Salambo
The Project Gutenberg EBook of Salambo, by Gustave Flaubert This
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Title: Salambo Ein Roman aus Alt-Karthago
Author: Gustave Flaubert
Translator: Artur Schurig
Release Date: June 6, 2005 [EBook #15995]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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Gutenberg-DE
Bibliothek der Romane
Vierzehnter Band
Salambo
Ein
Roman aus Alt-Karthago
von
Gustave Flaubert
Im Insel-Verlag zu Leipzig
Inhalt
1. Das Gelage
2. In Sikka
3. Salambo
4. Vor Karthagos Mauern
5. Tanit
6. Hanno
7. Hamilkar Barkas
8. Die Schlacht am Makar
9. Im Felde
10. Die Schlange
11. Im Zelte
12. Die Wasserleitung
13. Moloch
14. In der Säge
15. Matho
Anhang
I
Das Gelage
Es war in Megara, einer der Vorstädte von Karthago, in den Gärten
Hamilkars.
Die Söldner, die er in Sizilien befehligt hatte, feierten den Jahrestag der
Schlacht am Eryx durch ein großes Gelage. Da der Feldmarschall
abwesend und die Versammlung zahlreich war, schmauste und zechte
man auf das zwangloseste.
Die Offiziere hatten sich gestiefelt und gespornt in der Hauptallee
gelagert, unter einem goldbefransten Purpurzelt, das von der Stallmauer
bis zur untersten Schloßterrasse ausgespannt war. Die Scharen der
Gemeinen lagen weithin unter den Bäumen, durch die man zahlreiche
flachdachige Baracken, Winzerhäuschen, Scheunen, Speicher,
Backhäuser und Waffenschuppen schimmern sah, einen Elefantenhof,
Zwinger für die wilden Tiere und ein Sklavengefängnis.
Feigenbäume umstanden die Küchen. Ein Sykomorenhain endete an
einem Meere grüner Büsche, daraus rote Granatäpfel zwischen weißen
Baumwollenkotten leuchteten. Traubenschwere Weinreben strebten bis
in die Wipfel der Pinien. Unter Platanen glühte ein Rosenfeld. Hier und
da wiegten sich Lilien über dem Grase. Die Wege bedeckte schwarzer
Kies, mit rotem Korallenstaub vermischt. Von einem Ende zum andern
durchschnitt den Park eine hohe Zypressenallee, gleich einem
Säulengange grüner Obelisken.
Ganz im Hintergrunde leuchtete auf breitem Unterbau das Schloß mit
seinen vier terrassenartigen Stockwerken, aus numidischem,
gelbgesprenkeltem Marmor. Seine monumentale Freitreppe aus
Ebenholz, deren einzelne Stufen links und rechts mit den Schnäbeln
eroberter Schlachtschiffe geschmückt waren,--seine roten Türen, die je
ein schwarzes Kreuz vierteilte,--seine Fensteröffnungen, die im
untersten Stock Drahtgaze vor den Skorpionen schützte, während sie in
den oberen Reihen vergoldetes Gitter zeigten,--all diese wuchtige
Pracht dünkte die Soldaten so hoheitsvoll und unnahbar wie Hamilkars
Antlitz.
Das Gelage fand auf Anordnung des Rates an diesem Orte statt. Die
Verwundeten, die im Eschmuntempel lagen, waren bei Morgengrauen
aufgebrochen und hatten sich an Krücken und Stöcken hergeschleppt.
Immer mehr Menschen trafen ein. Auf allen Wegen strömten sie herbei,
unaufhörlich, wie sich Bäche in einen See ergießen. Die
Küchensklaven liefen unter den Bäumen hin und her, hastig und
halbnackt. Klagend flohen von den Rasenplätzen die Gazellen. Die
Sonne ging unter. Der Zitronenbäume Duft machte den Dunst der
erhitzten Menschenmenge noch schwerer.
Alle Völker waren vertreten: Ligurer, Lusitanier, Balearier, Neger und
römische Überläufer. Neben der schwerfälligen dorischen Mundart
dröhnten, rasselnd wie Feldgeschütz, die Worte der Kelten, und die
klangvollen jonischen Endungen wurden von Wüstenlauten
verschlungen, rauh wie Schakalgeheul. Den Griechen erkannte man an
seiner schlanken Gestalt, den Ägypter an den hohen Schultern, den
Kantabrer an den feisten Waden. Karier schüttelten stolz die
Federbüsche ihrer Helme. Kappadokische Bogenschützen sah man, die
auf ihrem Körper Blumenarabesken trugen, mit Pflanzensäften
aufgemalt. Auch Lydier saßen beim Mahle, in Frauengewändern und
Pantoffeln, Gehänge in den Ohren. Andre hatten sich zum Schmucke
mit Zinnober angestrichen und sahen aus wie Statuen aus Korall.
Sie ruhten auf Kissen, hockten schmausend um große Schüsseln oder
lagen auf dem Bauche, die Ellbogen aufgestemmt, und zogen die
Fleischstücke zu sich heran, alle in der gemächlichen Haltung von
Löwen, die ihre Beute verzehren. Die zuletzt Gekommenen lehnten an
den Bäumen, blickten nach den niedrigen Tischen, die unter ihren
scharlachroten Decken halb verschwanden, und harrten, bis die Reihe
an sie kam.
Da Hamilkars Küchen nicht ausreichten, hatte der Rat Sklaven,
Geschirr und Liegebänke geschickt. In der Mitte des Gartens flammten
wie auf einem Schlachtfelde, wenn man die Toten verbrennt, große
helle Feuer, an denen Ochsen gebraten wurden. Brote, mit Anis
bestreut, lagen neben Käsen, größer und schwerer als Diskosscheiben.
Mischkrüge voll Wein und Wasser standen neben Körben aus
Goldfiligran, in denen Blumen dufteten. Die Freude, nun endlich nach
Belieben schwelgen zu können, weitete aller Augen. Hier und da
erklang bereits ein Lied.
Auf roten Tonschüsseln mit schwarzen Verzierungen trug man zuerst
Vögel in grüner Sauce auf, dann allerlei Muscheln, wie man sie an den
punischen Küsten aufliest, Suppen aus Weizen, Bohnen und Gerste,
und Schnecken, in Kümmel gekocht, auf Platten von Bernstein.
Dann wurden die Tische mit Fleischgerichten
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