Romeo und Julia | Page 8

William Shakespeare
und ehrlich; mit der Liebsten Namen Beschw?r ich ihn, blo? um ihn aufzurichten.
BENVOLIO Komm! Er verbarg sich unter jenen B?umen Und pflegt des Umgangs mit der feuchten Nacht. Die Lieb ist blind, das Dunkel ist ihr recht.
MERCUTIO Ist Liebe blind, so zielt sie freilich schlecht. Nun sitzt er wohl an einen Baum gelehnt Und w��nscht, sein Liebchen w?r die reife Frucht Und fiel ihm in den Scho?. Doch, gute Nacht, Freund Romeo! Ich will ins Federbett; Das Feldbett ist zum Schlafen mir zu kalt. Komm, gehn wir?
BENVOLIO Ja, es ist vergeblich, ihn Zu suchen, der nicht will gefunden sein.
(Beide ab.)

ZWEITE SZENE
(Capulets Garten)
(Romeo kommt.)
ROMEO Der Narben lacht, wer Wunden nie gef��hlt.
(Julia erscheint oben an einem Fenster.)
Doch still, was schimmert durch das Fenster dort? Es ist der Ost, und Julia die Sonne!-- Geh auf, du holde Sonn! Ert?te Lunen, Die neidisch ist und schon vor Grame bleich, Da? du viel sch?ner bist, obwohl ihr dienend. O da sie neidisch ist, so dien ihr nicht! Nur Toren gehn in ihrer blassen, kranken Vestalentracht einher; wirf du sie ab! Sie ist es, meine G?ttin, meine Liebe! O w��?te sie, da? sie es ist!-- Sie spricht, doch sagt sie nichts: was schadet das? Ihr Auge redt, ich will ihm Antwort geben.-- Ich bin zu k��hn, es redet nicht zu mir. Ein Paar der sch?nsten Stern am ganzen Himmel Wird ausgesandt und bittet Juliens Augen, In ihren Kreisen unterdes zu funkeln. Doch w?ren ihre Augen dort, die Sterne In ihrem Antlitz? W��rde nicht der Glanz Von ihren Wangen jene so besch?men Wie Sonnenlicht die Lampe? W��rd ihr Aug Aus luftgen H?hn sich nicht so hell ergie?en, Da? V?gel s?ngen, froh den Tag zu gr��?en? O wie sie auf die Hand die Wange lehnt! W?r ich der Handschuh doch auf dieser Hand Und k��?te diese Wange!
JULIA Weh mir!
ROMEO Horch! Sie spricht. O sprich noch einmal, holder Engel! Denn ��ber meinem Haupt erscheinest du Der Nacht so glorreich, wie ein Fl��gelbote Des Himmels dem erstaunten, ��ber sich Gekehrten Aug der Menschens?hne, die Sich r��cklings werfen, um ihm nachzuschaun, Wenn er dahin f?hrt auf den tr?gen Wolken Und auf der Luft gew?lbtem Busen schwebt.
JULIA O Romeo! Warum denn Romeo? Verleugne deinen Vater, deinen Namen! Willst du das nicht, schw?r dich zu meinem Liebsten, Und ich bin l?nger keine Capulet!
ROMEO (f��r sich.) H?r ich noch l?nger, oder soll ich reden?
JULIA Dein Nam ist nur mein Feind. Du bliebst du selbst, Und w?rst du auch kein Montague. Was ist Denn Montague? Es ist nicht Hand, nicht Fu?, Nicht Arm noch Antlitz, noch ein andrer Teil Von einem Menschen. Sei ein andrer Name! Was ist ein Name? Was uns Rose hei?t, Wie es auch hie?e, w��rde lieblich duften; So Romeo, wenn er auch anders hie?e, Er w��rde doch den k?stlichen Gehalt Bewahren, welcher sein ist ohne Titel. O Romeo, leg deinen Namen ab, Und f��r den Namen, der dein Selbst nicht ist, Nimm meines ganz!
ROMEO (indem er n?her hinzutritt.) Ich nehme dich beim Wort. Nenn Liebster mich, so bin ich neu getauft Und will hinfort nicht Romeo mehr sein.
JULIA Wer bist du, der du, von der Nacht beschirmt, Dich dr?ngst in meines Herzens Rat?
ROMEO Mit Namen Wei? ich dir nicht zu sagen, wer ich bin. Mein eigner Name, teure Heilge, wird, Weil er dein Feind ist, von mir selbst geha?t; H?tt ich ihn schriftlich, so zerriss' ich ihn.
JULIA Mein Ohr trank keine hundert Worte noch Von diesen Lippen, doch es kennt den Ton. Bist du nicht Romeo, ein Montague?
ROMEO Nein, Holde; keines, wenn dir eins mi?f?llt.
JULIA Wie kamst du her? O sag mir, und warum? Die Gartenmaur ist hoch, schwer zu erklimmen; Die St?tt ist Tod--bedenk nur, wer du bist--, Wenn einer meiner Vettern dich hier findet.
ROMEO Der Liebe leichte Schwingen trugen mich, Kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren; Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann, Drum hielten deine Vettern mich nicht auf.
JULIA Wenn sie dich sehn, sie werden dich ermorden.
ROMEO Ach, deine Augen drohn mir mehr Gefahr Als zwanzig ihrer Schwerter; blick du freundlich, So bin ich gegen ihren Ha? gest?hlt.
JULIA Ich wollt um alles nicht, da? sie dich s?hn.
ROMEO Vor ihnen h��llt mich Nacht in ihren Mantel. Liebst du mich nicht, so la? sie nur mich finden; Durch ihren Ha? zu sterben w?r mir besser Als ohne deine Liebe Lebensfrist.
JULIA Wer zeigte dir den Weg zu diesem Ort?
ROMEO Die Liebe, die zuerst mich forschen hie?; Sie lieh mir Rat, ich lieh ihr meine Augen. Ich bin kein Steuermann, doch w?rst du fern Wie Ufer, von dem fernsten Meer besp��lt, Ich wagte mich nach solchem Kleinod hin.
JULIA Du wei?t, die Nacht verschleiert mein Gesicht, Sonst f?rbte M?dchenr?te meine Wangen Um das, was du vorhin mich sagen h?rtest. Gern hielt ich streng auf Sitte, m?chte gern Verleugnen, was ich sprach; doch weg mit Form! Sag, liebst du mich? Ich wei?, du
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