Romanzen vom Rosenkranz | Page 4

Clemens Brentano
auch zu dem Bache wandelt?Rosablanka, w?hrend Kosme?Betend liegt; mit kühlem Wasser?Netzt sie Wange, Brust und Locke,
Ihre Stimme noch umfangen?Von des Traumes Nebelkrone,?Und die Augen scheu umflattert?Von der Sonnenbilder Flocken.
Doch des Wassers Spiegel mahnet?Zu dem frommen Wunsch die Fromme:?"K?nnte alle Schuld ich zahlen?Mit der goldnen Flut der Locken!"
Ihre Worte h?rt der Alte,?Und spricht zu ihr: "Fromme Tochter,?Sei gesegnet an dem Tage,?Da du bist zum Licht geboren!
Aber bleich sind deine Wangen,?Und die Augen trüb umfloret?" --?"Vater, schwere Tr?ume brachte?Diesen Morgen mir Aurore.
überm Haupte bang gespannet?Schwankt und droht des Traumes Bogen,?Den zerbrochen mir die Schwalbe,?Niedertr?ufelnd einen Tropfen." --
"War es Feuer, war es Wasser,?Rosablanka, was dir drohte??War erwühlet dir der Garten??Bebte unter dir der Boden?" --
"Ja, es waren Tr?nen, Vater,?Und es war die Glut der Rosen,?Und um g?ttliches Erbarmen?Ward erwühlt des Gartens Boden." --
"Wehe! wehe! Rosablanka,?Der gewühlet in dem Boden,?Fand er g?ttliches Erbarmen?Oder blieb sein Werk verloren?" --
"Er ging unter still ermahnend,?über ihm ist aufgeschossen?Eine bunte, sch?ne Schlange,?Dringend hin nach meinen Rosen."
"Wehe! wehe! Rosablanka,?Gabst du hin die heilgen Rosen??Hat die bunte, sch?ne Schlange?Dich mit bunter Luft betrogen?"
"Von dem Himmeln kam gegangen?Die den Heiland hat geboren;?Sie zertrat das Haupt der Schlange?Und ich gab ihr hin die Rosen." --
"Sei gesegnet, Rosablanke,?Für die Worte voller Trostes!?Da? sich mein der Herr erbarme?Mag ich nun in Demut hoffen." --
Tiefbeweglich sprach der Alte,?Und es wagte nicht die Fromme?Nach der Rede Sinn zu fragen,?Sie sah schüchtern an den Boden.
Aber zu der Hütte wandeln?Beide nun, und Vater Kosme?Spricht: "Nun gehe zu dem Garten,?Fülle deinen Scho? mit Rosen,
W?hrend ich die Honigwaben?Und das Wachs, das diese Woche?Ich zu Kerzen zog und malte,?Dir in deinen Korb geordnet.
Nach Bologna mu?t du wandern,?Eh noch h?her steigt die Sonne,?Dort verkaufe deine Ware?Bei den schwarz und wei?en Nonnen.
Zwanzig Soldi nur an barem?Gelde nehme ich vom Kloster;?Was dir bleibt von deinem Wachse,?Tausche ein um wei?e Brote.
Bringe mir auch Purpurfarbe,?Einen Gran geriebnen Goldes,?Und Ultramarin zwei Asse?Aus dem Kram am r?mschen Tore.
In dem Kloster zu Sankt Claren?Gibt dem Me?ner zwanzig Soldi,?Da? er morgen, eh es taget?Eine Seelenmesse ordne.
Morgen sind es zwanzig Jahre?Da? die Mutter dir gestorben.?Herr, dich ihrer Seel' erbarme?Durch die Mutter deines Sohnes!
Ew'ge Ruhe gibt den Armen,?Die der Erde Scho? bewohnen." --?Amen! betet Rosablanke,?Und geht weinend nach den Rosen.
Da sie kehret, hat der Alte?Ihr den Korb schon wohlgeordnet,?Drüberhin ein Tuch gespannet,?Darauf gie?t sie aus die Rosen.
"Was dir bleibet, Rosablanke,?Gib den Armen oder opfre;?Gehe in Gottes Namen." --?Und sie gehet mit dem Korbe.
Kosme schlie?t das Tor des Gartens?Und der Hütte kleine Pforte,?Riegelt ein sich in der Kammer,?W?re gern allein verschlossen.
Aber nicht am Tor des Gartens,?Nicht an seiner Hütte Pforte,?Noch der Kammer, h?rt den Hammer?Er des strengen Gl?ubgers pochen.
In den Bu?en wohnt der Mahner?Alter Sünde, und die Rose?Mahnt am Fenster, und die Schwalbe,?Seiner Armut Gast, mahnt Kosme.
Und die fromme Rosablanke,?Die mit goldner Flut der Locken?M?chte alle Schuld bezahlen,?Ist der strengste Gl?ubger Kosmes.
Zu der Hütte letzter Kammer?Schleichet bang der alte Kosme,?Dort h?lt er den Schatz des Jammers?Sich im festen Schrank verschlossen.
Eine Locke blonder Haare,?Die Gewande einer Nonne?Nimmt er weinend aus dem Kasten,?Und dann eine schwere Rolle.
Er befestigt sie am Rande,?Und es rollet zu dem Boden?Ein Gem?lde, das der Maler?Unvollendet, halb entworfen.
Unten auf dem Meer der Schatten?Schwankt, umwogt von dunklen Wolken,?Ohne Steuer, ohne Flagge,?Bleich der Kahn des halben Mondes.
An den Seiten aufw?rts wallen?Opfers?ulen grauer Wolken,?Die den Regenbogen tragen,?Des Triumphes Friedenspforte.
Um des Tores Bogen ranken?Engel sich, aus rotem Golde,?Und von ihren H?nden fallen?Purpurrote Morgenrosen.
Wo sie zu dem Monde fallen?Scheinet er von blankem Golde?Eine Sichel, die am Abend?Rosen streute für Auroren.
Aber n?chtlich hat die Schlange?Um die Sichel sich gerollet.?O erscheine, Herr des Gartens,?Tritt den Lügner an den Boden!
Denn inmitten dieser Tafel?Ist noch kaum ein Strich gezogen,?Gleich des Blinden Auge starret,?Gott erharrend, hin der Bogen.
J?hrlich nur an diesem Tage?Weint vor dem Gewand der Nonne?Und der Locke goldner Haare,?Bü?t vor diesem Bilde Kosme.
Wie, an heilgen Jahrestagen?Nur, die Kirche die Kleinode,?Die Reliquien des Schatzes?Auftut, zu der Frommen Troste,
So auch liegt der Schatz des Jammers?J?hrlich vor dem Bü?er offen?Da geboren Rosablanke,?Da die Mutter ihr gestorben.
Die in schwerer Schuld empfangen,?Die in schwerer Schuld gestorben,?Und es ist der Sünde Vater?Rosablankas Vater Kosme.
Bis in tiefer Reue Flammen?Der Verzweiflung Erz geschmolzen,?Weinet Kosme in der Kammer?Vor dem Bild und Kleid der Nonne.
Und als in des Bü?ens Asche,?Wie der Blick geschmolznen Goldes,?Hoffnung ihm entgegenlachet,?Geht bereiten er das Opfer.
Er gie?t aus gebleichtem Wachse,?Das im Mittagsstrahl zerflossen,?Eine hohe Totenfackel,?Einer Schlange gleich geformet.
Malt sie an mit bunten Farben,?Schmückt sie auch mit Punkten Goldes;?Brennen soll sie am Altare?Bei der Totenmesse morgen.
Und so hat er still gemalet,?Bis zum Garten ging des Mondes?Blanke Sichel, und des Abends?Rosen streute für Auroren.
? Romanze III: Meliore und Apone
Ruhig steht mit seinem Buche?Schon Meliore auf der Stra?e,?Vor dem Haus der hohen Schule?auf die Mitgenossen harrend.
Er bedenkt die tiefsten Punkte,?Die Apone vorgetragen,?Wünscht ihm eine leichtre Zunge?Und sich sch?rfere Gedanken.
Da? die Welt aus Gott entsprungen,?Und doch nicht von ihm erschaffen;?Da? Gott sei im Mittelpunkte,?Wo auch nichts sei und doch alles --
Dieses scheint ihm h?chstens dunkel;?Aber da er Apo fragte,?Sprach der
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