Roemische Elegien | Page 2

Johann Wolfgang von Goethe
geweiht.?Schalkhaft, munter und ernst begehen wir heimliche Feste,?Und das Schweigen geziemt allen Geweihten genau.?Eh' an die Ferse lockten wir selbst durch gr??liche Taten?Uns die Erinnyen her, wagten es eher, des Zeus?Hartes Gericht am rollenden Rad und Felsen zu dulden,?Als dem reizenden Dienst unser Gemüt zu entziehn.?Diese G?ttin, sie hei?t Gelegenheit, lernet sie kennen!?Sie erscheinet euch oft, immer in andrer Gestalt.?Tochter des Proteus m?chte sie sein, mit Thetis gezeuget,?Deren verwandelte List manchen Heroen betrog.?So betrügt nun die Tochter den Unerfahrnen, den Bl?den:?Schlummernde necket sie stets, Wachende fliegt sie vorbei;?Gern ergibt sie sich nur dem raschen, t?tigen Manne,?Dieser findet sie zahm, spielend und z?rtlich und hold.?Einst erschien sie auch mir, ein br?unliches M?dchen, die Haare Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab,?Kurze Locken ringelten sich ums zierliche H?lschen,?Ungeflochtenes Haar krauste vom Scheitel sich auf.?Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende: lieblich?Gab sie Umarmung und Ku? bald mir gelehrig zurück.?O wie war ich beglückt! -- Doch stille, die Zeit ist vorüber, Und umwunden bin ich, r?mische Flechten, von euch.
5.
Froh empfind ich mich nun auf klassischem Boden begeistert, Vor- und Mitwelt spricht lauter und reizender mir.?Hier befolg ich den Rat, durchbl?ttre die Werke der Alten?Mit gesch?ftiger Hand, t?glich mit neuem Genu?.?Aber die N?chte hindurch h?lt Amor mich anders besch?ftigt; Werd ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt beglückt. Und belehr ich mich nicht, indem ich des lieblichen Busens?Formen sp?he, die Hand leite die Hüften hinab??Dann versteh ich den Marmor erst recht: ich denk und vergleiche, Sehe mit fühlendem Aug, fühle mit sehender Hand.?Raubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages, Gibt sie Stunden der Nacht mir zur Entsch?digung hin.?Wird doch nicht immer gekü?t, es wird vernünftig gesprochen, überf?llt sie der Schlaf, lieg ich und denke mir viel.?Oftmals hab ich auch schon in ihren Armen gedichtet?Und des Hexameters Ma? leise mit fingernder Hand?Ihr auf den Rücken gez?hlt. Sie atmet in lieblichem Schlummer, Und es durchglühet ihr Hauch mir bis ins Tiefste die Brust. Amor schüret die Lamp' indes und gedenket der Zeiten,?Da er den n?mlichen Dienst seinen Triumvirn getan.
6.
?Kannst du, o Grausamer, mich mit solchen Worten betrüben??Reden so bitter und hart liebende M?nner bei euch??Wenn das Volk mich verklagt, ich mu? es dulden! und bin ich Etwa nicht schuldig? Doch ach! Schuldig nur bin ich mit dir! Diese Kleider, sie sind der neidischen Nachbarin Zeugen,?Da? die Witwe nicht mehr einsam den Gatten beweint.?Bist du ohne Bedacht nicht oft bei Mondschein gekommen,?Grau, im dunklen Surtout, hinten gerundet das Haar??Hast du dir scherzend nicht selbst die geistliche Maske gew?hlet? Soll's ein Pr?late denn sein -- gut, der Pr?late bist du!?In dem geistlichen Rom, kaum scheint es zu Glaubens, doch schw?r ich: Nie hat ein Geistlicher sich meiner Umarmung gefreut.?Arm bin ich, leider! und jung, und wohlbekannt den Verführern: Falconieri hat mir oft in die Augen gegafft,?Und ein Kuppler Albanis mich mit gewichtigen Zetteln?Bald nach Ostia, bald nach den vier Brunnen gelockt.?Aber wer nicht kam, war das M?dchen. So hab ich von Herzen?Rotstrumpf immer geha?t und Violettstrumpf dazu.?Denn >ihr M?dchen bleibt am Ende doch die Betrognen 7.
O wie fühl ich in Rom mich so froh, gedenk ich der Zeiten,?Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,?Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte, Farb- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,?Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes?Düstre Wege zu sp?hn, still in Betrachtung versank.?Nun umleuchtet der Glanz des helleren ?thers die Stirne.?Ph?bus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.?Sternhell gl?nzet die Nacht, sie klingt von weichen Ges?ngen, Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.?Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Tr?um ich? Empf?nget Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast??Ach, hier lieg ich und strecke nach deinen Knieen die H?nde Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!?Wie ich hereingekommen, ich kanns nicht sagen: es fa?te?Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.?Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten??Irrte die Sch?ne? Vergib! La? mir des Irrtums Gewinn!?Deine Tochter Fortuna, sie auch! die herrlichsten Gaben?Teilt als ein M?dchen sie aus, wie es die Laune gebeut.?Bist du der wirtliche Gott? O dann
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 8
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.