wer bist du? meine Arme?Haben einen Schatz gehoben;?O, wer sind wir, die sich fanden??Sprich, wo wir uns einst verloren?"
Also ward in sü?en Fragen?Ihrer Arme Bund erschlossen,?Der mit heimlichen Gewalten?Ihrer Seele Bund geschlossen.
"Da ich früh heut am Altare?Einen Rosenkranz geflochten,?Fühlte ich in dem Gesange,?Liebe, mich an dich verloren.
Durch die Rosen meines Kranzes?Und durch meines Blutes Rosen,?Die in Lieb und Andacht wachsen,?Flocht ich deine T?ne golden!" --
"Da ich dich gesehn beim Mahle?Mit dem Knaben, Lamm und Vogel,?Fühlte ich ein tief Erbarmen,?Da? ich hier so einsam wohne.
Wie ein Himmelsglanz die Kammer?Heilgen M?chen in Visionen?Füllet, also füllte strahlend?Mich Verlangen, Lieb und Hoffen!"
Um sich blicket Rosablanke,?Sieht das Stübchen wohl geordnet,?Spiegelblank sind Stuhl und Tafel,?Schrank und Wand von edlem Holze.
Reicher Stoff in reichen Falten?Schwebet um der Fenster Bogen,?Und ein Bilderteppich spannet?Augerquickend sich am Boden.
Und wo es erwünscht, da ragen?An den W?nden, halb erhoben,?Kunstgebildete Gestalten:?Mensch und Vase sch?n geformet.
Marmor, Glas und Alabaster,?Erze, Silber, Gold und Bronze,?Die Metalle und Kristalle?Sprechen, was der Meister wollte.
"Reich ist, Jungfrau, wohl dein Vater,?Der dir all dies Gut erworben??Solchen Reichtum zu betrachten,?Ist mir füher nie geworden." --
"Nur der Welt geh?rt dies alles,"?Spricht Biondetta, "aber folge?Jetzt mir auch zum eigenen Schatze,?Den ich selber mir erworben.
Trete in die enge Kammer,?Sieh mein Bett von trocknem Moose,?Wo ich mit dem Licht erwache,?Mit der Schwalbe Gott zu loben.
Vor dem Fenster schwebt ein Garten?Auf der alten Mauerkrone,?Wo zwei sü?e Nachtigallen?Meine Lieder wiederholen.
Aber deine Augen fragen,?Was das Tüchlein dort verborgen?über meinem Betstuhl halte:?Sieh, das Bildnis einer Nonne.
Schlecht ist nur das Bild gemalet,?Doch in seinen Zügen wohnet?Strenge, die mich liebreich strafet,?Liebe, die mich ernsthaft lobet.
Heiliger als alles, alles,?Ist mir dieses Bild geworden,?Seinen Linnenvorhang achte?H?her ich, als sei er golden.
Aber über deine Wangen?Seh ich sanfte Tr?nen rollen?"?"Kann ich," saget Rosablanke,?"Vor dem Bild nicht weinen wollen?
Denn ich seh auf seinen Wangen?Blasser Lilien Kelch erschlossen,?Der von Tr?nen bittren Grames?Bis zum Tode überflossen.
Wer hat dir das Bild gemalet,?Wer hat dir das Tuch gesponnen,?Da? sie lieb dir über alles?Und mir auch so lieb geworden?" --
"Was ich wei?, sollst du erfahren,"?Spricht Biondetta, "doch zu sorgen?Bleibt mir vieles noch heut Abend;?Ich mu? meinen Putz noch ordnen;
Mu? noch stimmen Leir und Harfe?Und die Lieder wiederholen,?Denn schon mahnet mich der Schatten?Meiner Uhr dort an der Sonne."
Schüchtern fraget Rosablanke:?"Hohe G?ste hat entboten?Wohl dein Vater für heut Abend,?Die so reichen Putz erfordern?" --
"Alles das will ich dir sagen,"?Spricht Biondetta, "doch nun folge?Mir zu meinem Kleiderschranke,?Hilf mir die Gewande ordnen."
Vor den Blicken Rosablankens?Stehn die blanken Türen offen:?Ach die seltsamen Gewande?Und die bunten, reichen Stoffe,
Und die sch?nen Blumen, wankend?Bei den Sternen silbern, golden,?Wie die zarten Federn schwanken # schwonken?Um die leichten, duftgen Flore,
Wie die Diamanten strahlen?Lachend in rotgoldnen Kronen,?Wie die Perlenschnüre fallen?Weinend durch des Purpurs Wogen.
Und in blanken Silberpanzern?Spiegeln dunkle Seidenrosen,?Windend sich um Schwert und Lanze?Aus des Goldhelms stolzem Scho?e.
Muschelhut und Pilgerflasche?H?ngt am sarazenschen Bogen,?Falsche Stern und Monde prangen?Auf des Turbans üppgen Wolken.
Flitterschuhe und Sandalen,?Bei Kothurn und Goldpantoffeln?Und gespornten Schienen, paaren?Traulich unten sich am Boden.
"Reich ist, Jungfrau, wohl dein Vater,?Der dir all dies Gut erworben?" --?"Nur der Welt geh?rt dies alles,?Ich bin freier Künste Tochter.
Mu? auf offner Bühne tanzen,?Bin zur Lust der Welt erzogen;?Heute sind es nun sechs Jahre,?Da? ich sang die erste Rolle.
Heute sind es zwanzig Jahre,?Da? ich bin gefunden worden?Als ein Kindlein am Altare,?Wo du früh den Kranz geflochten.
Findelkind Mariens nannte?Mich die T?nzrin, die hier wohnte,?Ihr verdank ich Sang und Harfe,?Sie ist meine Mutter worden.
Was mit Staunen du betrachtest,?Ist das Gut, das sie erworben?Und mir gütig hat gelassen,?Als ich sie im Tod verloren.
Da zur Jungfrau ich erwachsen,?übernahm ich ihre Rollen,?Und sie hat vom offnen Wandel?Sich zu Gott zurückgezogen.
In dem Kloster zu Sankt Claren?Ward sie endlich aufgenommen.?Und im heilgen Kleid begraben?Als ein Mitglied jenes Ordens.
Sterbend hat sie mir gestanden,?Da? ich ihre Findeltochter,?Und mir Zeit und Ort gesaget,?Da ich bin gefunden worden,
In dem Tüchlein eingeschlagen,?Mit dem Bilde jener Nonne,?Und dem Ringlein, das ich trage,?Am Altare bei dem Bronnen.
Heute sind es zwanzig Jahre;?Freitag nachts, als aus der Oper?Einsam sie nach Haus gegangen,?Nahm sie auf mich von dem Boden.
Hat mit mir sich in der Kammer?Mutterheimlich eingeschlossen,?Und von den gemalten Wangen?Liebestr?nen auf mich flossen.
Da sie sterbend mir dies sagte,?Fragt ich: wer hat mich geboren??Doch sie konnte mirs nicht sagen,?Ihre Lippe war verschlossen.
Ihre Blicke, aufgeschlagen,?Sahen nach dem Bild der Nonne,?Und auf ihre bleichen Wangen?Kalte Tr?nen niederflossen,
Die noch traurig darauf standen?Als ich ihr das Aug geschlossen;?Und so sind mit ihr mir Armen?Beide Mütter mir gestorben:
Die mich hilflos mu?te lassen?Als sie mich zum Lichte geboren,?Die mich treu in ihre Arme?Als ein Kind hat aufgenommen.
Heute nun zum letzten Male?Will ich tanzen in der Oper,?Will ich meine Wangen malen?Meiner Lehrerin zum Lobe,
In der Künste bunter Flamme?Ihrem Leben noch dies Opfer,?Und dann fromm die jungen Tage?Opfern ihrem selgen Tode."
Alles h?ret Rosablanke,?Dinge, die sie nie vernommen,?über manches m?cht sie fragen,?Stünd der Schrank nicht vor ihr offen.
Lange steht sie vor den Masken,?Wie umgafft von fremden Volke;?Kindisch wagt sie nicht zu fragen,?Wer die Augen ausgestochen.
Doch fragt sie bei Armors Larve,?Der ein Band von leichtem Flore?Um die
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