bacon-Mythen 1. Bacon als philosophischer Dichter 2. Bacon als Erfinder des parabolischen Dramas 3. Der Anfang des ersten Hamlet-Monologs als das non plus ultra naturwissenschaftlicher Dichtung 4. Prospero und Pan
IX. Der Gipfel der Unkritik
X. Bacons Urtheil über Shakespeare 1. Bacon und das Theater seiner Zeit 2. Die Schule Bacons. Voltaire
XI. Die deutsche Shakespeare-Kritik 1. Lessing und Voltaire 2. Goethe 3. Goethe und Schiller
I. DAS SHAKESPEARE-GEHEIMNISS UND DER SHAKESPEARE-MYTHUS.
Als mir die ehrenvolle Aufforderung zu Theil wurde, in der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft zu Weimar am heutigen Tage die Festrede zu halten, war jüngst ein stattliches, bilderreiches, kostbares Werk erschienen, das unter den litterarischen Tagesereignissen viel von sich reden machte und, obwohl seitdem fast ein Jahr verflossen ist, doch in unserer raschlebigen Zeit noch keineswegs zu den Verschollenen geh?rt. Es trug die Aufschrift "Das Shakespeare-Geheimni?" und darunter das Brustbild eines Mannes, das allen Lesern sogleich das Geheimni? verkünden und zurufen sollte: "Ich bin es! So sah der Mann aus, der Romeo und Julia, Hamlet, Lear und Othello, Julius C?sar, Coriolan u. s. w. gedichtet hat!" Das Bild aber war der Kopf Bacons nach einem Portrait, welches ein niederl?ndischer Maler im Jahre 1618 von dem damaligen Gro?kanzler Englands gemalt hat. [Fu?note: Edwin Bormann. Das Shakespeare-Geheimni?. Leipzig, E. Bormanns Selbstverlag. 1894.]
Wie die Wahrheiten, so müssen auch die menschlichen Irrthümer, sobald sie einmal die ?ffentliche Bahn betreten haben, alle Stadien der Begründung durchlaufen, bis jene ihre Sache v?llig gewonnen, diese aber die ihrige v?llig verloren haben. Die sogenannte "Bacon-Theorie", n?mlich die Ansicht, da? der Verfasser der nach Shakespeare genannten weltberühmten Dichtungen nicht William Shakespeare, sondern Francis Bacon sei, blickt heute auf eine fast vierzigj?hrige litterarische Laufbahn zurück. Keine litterarische Controverse hat in der zweiten H?lfte dieses Jahrhunderts ein breiteres Aufsehen erregt und mehr Federn in Bewegung
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