Roemische Elegien | Page 4

Johann Wolfgang von Goethe
gibt Stoff zu Ges?ngen, Ach, und raubt mir die Zeit, Kraft und Besinnung zugleich;?Blick und H?ndedruck, und Küsse, gemütliche Worte,?Silben k?stlichen Sinns wechselt ein liebendes Paar.?Da wird Lispeln Geschw?tz, wird Stottern liebliche Rede:?Solch ein Hymnus verhallt ohne prosodisches Ma?.?Dich, Aurora, wie kannt ich dich sonst als Freundin der Musen! Hat, Aurora, dich auch Amor, der lose, verführt??Du erscheinest mir nun als seine Freundin und weckest?Mich an seinem Altar wieder zum festlichen Tag.?Find ich die Fülle der Locken an meinem Busen! das K?pfchen Ruhet und drücket den Arm, der sich dem Halse bequemt.?Welch ein freudig Erwachen, erhieltet ihr, ruhige Stunden,?Mir das Denkmal der Lust, die in den Schlaf uns gewiegt! -- Sie bewegt sich im Schlummer und sinkt auf die Breite des Lagers, Weggewendet; und doch l??t sie mir Hand noch in Hand.?Herzliche Liebe verbindet uns stets und treues Verlangen,?Und den Wechsel behielt nur die Begierde sich vor.?Einen Druck der Hand, ich sehe die himmlischen Augen?Wieder offen. -- O nein! La?t auf der Bildung mich ruhn!?Bleibt geschlossen! Ihr macht mich verwirrt und trunken, ihr raubet Mir den stillen Genu? reiner Betrachtung zu früh.?Diese Formen, wie gro?! Wie edel gewendet die Glieder!?Schlief Ariadne so sch?n: Theseus, du konntest entfliehn??Diesen Lippen ein einziger Ku?! O Theseus, nun scheide!?Blick ihr ins Auge! Sie wacht! -- Ewig nun h?lt sie dich fest.
14.
Zünde mir Licht an, Knabe! -- ?Noch ist es hell. Ihr verzehret ?l und Docht nur umsonst. Schlie?et die L?den doch nicht!?Hinter die H?user entwich, nicht hinter den Berg, uns die Sonne! Ein halb Stündchen noch w?hrts bis zum Gel?ute der Nacht!? -- Unglückseliger! Geh und gehorch! Mein M?dchen erwart ich.?Tr?ste mich, L?mpchen, indes, lieblicher Bote der Nacht!
15.
C?sarn w?r ich wohl nie zum fernen Britannien gefolget,?Florus h?tte mich leicht in die Popine geschleppt!?Denn mir bleiben weit mehr die Nebel des traurigen Nordens?Als ein gesch?ftiges Volk südlicher Fl?he verha?t.?Und noch sch?ner von heut an seid mir gegrü?et, ihr Schenken, Osterien, wie euch schicklich der R?mer benennt;?Denn ihr zeiget mir heute die Liebste, begleitet vom Oheim, Den die Gute so oft, mich zu besitzen, betrügt.?Hier stand unser Tisch, den Deutsche vertraulich umgaben;?Drüben suchte das Kind neben der Mutter den Platz,?Rückte vielmals die Bank und wu?t es artig zu machen,?Da? ich halb ihr Gesicht, v?llig den Nacken gewann.?Lauter sprach sie, als hier die R?merin pfleget, kredenzte, Blickte gewendet nach mir, go? und verfehlte das Glas.?Wein flo? über den Tisch, und sie, mit zierlichem Finger,?Zog auf dem h?lzernen Blatt Kreise der Feuchtigkeit hin.?Meinen Namen verschlang sie dem ihrigen; immer begierig?Schaut ich dem Fingerchen nach, und sie bemerkte mich wohl. Endlich zog sie behende das Zeichen der r?mischen Fünfe?Und ein Strichlein davor. Schnell, und sobald ichs gesehn,?Schlang sie Kreise durch Kreise, die Lettern und Ziffern zu l?schen; Aber die k?stliche Vier blieb mir ins Auge gepr?gt.?Stumm war ich sitzen geblieben und bi? die glühende Lippe,?Halb aus Schalkheit und Lust, halb aus Begierde, mir wund.?Erst noch so lange bis Nacht! Dann noch vier Stunden zu warten! Hohe Sonne, du weilst, und du beschauest dein Rom!?Gr??eres sahest du nichts und wirst nichts Gr??eres sehen,?Wie es dein Priester Horaz in der Entzückung versprach.?Aber heute verweile mir nicht und wende die Blicke?Von dem Siebengebirg früher und williger ab!?Einem Dichter zuliebe verkürze die herrlichen Stunden,?Die mit begierigem Blick selig der Maler genie?t;?Glühend blicke noch schnell zu diesen hohen Fassaden,?Kuppeln und S?ulen zuletzt und Obelisken herauf;?Stürze dich eilig ins Meer, um morgen früher zu sehen,?Was Jahrhunderte schon g?ttliche Lust dir gew?hrt:?Diese feuchten, mit Rohr so lange bewachsnen Gestade,?Diese mit B?umen und Busch düster beschatteten H?hn.?Wenig Hütten zeigten sie erst; dann sahst du auf einmal?Sie vom wimmelnden Volk glücklicher R?uber belebt.?Alles schleppten sie drauf an diese St?tte zusammen:?Kaum war das übrige Rund deiner Betrachtung noch wert.?Sahst eine Welt hier entstehn, sahst dann eine Welt hier in Trümmern, Aus den Trümmern aufs neu fast eine gr??ere Welt!?Da? ich diese noch lange von dir beleuchtet erblicke,?Spinne die Parze mir klug langsam den Faden herab,?Aber sie eile herbei, die sch?n bezeichnete Stunde! --?Glücklich! h?r ich sie schon? Nein, doch ich h?re schon Drei. So, ihr lieben Musen, betrogt ihr wieder die L?nge?Dieser Weile, die mich von der Geliebten getrennt.?Lebet wohl! Nun eil ich und fürcht euch nicht zu beleidgen: Denn ihr Stolzen, ihr gebt Amorn doch immer den Rang.
16.
?Warum bist du, Geliebter, nicht heute zur Vigne gekommen??Einsam, wie ich versprach, wartet ich oben auf dich.? --?Beste, schon war ich hinein; da sah ich zum Glücke den Oheim Neben den St?cken, bemüht, hin sich und her sich zu drehn.?Schleichend eilt ich hinaus! -- ?O welch ein Irrtum ergriff dich! Eine Scheuche nur wars, was dich vertrieb! Die Gestalt?Flickten wir emsig zusammen aus alten Kleidern und Rohren,?Emsig half ich daran, selbst mir zu schaden bemüht.? --?Nun, des Alten Wunsch ist erfüllt: den losesten Vogel?Scheucht' er heute, der ihm G?rtchen und Nichte bestiehlt.
17.
Manche T?ne sind mir Verdru?, doch bleibet am meisten?Hundegebell mir
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